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Oktober 2008

Krijn shoots people

Es sind die kleinen Details, die das Normale in Krijn Van Noordwijks Fotografie abnorm erscheinen lassen. Hier eine Maske, da eine seltsame Brille, Fönfrisur und Brusttattoo, ein weit offener Mund auf dem Hinterkopf. Meist sind es auch einfach nur Grimassen, die gezogen werden, Stirnfalten, da und dort eine Brust oder stille Portraits. Macht gehörig Spaß, sich durch die Bildwelt Krijn shoots people durchzuklicken.

Krijn van Noordwijk
Portraits by Krijn van Noordwijk

Lieder vom Ende des Kapitalismus

Der Kapitalismus ist nicht am Ende, wie manche schon meinten – sondern er hat sich die Regierung zu eigen gemacht, behauptet zumindest TAZ-Redakteurin Ulrike Herrmann in der heutigen Wochenendausgabe. Und die schaut weg, wenn es um die Frage geht, wie es zu den Millardenlöchern in den Bankbilanzen kommen konnte. Das könnte einem ja die Laune verderben und schlechte Laune führt bekanntlich in die Rezession. Ziemlicher Schlamassel. Das soll aber nicht Thema sein. Klaus Walter spielt in seiner kommenden »WAS IST MUSIK«-Sendung auf BYTE.FM »Lieder vom Ende des Kapitalismus«. Wirtschaft und Musik haben zwar wenig miteinander zu tun – von der Musikwirtschaft mal ganz abgesehen – Walter wäre aber nicht Walter, wenn sich da keine Zusammenhänge entdecken ließen.

»Es war das Fin de Siecle, ein Mythos ohne Glanz. Man hatte sich so sehr an Schnelligkeit gewöhnt, daß sie nicht mehr leidenschaftlich und hoffnungsfroh beklatscht, sondern als Existenzgrundlage angesehen wurde. (…) Das Gewand, in dem die Zukunft daherkam, hatte nichts mehr von der Wunderhaftigkeit früherer Tage. Über Maschinen konnte man zwar mit jedem Winkel der Erde kommunizieren und es war die Rede davon, dass  es bald möglich wäre, ohne Körper zu reisen. Aber vieles im Leben der Menschen erinnerte doch an vergangene Epochen. (…) Zum Beispiel, dass die Erde eine Scheibe sei, die von der einen Seite von der Sonne beschienen würde, während die andere für ewig im Dunklen läge.« (Fin De Millenaire, Die Goldenen Zitronen 1996)
 
»J.T. arrangierte es, dass ich die Zuhälter befragen konnte. Er hatte mir erklärt, dass er alle Zuhälter besteuerte, die in seinen Gebäuden oder deren Umfeld arbeiteten. Einige bezahlten eine feste Gebühr, andere einen Prozentsatz ihrer Einnahmen – und alle zahlten gleichermaßen, indem sie J.T.´s Gangmitgliedern kostenlos Frauen zur Verfügung stellten.« (»Underground Economy – Was Gangs und Unternehmen gemeinsam haben«, Sudhir Venkatesh)

Starring The Beatles, Valentine Brothers, Britta, Terry Lynn, Talib Kweli & Cornel West, Schwefelgelb, Fred Wesley & The JB´s, Adamo, Cpt Kirk &, 50 Cent, Mos Def, Heaven 17, Mighty Ballistics Hi-Power, The Wirtschaftswunder…

BYTE.FM: Was ist Musik? Sonntag, 19.10. von 20-23 Uhr · Dienstag, 21.10. von 13-16 Uhr · Mittwoch von 22.10., 8-11 Uhr
 
Und für Schnellentschlossene noch dieser Tipp: »MADONNA UND WIR« Lese-Party mit Musik! Unter dem Motto »15 Minutes to Save the World« werden die Autoren im fliegenden Wechsel aus den Texten lesen, die sie für die im Suhrkamp-Verlag erschienene Anthologie »Madonna und Wir. Bekenntnisse« (Hrsg. von Kerstin und Sandra Grether) geschrieben haben. Dazu gibt’s passende Coverversionen und eigene Stücke, live vorgetragen auf Gitarre und Ukulele! Ein Abend, der nicht nur Madonna erklärt, sondern zum Beispiel auch die letzten 20 Jahre in der Hochglanzgesellschaft. Wie fühlt man sich eigentlich angesichts von Projektionsfiguren wie Madonna? Warum ist die Ikone von Pop-Feminismus und Disziplin immer noch cool? Und wieso nervt sie uns dann trotzdem so oft? Wie klingt es, wenn die Avantgarde »American Pie« singt? Was ist ein blondes DJ-Programm und warum steht Madonnas Songs ausgerechnet die Ukulele so gut? Wie war das noch mal mit Madame Ciccones Sex-Buch? Und was Amy dazu sagt. Ein heiterer und ernster Abend mit vielen Verwandlungen. Es lesen/spielen: Dietmar Dath, Detlef Diederichsen, Michael Girke, Sandra Grether, Christina Mohr, Klaus Walter, Frank Witzel, Jenni Zylka. Moderation: Kerstin Grether

»15 Minutes to Save the World« · Samstag, 18.10.2008 · Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20.00 Uhr · Nachtleben · FFM

Disco Love Machine

Schier unglaublich, diese vielen Millarden Buchstaben, die dieser Tage über Frankfurt herfallen. Empfänge, Lesungen und Hochgeist im Sekundentakt. Lassen wir das Überangebot für einen kurzen Augenblick außer Acht und konzentrieren uns auf eine Empfehlung, der am Samstag nachzugehen wäre und die, ähem, nichts mit Büchern zu tun hat: »Disco Love Machine« – Dokumentarfilm, Vortrag und Party mit Hans Nieswandt und Alexander Antonakis. In der Ankündigung heißt es:

DISCO LOVE MACHINE „Oliver Schwabes Handschrift im Filmgenre Dokumentation ist einzigartig. Seine Collagen aus deutschem TV-Material – Berichte, Nachrichten, Interviews, vergessenes Live-Material und Videos – haben eine besondere Erzählsprache. In seiner Vorgänger-Dokumentation »My Generation – Der Sound der Revolte« (UNERHÖRT! 2007) beschäftigte er sich mit dem Aufbegehren der Jugend von den 60ern bis heute, diesmal hat er sich mit der Doku »Disco Love Machine« dem Thema Disco gewidmet – dem Musikstil und dem Ort. »Die Temperaturen und der Umsatz steigen in den 8000 deutschen Diskotheken«, berichtet Ernst Peter Lueg 1979, als das Discofieber aus New York überschwappte. Die von Schwabe für den Film interviewten Musiker und DJs Hans Nieswandt und Khan ordnen das Phänomen, die Songs und Texte musik- und soziohistorisch ein und verdeutlichen den Bezug zum aktuellen Techno-House-Paralleluniversum. Als Zeitzeugen kommen Kurt Hauenstein (Supermax), Ramona Silver Convention) zu Wort. Vor allem aber spricht die Musik: Kristof Schreuf (ex-Kolossale Jugend) interpretiert einige Hits der Zeit neu. Und die ihren Meilensteinen gebührend lang gezeigten Auftritte von u. a. Sister Sledge, Barry White, The Trammps, Chic, Hot Chocolate, Depeche Mode, Gloria Gaynor, Donna Summer, Human League, The Cure, Grace Jones, Divine liefern einen Weltklasse-Soundtrack.“

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Website von Oliver Schwabe
Interview mit Hans Nieswandt in der Sub Culture

Disco Love Machine · Film Vortrag & Party · Samstag, 18.10.2008, Film ab 20 Uhr + Party ab etwa 23 Uhr mit Hans Nieswandt & Alexander Antonakis · Yachtklub · FFM

The Christian Ramones

Gabba Gabba Pray! Nicht die Kirche hat das Missionieren perfektioniert, sondern die Musik mit ihren Pfaffen. The Christian Ramones mit »Blitzkrieg Church« und drei weiteren Ramones-Klassikern. Eine sehr erbauliche und erstaunliche Form der Wanderpredigt. Der Rock’n’Roll bleibt halt a bisserl auf der Strecke.

(via Music For Maniacs)