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Barbara Morgenstern – Nichts Muss

‚You see more of the mountain from further away‘, eigentlich ein schöner Titel für Barbara Morgensterns drittes Album, aber ihr ein wenig zu lang. Sie habe ohnehin immer Probleme Alben zu benennen, seien diese doch stets der erste Anknüpfungspunkt einer Interpretation. ‚Nichts muss‘, in Personalunion Namensgeber eines Stückes und des Albums bildet da keine Ausnahme. ‚Nichts Muss‘, aber vieles ist, könnte man ihre Musik umschreiben. Die in Berlin lebende Musikerin verbindet tanzbare elektronische Musik mit klassischem Songwriting. Stets den analogen Klängen zugewandt, werden Gitarre und Sampling ebenbürtig verwoben. Wärme durchstreift ihre Musik, Wärme vermittelt ihre Stimme, ihre Texte. Keine knallige Sonne, keine treibenden Beats, bei denen man unwillkürlich ins Schwitzen gerät. Eher relaxtes Wippen ist angesagt.

Musik, die nichts mehr beweisen muss, aber vielleicht gerade dadurch ihre Klasse zeigt. Im Understatement liegt wahre Größe.Mit Stefan Bethke alias Pole als Produzenten und Unterstützung von To Rococo Rot emanzipiert sich Morgenstern deutlich vom elektronischen Pop aka Paula oder der neuen Quarks, ohne sich freilich im elektronischen Niemandsland zwischen Struktur und Rhythmus zu verlieren. Wo die einen zu gefällig, die anderen zu artifiziell wirken, dort sucht und findet Morgenstern ihre Musik. Lauscht einmal Stücken wie ‚Ohne Abstand‘ oder ‚IS‘ – ihr werdet mich verstehen. Anspruchsvolle elektronische, gerne auch instrumentale Musik – nennt man das Pop? ‚You see more of the mountain from further away‘ – mit dem Abstand von knapp 600 Kilometern ist die musikalische Leistung von Barbara Morgenstern gewaltig. Alpin sozusagen.

Barbara Morgenstern – Nichts Muss (Monika Enterprises/Labels)

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