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Amos gegen den Rest der Welt

Amos Gut möglich, dass ein Großteil der Bevölkerung gegenwärtig überhaupt nicht mitbekommt, wer Amos ist. Seine Single und sein Album könnten geradeheraus an uns vorbeiziehen, ohne groß Eindruck zu schinden. So ganz verstehen würde ich das nicht; »Party People« (Sounds of Subterrania), seine aktuelle Single, erweist sich nach mehrmaligem Hören als erstklassiger Song, der sich im spätabendlichen Zenit eines DJ-Sets vor nichts zu verstecken braucht. Der aus Persien stammende und in München lebende Musiker ist vielleicht eine Nummer zu schräg und ein klein bisschen zu undeutsch, um in hiesigen Arenen richtig fett zu punkten. Aber ich sag‘ euch, der Typ hat was. Fünf lange Jahre hat er der Legende nach an seinem Album »I can’t stop my feet« gearbeitet, sich nebenher als Designer und Regisseur von Musikvideos (u.a. »Wir sind bereit« von Christian Kreuz) verdingt und vor zwei Jahren mustergültig einen Majordeal abgeschlagen – der Künstlerehre wegen: »I don’t care about fame and money, especially not for any price. I want to prove that popular music can also be authentic. That’s why I can’t accept compromise«. Warum auch sollte der Mann Kompromisse eingehen? Würde er jedem seiner 250 Cousins ein Album verkaufen, wäre doch eigentlich alles in Butter (sein Großvater Nostallah Sufi-Siavach hatte angeblich 81 Frauen und 57 Kinder), wenigstens aber für die nächsten zwei Jahre. (Amos at MySpace)

Jan Gazarra Auf familiäre Rückendeckung dieser Größenordnung kann Jan Gazarra unter Garantie nicht bauen. Er kommt aus Deutschland und lebt in einem Tiefdruckgebiet, dicke Wolkendecke und so, allgemeine Niedergeschlagenheit, darüber ein wenig Sonnenlicht, das an die schönen Dinge des Lebens gemahnt. Der Titel seines zweiten Albums vermittelt eine vage Idee davon, mit welchen Dingen sich Gazarra wohl gerade herumschlägt: »Love Rules« (Sunday Service) ist eine Platte, die die Liebe feiert. Wie, ist Gazarra gleich, in Bezug auf die Produktionsmittel zumindest. Songschreiber ist er sowieso, einer mit Gitarre in der Hand, dahinter warten leichte Beats und ein dienstbarer Elektronikpark, hier ein wenig Club und Nacht, da Smog’sche Brüchigkeit bei Prince’schem Pathos. An manchen Stellen schimmern spektrale Lichterscheinungen durch. Hangout. Die zehn Songs auf »Love Rules« laufen über eine Länge von 41 Minuten unter aufregend unaufgeregtem Kunterbuntismus. Auch wenn es oft düster zugeht und die Schwermut obsiegt; Angst haben muss man hier vor nichts. Schon gar nicht vor der Liebe. (Jan Gazarra at MySpace)

Sendung vom 17.08.06 – Radio X – zum Livestream
01. Shitdisco — Disco Blood [Errors Remix] (Fierce Pan) [MySpace]
02. Shitdisco — I know Kung Fu (Fierce Pan) [MySpace]
03. New Young Pony Club — Get Lucky (Tirk) [MySpace]
04. New Young Pony Club — Ice Cream (Tirk) [MySpace]
05. Amos — Party People (Sounds of Subterrania)
06. Jan Gazarra — Now (Sunday Service)
07. Jan Gazarra — Country Roads (Sunday Service)
08. Joanna Newsom — Bridges & Baloons (Drag City)
09. Micah P Hinson — Yard of blonde girls [V.A. Folk Off] (Sunday Best)
10. Acid Casuals — Bowl me over [V.A. Folk Off] (Sunday Best)
11. Au Revoir Simone — Through the backyards [V.A. Folk Off] (Sunday Best)

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