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Sendung vom 28.05.2004

Das Leaf Label ein Jahr lang links liegen lassen. Jetzt wieder zurückgekehrt ins Reich der experimentellen Klänge. Angezogen vom Cheapo, der stets verlegten Billigkauf-Werkschau des Labels. »Delivery Room« ist bestechend gut. Tony Morley, seines Zeichens Betriebsleiter des Ladens, setzt weiterhin auf Spagat. Sein Crossflow sorgt bei mir zur Zeit für große Unterhaltung: Western meets Techmex meets Jazzotronics. Extrem durchhörbar. Tipp!


Im Spielplan des Labels findet sich neuerdings Bill Wells, der sein altes Trio strich und sich nun von einem Gast-Trio begleiten lässt (Barbara Morgenstern – Annie Whitehead – Stefan Schneider). Auf der EP »pick up sticks« findet sich alles, was man an Bill Wells mag – nur anders. Für einen Slowstepper wie mich genau das Richtige. Apropos Crossflow: Slicker (»we all have a plan«) feat. Slum Village, Phil Ranelin, Telefon Tel Aviv, Sugar Hill, L’Altra, Pulseprogramming u.a. (Hefty Records) ist Rührei des Monats. Die Zutaten: Joghurtschaum, Trüffelöl und Reibekäse. Wer die Anteilseigner von Slicker kennt, weiß, wovon ich rede. Chefkoch ist der Labelbetreiber selbst. Electronic IndieHop nennt man das wohl.

Enik, der Weichmacher des Rosenheimer Duos Funkstörung, darf sich von diesem Begriff ruhig angesprochen fühlen. »Without a bark« (Wonder) ist allerdings im Orchestergraben seines Laptops enstanden. Eine vernünftige Zuteilung erübrigt sich daher. Mein Vorschlag: Abstract Motion-Pop. Seine unfügsamen Arrangements zeugen von einer großen Liebe für’s Detail. Und von einem inneren Chaos. Außergewöhnlich ist vor alllem der Gesang. Sein Vortrag ist druckvoll und intensiv, innehalten kaum möglich. Schwächewellen gibt es kaum. Kein Wunder: Wer in einem Jahr 100 Songs schreibt, um letztlich sechs zu veröffentlichen, gibt sich selten zufrieden.

Wer mehr Ordnung braucht, findet sie bei der Music Liberation Front Sweden. Ihr Debutalbum »though i wasn’t doing much i felt more satisfied with my general situation than i should have been« wurde soeben von saasfee* veröffentlicht. Zwar bringen die Schweden ebenfalls diverse Genres durch- bzw. zueinander, nur haben sie anders sortiert: ihre Electro Terror Bleeps liegen gleich neben den Punk Patterns und ihren überdosierten Hypnobeats. Extrem NEU!, das! Für Langschläfer.

Sendung vom 28.05.2004 – Radio X
01. Mediengruppe Telekommander – Bis zum Erbrechen Schreien (Mute)
02. The Beta Band – Troubles (Regal/EMI)
03. Bill Wells – A soldier’s shoulder (The Leaf Label)
04. Murcof – Memoria [V.A. Delivery Room] (The Leaf Label)
05. 310 – Exumix [V.A. Delivery Room] (The Leaf Label)
06. Enik – Tired heads (Wonder)
07. Daedelus – The Brazilianaire (Laboratory Instinct)
08. Slicker – (Hefty Records)
09. Slicker – (Hefty Records)
10. The Music Liberation Front Sweden – I’ll follow you down (saasfee*)
11. The Music Liberation Front Sweden – innerSpace (saasfee*)

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