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2004

Plattenmai

„Wir werden leider das Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt“ – beginnen die Sterne ihr neues, erstmals vollständig eigenproduziertes Album Das Weltall ist zu weit (V2). Diffusionen der Art sind es vielleicht, dass gerade wieder Musik erscheint, die sich ausdrücklicher politisch gibt. Den Sternen ist dabei eine äußerst geradlinige Platte gelungen, bei der sich allerdings ausgerechnet der gesungene Sitzstreik „Wir rühren uns nicht vom Fleck“ mit ca. 1000 Gästen als Bremser erweist. Als Allstarprojekt gefällt mir Das Bierbeben da schon eher, bei dem Mitglieder aus aller Herren Bands zusammenkamen. Die Stücke von No Future No Past (Shitkatapult) funktionieren mehr oder weniger alle nach dem selben Prinzip: über das immergleiche Amplitudenhüpf plus Gitarrenriff werden bewusst plakative Einfachstparolen („Schlag Deinen Fernseher kaputt“) mantraiisiert und der Tanzmeute eingebläut. Von Simpeln für Simpel. Wirkt. Gilt erst recht für die Mediengruppe Telekommander (Die Ganze Kraft einer Kultur (Mute)): Deren Texte sind teilweise sogar noch redundanter („Was was der Panzer!“), es finden sich aber auch solche, die so gedreht sind, dass sie sich ständig selbst einholen. Ist aber eigentlich auch egal, wenn Fettbässe und anderes Soundgebrätze einen zum Mitshouten zwingen. (Es darf vermutet werden, dass Konzerte der Mediengruppe konditionsschlauchende Tollereien sind.) Das kann ich mir – trotz aller Hymnen auf die Livefähigkeiten dieser Band – nun so gar nicht bei Stella vorstellen, deren Neuling Better Days Sounds Great“ (Lado) so vorausschaubar und langweilig geraten ist, dass ich auch die textliche Selbststilisierung als „Wir waren auch schon immer Freaks und anders“ nurmehr missgünstig aufnehmen kann.

Freddy Fridge • Averell D. • Veranda Ghostface

Spät Frühstücken mag jeder. Das 603qm fängt vor Zwei gar nicht erst an. Zum Buffet gibt’s Schall und Rauch vom Plattenteller. Diesen Sonntag: Freddy Fridge, Averell D. und Veranda Ghostface. Die Veranstaltung findet unter dem Motto »Märchen« statt (gilt nicht für die Musik, an den Decks wird gefreestyled).


Veranda Ghostface ist böse
Sonntag, 20. Juni – Alexanderstr. 2 – Darmstadt – Beginn 14 Uhr

Generation Pop!

Kann man schauen, muss man aber nicht: Generation POP! Rundschau-Redakteur Harald Keller übt zwar barsche Kritik an der vierteiligen WDR-Dokumentation, noch ist es aber nicht zu spät, sich sein eigenes Bild davon zu machen. Die weiteren Folgen:

18.6. »Sanftes & Samtcord«
25.6. »Poesie & Protest«
02.7. »Disco & Dauerlutscher!«
WDR – Beginn jeweils um 23 Uhr

Mix, Burn & R.I.P. zum Download

Janko Röttgers stellt jetzt sein Buch „Mix, Burn & R.I.P. Das Ende der Musikindustrie“ als PDF zur Verfügung, und zwar hier.

Über Filesharing, P2P und die Konsequenzen daraus berichtet er ja überdies schon geraume Zeit in seinem Weblog.

StickerNation

StickerNation nach Schönheitsoperation reif für die Beautyfarm. Pflichtlektüre für Street Art Rebels.

(oder anders ausgedrückt: StickerNation mit verbessertem Layout. Gute Gelegenheit, auf die Seite hinzuweisen)

Jimmy Draht 6 – Platte

Obgleich das Vinyl in den letzten Jahren auf dem Weg nach oben war, wird es letztlich doch nur eine Frage der Zeit sein, bis die Scheiben komplett verschwunden sind. Dieser Meinung ist auch Jimmy Draht (ja, auf seiner Seite gibt’s nix zum Klicken), der dem Medium nun ein Kunstband widmet.

Fast vom Aussterben bedroht, geht bis heute eine fast magische Anziehungskraft von diesem Medium aus, welche, je mehr dieses aus der alltäglichen Gegenwart verschwindet, mehr und mehr Projektionsfläche für künstlerisches Treiben bietet.

»Jimmy Draht 6« hat das Format einer LP. Neben einer Schallplatte finden sich 10 dreifarbig siebbedruckte Kartonplatten von diversen Künstlern. Das Audio (via Charhizma) bietet Musik von Dieb 13, Erik M. und Otomo Yoshihide. Bestellen kann man das Teil im Sortiment.

Und so sieht die Gegenwart aus: Insgesamt 223,7 Millionen Tonträger wurden im Jahr 2002 in Deutschland verkauft, davon 186,9 Millionen Longplayer. Vinyl-LPs wurden 900.000 abgesetzt, etwa 30 davon an mich. Hinzu kommen nochmal 900.000 Vinyl-Maxis. Trend stabil.

Madvillain – Madvillainy (Stones Throw)

Also, ich habe ja keine Ahnung von zeitgenössischem Hiphop, zeigt sich auch daran, wie ich auf diese Platte aufmerksam wurde, über das Cover nämlich. Einer mit Maske, dachte ich gleich, aha, gibts doch grad diesen Sido/MeinBlock-Typen, da ist das auch so, hat der wohl von da geklaut. Könnte stimmen:
Madvillain ist das gemeinsame Projekt von Madlib, des derzeit wohl prominentesten Hiphop-Produzenten und MF Doom, ganz früher mal MC bei KMD, nach Jahren aus der Versenkung seit ca. 2001 solo und nurmehr maskiert unterwegs.
Trotzdem ich aus eher musikfernen Gründen zu hören begann, erfüllt das Album meine gar nicht vorhandenen kühnsten Erwartungen. So stelle ich mir Hiphop vor, wenn er genial ist, nämlich: das große Verbraten und -kuppeln von allem.
Dauernd ändert sich was, nie kannst du wissen, was als nächstes kommt. Kaum einer der Tracks ist länger als 2 Minuten, geradezu Punkhaltung, kurze Skizzen, an denen mal kurz was durchgespielt wird, und genommen wird, was gerade rumliegt: irre Klavierläufe, TV-Commercials, Akkordeons. Zusammen hält das die ruhigrauchige Stimme des MF Doom, der auffällig assonanzlastig rappt, was den bruchstückhaften Eindruck eher noch unterstützt.
Kann man sich oft anhören, das Ding, und entdeckt wahrscheinlich immer wieder neues. Empfehlung, dringende.