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Jahreskongress des Bundesverbandes Freier Radios

Ohne uns gibt’s kein wir. Peter Nowak über die freien Radios als (ehemals) soziale Bewegung.

Nicht autorisiert…
Krisenzeit: Jahreskongress des Bundesverbandes Freier Radios
Von Peter Nowak

»Kommt mindestens ein Freies Radio nach Berlin?“ Diese Frage sollten jetzt medienpolitische Sprecher aller im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien in einer Diskussionsrunde beantworten. Doch die Politiker blieben weg. Zwar kämpft die Initiative „Radiokampagne“ seit Jahren um eine Frequenz für einen nichtkommerziellen Sender in der Hauptstadt, doch „zur Zeit fehlt uns die Kraft zur Durchsetzung, und daher können uns die Politiker einfach ignorieren“, folgerte ein Aktivist der Radiokampagne.

Zu wenig Leute und Geld: Diese Klage war häufiger zu hören beim Jahreskongress des Bundesverbandes Freier Radios (BFR), am vergangenen Wochenende. Ein unzensiertes und unkommerzielles Sprachrohr der sozialen Bewegungen sollten die Freien Radios in den Gründertagen Anfang der 80er Jahre sein. Radio Dreyeckland aus Freiburg, Pionier der Bewegung, hatte seine Basis im Widerstand gegen das AKW Wyhl. Doch das Abflauen der sozialen Bewegungen ging auch an den Freien Radios nicht spurlos vorüber. Die Aufbruchsstimmung der ersten Jahre ist einer zähen Lobbyarbeit um Geld oder Frequenzen gewichen – obwohl Freie Radios oft anerkannt sind wie etwa „Radio Unerhört“ aus Marburg, demnächst zehn Jahre alt.

Doch das „gemeinsame Wir“ sei heute schwerer zu bestimmen“, meinte eine Aktivistin. Soll man den Weg vieler sozialer Bewegungen folgen und sich als Teil der Zivilgesellschaft begreifen? Das schlug Markus Beckedahl vom „Netzwerk Neue Medien“ vor. Er erhofft sich von den Freien Radios Unterstützung für die zähe Lobbyarbeit von Nichtregierungsorganisationen um das Recht auf freie Kommunikation.

Dieses Recht klagte auch das Freie Senderkombinat (fsk) aus Hamburg ein. Sendegebäude und Privatwohnung eines Redakteurs waren in der vergangenen Woche von der Polizei durchsucht worden – angeblich wegen eines Interviews, das ein fsk-Redakteur mit einem Sprecher der Hamburger Polizei geführt hatte. Das Gespräch wurde mitgeschnitten und einige Tage später unkommentiert ausgestrahlt. Doch der Polizist erstattete Anzeige, weil das Gespräch nicht autorisiert gewesen sei.«

(via Frankfurter Rundschau Online)

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