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Augustmusik

O Gott, wir bewegen uns mit großen Schritten Richtung 2008 und ich hab’ hier zahlreiche noch unkommentierte Playlists rumfliegen, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren und nie fertig gestellt wurden. Betrachten wir es als Anfang vom Ende 2007. Da waren die Chemical Brothers. Man kann von der neuen Chemical Brothers halten, was man will, einen Großteil der Songs hätten sich die Brüder in der Tat sparen können, »Battle Scars« jedoch, das ist stark, ein starkes Stück. Kickt bereits nach wenigen Sekunden. Fad Gadget-artiger Neo-New-Wave, britisch und dunkel wie eine Nacht im London Dungeon. Oder etwas deutlicher gesagt: »Battle Scars« bewahrt die Chemical Brothers vor der Bedeutungslosigkeit. (Chemical Brothers at MySpace)

Einige vermuten richtig, dass die ganz großen Alben nicht aus 2007 kommen. Oder am Ende vielleicht doch? Musik macht Pause. Große Hits hat es während der letzten elf Vollmonde mit seinen Drumherumphasen allerdings einige gegeben: »If you got the money«, »Let’s dance to Joy Divison«, »D.A.N.C.E.«, »Fledermaus can’t get it« und »North American Scum«, um nur einige zu nennen. Supermayer’s »The art of letting« könnte auch einer werden. Hinter dem großartigen Namen stecken Michael Mayer und Superpitcher, beides Kölnschule, beides Kompakt und beides alte Hasen mit neuer Mission: »Save the World«, so der Titel des Albums, das bereits im September veröffentlicht wurde. Das Album in ganzer Länge ist fabelhaft, wie sich später herausstellen sollte. Das »Konzeptalbum« ist mit »Save the World« endlich mal wieder positiv besetzt – die 63 Minuten dürfen zu Recht als runde Sache bezeichnet werden. Die grandiose YouTube-Compilation auf dieser Seite zeugt übrigens von dem großen Einfluss, den dieses Superduo in diesem Spätsommer auf mich hatte. Das Superhelden-Comic-Artwork stammt von Kat Menschik.

Kate Nash’s »Foundations«, seit einigen Monaten Londons Lieblingszeitvertreib im Pub deines Vertrauens, kommt jetzt endlich auch in Deutschland in die Läden. Bis September müsst ihr euch allerdings noch gedulden (ein wenig überholt, ich weiß). Nach dem fulminanten Sprung auf Platz 2 der UK-Charts ging es ebenso fulminant weiter: Für ihr Album »Made of Bricks« sprang sogar Platz 1 heraus. Da scheint mehr drin zu sein als ein One-Hit-Wonder – Nash wird derzeit allenfalls von Bat For Lashes flankiert und bestrichen. Beides Pflichtkäufe. (Kate Nash at MySpace)

Ein letztes Wort noch zu Caribou, unserem Lieblingsdoktor der Mathematik, der keinen Widerspruch darin sieht, sein Umfeld regelmäßig mit schönster Musik zu versorgen. Mit seinem Album »Andorra« hat der Vollblut-Workaholic aus London ein höchst beachtenswertes Album abgeliefert, das mit besten Kritiken gesegnet relativ schnell wieder von der Bildfläche verschwand, so die Eigenwahrnehmung. Sauerkrautige 60s-Psychedelik für das Jahr 2080. Reich, schön und über irdische Dinge erhaben. Wer »Melody Day« im Four-Tet-Remix gehört hat, weiß, wovon ich spreche. Zu gut zum Vergessen! (Caribou at MySpace)

Sendung vom 09.08.07 · 19 – 20 Uhr · Radio X · zum Livestream
01. Mark Ronson – Oh My God [feat. Lily Allen] (Sony/BMG)
02. Kate Nash – Foundations (Fiction Records/Polydor)
03. Architecture In Helsinki – Debbie (V2)
04. Architecture in Helsinki – Heart it Races (V2)
05. The Chemical Brothers – Battle scars feat. Willy Mason (EMI)
06. Supermayer – The Art of letting (Kompakt)
07. The Bellmer Dolls – Push Push (Dogprint Records)
08. Caribou – Sandy (City Slang)
09. Caribou – Melody Day [Four Tet Remix] (City Slang)
10. South Central – Revolution (Regal Recordings)

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