Zum Inhalt springen

2007

velveteen – Home waters

velveteen - Home watersUnter »Shoegazing« werden bestimmte Spielarten der Weicheierei zusammengefasst. velveteen stehen für den Erhalt dieser Tradition, die C86 ihren Anfang nahm.

Jahresbilanz 2007

Wollen wir nicht viel Worte drum machen, weil noch genügend folgen. Was die allgemeine Qualität des Jahres betrifft, liegen die Meinungen zwischen uns dreien weiter auseinander, als es das Fazit vielleicht suggeriert (Gregor so: naja, Roland so: gar nicht mal so schlecht, Sebastian so: war schon mal besser). Was wahrscheinlich am fortschreitend sich verändernden Rezeptionsverhalten liegt (hin zu kurz, weg von lang). Oder so.

Bevor es endgültig losgeht, liebe Leser/innen, nicht vergessen, unbedingt Eure eigenen Toplists in die Kommentare versenken, sonst kriegt Ihr kein Geschenk und wie schade wäre das.
Weiterlesen »Jahresbilanz 2007

Die Blockflöte im Indie

Die Blockflöte. Kann jeder spielen, will aber keiner. Hohes Nervpotential. Kaum Obertöne, fiepsig-schriller Klang. Kann nicht an elektrischen Strom angeschlossen werden. Koffer zu klein für coole Sticker. Jahrelang um Weihnachten herum damit gequält worden. Als »Blockflötengesicht« beschimpft worden. Nach ein paar Monaten Blockflötenkreis die Musikerkarriere abgebrochen. Die Blockflöte, ein lange vernachlässigtes, wenn nicht gar verdrängtes Thema, da, wo sie keiner kennt: im Indie. Eine Sendung über das unglamouröseste Musikinstrument der Welt.

Sendung vom 13.12.2007 · Thema: BLOCKFLÖTE im Indie · zu Gast: Charlotte Brombach · 19 – 20 Uhr · Radio X · zum Livestream
1. Caribou – Bees (The Leaf Label)
2. Led Zeppelin – Stairway to Heaven (natürlich nur angespielt…)
3. The Moldy Peaches – Nothing came out (Rough Trade)
4. The Left Outsides – A Kingdom of my Own (self released CDR)
5. Lydia Daher – Schöner als draußen (Trikont)
6. Gustav – We shall overcome (Mosz)
7. Sufjan Stevens – The Predatory Wasp of Palisades Is out To Get Us! (Rough Trade)
8. Rufus Wainwright – Rules and Regulations (Geffen Records)
9. Magnetic Fields – Blue You (Circus Music)
10. Beck – Farewell Ride [Subtle Remix] (Interscope)
11. Listen with Sarah – Blue Parsley (Sunday Best)

Wo war sie zu finden? Zum Beispiel da, wo Folkeinflüsse mit unbekümmert exzentrischem Do-it-Yourself zusammenkommen. Auffällig oft bestehen diese Bands aus einer jungen Frau mit Laptop oder einem jungen Mann, der neben dreiundachtzig Instrumenten eben auch noch die Blockflöte spielt. Ebenfalls auffällig: die häufige Koexistenz des Glockenspiels. Läßt sich anhand der Chronologie der Musikersozialisation erklären: nach den Rasseln aus zerdepperten Glühbirnen in Pappmaché kommt der Eierschneider auf der Kabadose (plingpling), dann das Glockenspiel, dann die Blockflöte.

Die Sendung war übrigens super. Hart in der Recherche, hintenraus ein Kinderspiel. Klänge auch als Mixtape gut. Fällt euch noch ein Blockflötenlied ein?

Little Dragon a.k.a. Yukimi Nagano

Göteborgs Szeneviertel »Haga« im späten August: die Sonne scheint, die Straßencafés sind voll von jungen, stylischen Leuten. Im Minutentakt kommen junge Väter und Mütter mit Kinderwagen vorbei. Die typisch entspannte skandinavische Atmosphäre. In der klaren Luft scheint ein besonderes Kreativitäts-Elixier verborgen zu sein. Nicht nur schwedisches Design von Jeansmarken wie Nudie und Acne sind derzeit weltweit gefragt, sondern auch die fast schon unkategorisierbare Musik einer Band wie ”The Knife«. Mystischer Schwedenpop, der für die dunkle, winterliche Seite des Landes steht. Denn es gibt eben nicht nur das helle Land der Mitt-Sommernacht.

In einer Seitenstraße von Haga wohnt Yukimi Nagano, Schwedin mit japanischen und amerikanischen Wurzeln. Bekannt wurde sie durch ihre Gastauftritte bei Stockholms Clubjazz-Band »Koop«, aber auch durch den Track »Keep you Kimi« von »Hird« aus Göteborg. Was weniger bekannt ist: Yukimi ist auch als Backgroundsängerin aktiv bei den Konzerten von Göteborgs Folk-Superstar José Gonzalez. Er wiederum wurde durch das folkige Cover von The Knife’s »Heartbeats« berühmt – da schließt sich also ein Kreis. Außerdem erscheint ihr neues, eigenes Projekt »Little Dragon« auf dem englischen Label Peacefrog, bei dem auch Gonzalez unter Vertrag ist. Ein Gespräch über Feuer und Wasser an der schwedischen Westküste. Von Stefan Müller

Homepage von Little Dragon

Weiterlesen »Little Dragon a.k.a. Yukimi Nagano

Duette

DuetteBald steht wieder die Jahresbilanz an, also unsere persönliche Auswahl der besten Alben, Songs und Konzerte aus dem Jahr 2007. Traditionell rufen wir Euch dann zum Mitmachen auf, d.h. zum Abgeben der eigenen Jahreslieblinge in den Kommentaren.

Das lohnt sich, weil: unter den Kommentierenden losen wir jeweils eine/einen aus, der/die uns ein Thema für eine zu erstellende Musikkompilation vorgibt.

Letztes Jahr traf das Losglück unseren Freund Carsten. Der wählte das Thema »Duette« und deshalb heißt der folgende Sampler auch so. Carsten wird ihn nun in der Edel-CD-Ausgabe erhalten; das beste aber ist: jeder, der bei der baldigen Jahresbilanz mitmacht und uns dort in den Kommentaren mit seiner eigenen Bestenliste beehrt, bekommt ihn ebenfalls als Präsent überreicht (diesmal für die Festplatte) – und hat gleichzeitig die Chance, ausgelost zu werden für das Thema des nächstjährigen Geschenksamplers. Alles klar?

Jetzt aber zu den Duetten, hier unsere Nominierten glücklich Paarender im Sang:

1. Rosie Thomas & Sufjan Stevens – Say Hello
Rosie Thomas hat mal öffentlich gescherzt, sie habe mit dem hiesigen Singpartner ein Kind gezeugt, was einige publizistische Verwirrung nach sich zog. Dabei ist es doch hier. Klein, putzig & sagt hallo.

2. Patrick Wolf & Marianne Faithfull – Magpie
Die alte Dame Faithfull erzählt mit lässiger Grandezza vom kleinen Jungen – was Jungpatrick ja auch irgendwie ist, weil er ja durchaus sowas Peter Paniges hat.

3. Nusrat Fateh Ali Khan & Eddi Vedder – The Face Of Love
Eddie Vedder duettierte auf dem Soundtrack »Dead Man Walking« mit Nusrat Fateh Ali Khan. Hartes Duell. Vedders ungeschärfter Klagengesang trifft auf den großen Stimmenmeister Khan. Trägt die 10 Minuten in jeder Sekunde. »Jeena kaisa Pyar bina – what is life without love«? Das Motto der nächsten Love Parade? Oder einfach nur Leitmotiv eines jeden Duetts?

4. Emirsian & Karekin Emirze – Achtschig Sirunag
Alte Kassettendemoaufnahme, die Emirsian nach dem Tod seines Vaters Karekin Emirze in einer Kiste entdeckte. Hat seinen Duettpart nachträglich eingemischt und die Produktion auf 2007 gebracht. Experiment geglückt. Der LoFi-ige Fundgesang zerlegt das Stück in zwei angenehm unterscheidbare Hälften: neu und alt.

5. PJ Harvey & Thom Yorke – This Mess We’re In
Wenn das nicht, was dann. Herausragend, weil beide in ihrem je spezifischen Gesang sich ergänzen und zugleich jeweils die traditionellen Singrollen des anderen Geschlechts einnehmen (Yorke greint, Harvey kommentiert abgeklärt). Eins der besten Duette je, kein Zweifel.

6. Anna Ternheim & Fyfe Dangerfield – Lovers Dream
Dann das: Vielleicht eins der besten Duette der letzten Jahre. Leise, still und heimlich und irgendwo im Nirgendwo. Obwohl beide, sowohl Anna Ternheim als auch Fyfe Dangerfield, seines Zeichens Sänger der Guillemots, eine beachtliche Popularität erlangt haben, ist »Lovers Dream« der große Erfolg bisher vergönnt geblieben. Zu schade.

7. Jeff Buckley & Elizabeth Fraser – All Flowers In Time
Zwei Schönheiten: die engelsgleiche Liz, ehemalige Sängerin der Cocteau Twins und der früh verstorbene Jeff Buckley. Damals waren die beiden ein Paar, und der Song enthält auch die sehr schöne Paarzeile: »It’s okay to be angry – but not to hurt me.« Spart den Eheberater.

8. Iggy Pop & Kate Pierson – Candy
Catherine Elizabeth Pierson, Mitgründerin der geschätzten The B-52’s, im Duett mit der Body-Training-Legende Iggy Pop. »Candy« ist NineteenNinety Gutelaune-Pop, aus einer Zeit, in der No Future Pause machte.

9. Stars – Midnight Coward
Dass auf einem Duettsampler der herzschmelzende Zwiegesang der Stars nicht fehlen darf, ist klar, sich für einen bestimmten Song zu entscheiden allerdings schwierig. Unser Vorschlag: »Midnight Coward´. – Ein frisch ver- oder angeliebtes Pärchen steht um Mitternacht vor dem Haus der Frau und weiß nicht, was es machen soll. Ein solider Stoff für ein Duett, das klassischer und einprägsamer wohl kaum sein kann.

10. Peter Bjorn & John feat. Victoria Bergsman – Young Folks
Von Nena irgendwann mal zerhackbreit, zeigen die vier Schweden mit ihrem Song »Young Folks«, wie ein globaler Champion zu klingen hat. Mag u.U. ein wenig aus der Mode gekommen sein (der übliche Rotationsverschleiß), ist aber als Ehrung für einen der besten und wichtigsten Songs der vergangenen Jahre zu verstehen. Danke dafür.

11. The Moldy Peaches – Lucky Number Nine
Ach ja, die Zeiten, als Adam Green und Kimya Dawson noch unter Moldy Peaches die Welt verzauberten. Das hat einfach gepasst. Noch fünf, sechs Jahre und wir werden der Zeit nachtrauern.

12. Calexico & Marianne Dissard – Ballad Of Cable Hogue
Calexico haben in den letzten Jahren systematisch geplündert. Den Folk, Portugals Fado, Polka und Walzer, Surf and Twang und französische Chansons. Dazu Duette mit Nancy Sinatra, Neko Case, Laura Cantrell, dem Gotan Project sowie Marianne Dissard, die mit Joey Burns zusammen das Duett »Ballad Of Cable Hogue« auf dem Album »Hot Rail« sang. Im Ergebnis eine der abwechslungsreichsten Bands des noch jungen Universums.

13. Nancy Sinatra & Lee Hazelwood – Down From Dover
»Eine der großen Schattenfiguren der Popgeschichte«, schreibt die New York Times 1999 über Lee Hazlewood. Und im Duett mit Nancy Sinatra treffen sich die beiden eigentümlichsten Stimmen überhaupt. Nicht wegzudenken aus der Musikgeschichte. Irgendwo links außen.