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Mai 2006

V.A. – Jellyfish

In den letzten Wochen hat sich mein Hörverhalten grundlegend verändert, sagen wir, wurde bereichert durch etwas, dass seit einigen Monaten schwer die Runde macht: Ich habe die MP3-Blogs für mich entdeckt und über sie viele Bands, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört habe. MP3-Blogs basieren auf dem Prinzip, freie MP3s, die im Netz umhergeistern, zu sammeln und darüber gegebenenfalls etwas zu schreiben (eine Liste solcher MP3-Blogs findet sich bei uns unter Links). Für Bands besteht darin die Chance, auf sich aufmerksam zu machen, und für uns, die Besucher dieser Seiten, gibt es wiederum die Möglichkeit, Bands kennen zu lernen, die auf kein besonders großes Presseecho gestoßen sind, die vielleicht nicht einmal einen Vertrieb haben, also praktisch gar nicht existieren. So sind in den letzten Wochen etliche Bands in einem Ordner gelandet, den ich irgendwann Jellyfish nannte. In ihm finden sich 13 Songs, die allesamt großartig sind, alles freie MP3s, von den Bands ins Netz gestellt. Es empfiehlt sich, die Songs am Stück herunter zu laden und in der richtigen Reihenfolge zu hören, da ich bei der Zusammenstellung an einer gewissen Dramaturgie gearbeitet habe. Wer die Songs einzeln hören möchte, liest jetzt einfach weiter. Außerdem habe ich einen Direktlink auf die entsprechende Bandseite gesetzt. Ach ja, wer wissen möchte, um welche Musikrichtung es sich bei diesem Mix handelt: 100% Indierock. Kam so. [PDF-COVER DOWNLOAD]
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Netz Klang wieder am Start

Wer unseren Podcast vielleicht ganz gerne hört, sollte sich aber erst recht und unbedingt Netz Klang reintun.

Tobi Tobsucht (u. a. Rest-Labelmacher) sendet schon seit geraumer Zeit auf mth-electro bei shouted.fm (meinem derzeit sowieso liebsten Internetradio) und stellt neueste Netlabel-Tracks vor. Während das lange Zeit nur im Livestream zu hören war, jetzt seit neuestem auch als Podcast zum Runterladen. Es gab eine dreimonatige Pause, jetzt ist Netz Klang wieder am Start.

Während ich hier mich ja nur einmal im Monat melde und Euch selten länger als eine Stunde belästigen will, macht Tobi jeden (!) Montag zwei Stunden (!!) Programm mit sehr unterhaltsamer Moderation und – wieder im Gegensatz zu mir – kennt er sich wirklich aus, d. h. verfügt nicht nur über entsprechenden musikalischen Background, sondern kennt tatsächlich einen Großteil der Leute, über die er da redet, während ich ja meistens nur Tracktitel und Netlabelseite runterbete.

Und: wie ich jetzt beim Hören der letzten beiden Sendungen merke: wird es nicht ausbleiben, dass natürlich eine Menge Stücke oder Alben, die in Netzklang vorkamen, dann später auch im Machtdose Podcast landen (z. T. weil ich erst darüber aufmerksam werde, öfter aber, weil wir dann eben dasselbe vom Durchhören her auswählen).

Jedenfalls, wer einen regelmäßigen und profunden Überblick ins Netlabelland haben will, dem sei ausdrücklich und dringend Netz Klang empfohlen.

(Das einzige was ich vielleicht zu meckern hätte ist ja, dass in der Sendung oft das Mikro ins Übersteuerte zerrt)

The Knife

Mitte Mai, Zeit für einen kleinen Musik-Rückblick. Der Jahrhundert-Jahrgang aus dem letzten Jahr steckt mir noch im Magen, also, Bälle flach halten und hoffen, dass die ein oder andere Neuerscheinung jene Euphorie auszulösen vermag, die mich letztes Jahr gleich mehrmals umgehauen hatte. Straft mich Lügen, aber der ganz große Wurf blieb bisher aus. Hot Chip vielleicht? Die London Supergroup hat wahrscheinlich das Sommeralbum 2006 veröffentlicht. Titelstory in der Groove, Platte des Monats in der Spex, gute Abspielwerte in der Machtdose. Keine schlechten Referenzen für eine Band, die über ihren Underground-Status bisher nicht hinauskam. Aber so richtig klasse ist das Album dann auch nicht, will heißen: Wir haben es hier mit keinem BIG Player zu tun.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine ganz andere Platte, »Silent Shout» nämlich von The Knife. Karin und Olof Dreijer, maskentragendes Geschwisterpaar aus Schweden, begeistern mich für etwas, was ich längst hinter mir gelassen habe: New Wave. Der Sound von The Knife ist eine Melange aus Dunkelheit und 80er-Jahre-Synthie-Pop, in seinen besten Momenten so unglaublich abgedreht, dass es mir die Sprache verschlägt, und sehr, sehr originell. In diesem Jahr gab’s nicht viele Songs, die besser ballern als »We share our mother’s health«. Du stirbst. Klasse: »Like a Pen« – hüpfender Robotrack zum tanzen. Auch klasse: »Silent Shout«, ihre erste Singleauskopplung. Wächst mit der Zeit. Mochte ich anfangs nicht so richtig, wird dann aber immer besser. Das Synthiegejaule macht wahnsinnig. Und ebenfalls klasse: »Na na na« für die sanfteren Augenblicke. In diesem Zusammenhang ruhig einen Blick auf ihre bisherigen Alben werfen. Da findet man »Heartbeats« von ihrem Album »Deep Cuts«. Toller Track, der übrigens von Josæ Gonzà¡lez brillant gecovert und vom dänischen Regisseur Nicolai Fuglsig genial in Szene gesetzt wurde. In dem Video hüpfen 250.000 verschiedenfarbige Flummis die Hügel von San Francisco hinunter. Dass der Clip eigentlich Werbung ist, kann man getrost ausblenden und tut kaum etwas zur Sache. Knifes Vorgängeralbum »Deep Cuts« ist nicht minder ausgefallen. Echte Neuentdeckung!

Sendung vom 09.03.06 – Radio X
01. Belle & Sebastian — Song for sunshine (Rough Trade)
02. The Knife — Silent Shout (Rabid Records/V2)
03. The Knife — We share our mother’s health (Rabid Records/V2)
04. Jimmy Edgar — Personal Information (Warp)
05. Azzido Da Bass & Johnny Blake — Lonely by your side (Luscious Sounds)
06. Tiga — Pleasure from the Bass (PIAS)
07. Coldcut — Man in a garage [Bonobo RMX] (Ninja Tune)
08. Caribou — Tits & Ass: The Great Canadian Weekend (The Leaf Label)
09. Hanne Hukkelberg — Ease (The Leaf Label)
10. Deckard — Noir Desire (Equinox Records)
11. Woog Riots — Commercial Suicide (What’s So Funny About)

Apple On A Tree

Apropos Blumfeld. Apropos Apfelmann: Den sehr viel besseren Apfelsong hat ein ganz anderer geschrieben. Phoenix The Devourer heißt er, Songwriter ist er, in diesem Song zumindest. Angeblich kommt er aus Darmstadt. Lupenreiner Spaßmacher. Erst mal gehört, wird er euch immer und überall begleiten, mindestens aber einen Tag lang, im Supermarkt, auf dem Laufpfad, mittags wie abends. Ein Ohrwurm, oh ja! Und das Video erst! Eins der besten Videos der vergangenen Monate. Astrid Rieger und Zeljko Vidovic (Kamera: Mark Liedtke) haben es gemacht, alte HfG-Kollegen von mir, und ich bin froh, dass es direkt im Netz gelandet ist. Herrlich, wie alles Mensch Natur wird, wo Natur Mensch sein will, und gute Laune, von der Väth nur träumen kann, im Song wie im Video. Fressen und gefressen werden. Subgenre: Tragikomik. Gepfiffen wird auch, am Ende. YAOUHHH… Und jetzt alle: »All I want to be is an apple on a tree«. Dennoch wär‘ ich lieber der Baum. Der lebt länger.

The Real Yes Man?

Okok, das ist so ungefähr eine der lustigsten Geschichten seit langem, wird sicher bös‘ die Runde machen und wahrscheinlich in einer Stunde spätestens bei Spiegel online sein, aber ich will sie auch niemandem vorenthalten. Hier die Story: Die BBC will einen Experten interviewen, der sich irgendwie in Sachen Musikindustrie und Internet auskennt. Kurz vor der Sendung ist der noch nicht im Studio, man wird hektisch und rennt schnell in die Rezeption, ah! da ist er ja und schwuppdich sitzt der Typ auch schon auf dem Studiostuhl und es kann losgehen mit der Sendung.


I am very surprised to see this verdict to come on me,
because I was not expecting that!

Nur, der Typ ist gar nicht der Experte, sondern der Taxifahrer, der den Experten nach der Sendung heimfahren soll. Wie der jetzt vor der Kamera realisiert, was eigentlich grad passiert und sich irgendwie mit Pseudoexpertentum rauszulavieren versucht, ist sehr lustig und kann man sich in diesem Video anschauen. Vor allem: was ist nochmal gleich der Unterschied zwischen Expertentum und Pseudo-Expertentum?

(Die Geschichte bisschen detaillierter hier und habe ich via)

[Edit:] Der Taxifahrer ist kein Taxifahrer, sondern ein Bewerber, der denselben Vornamen hatte wie der Experte und dachte, das alles sei Teil des Job-Interviews. vgl. hier