Zum Inhalt springen

Pandora vs. Last FM

Er wird die Radiolandschaft weltweit revolutionieren. Er wird das Hörverhalten einer ganzen Generation beeinflussen. Und er macht vieles überflüssig, woran wir uns die letzten Jahre und Jahrzehnte gewöhnt haben, ja, gewöhnen mussten, an diese Seite beispielsweise, unsere Tipps und Ratschläge, unsere wöchentliche Radiosendung u.v.m. Dieses ganze Autorengetue braucht kein Mensch, schließlich gibt es Last FM, ein Web-Radioplayer, der die Bezeichnung »großartig« verdient hat, und der seine Musiktipps tausend Mal präziser, unkomplizierter und besser verbreitet, als alles, was mir bisher untergekommen ist. Mit der Empfehlung dieser Seite sollten wir den Laden hier dicht machen, die Zeit bis zum Börsengang mit dem Hören von Last FM verbringen und uns anschließend darüber aufregen, dass sich die Macher ihre Idee haben vergolden lassen — auf unsere Kosten. Aber keine Angst, noch ist Last FM umsonst.

Die Idee ist schnell erklärt: Last FM beruht auf einer kostenlosen Software, die zunächst auf der Festplatte installiert werden muss. Danach kann’s eigentlich direkt losgehen. Das Menü des Webradio-Players erklärt sich in wenigen Minuten von selbst. In dem »Search-Funktion«-Fenster vermerkt man einen Bandnamen, dahinter steckt aber eigentlich das Genre, das man gerne hören möchte. Last FM erklärt das so: »Last FM can play radio stations by finding a music similar to a given artist«. Beispiel: Ich möchte Musik hören, die so ähnlich klingt wie die von Mouse on Mars. Last FM stellt für mich daraufhin ein Programm mit folgenden Bands zusammen: Stereolab, Plaid, Boards of Canada, Amon Tobin, Tortoise, Aphex Twin, Waiwan, µ-Ziq, Funkstörung und Prefuse 73. Man kennt das von Amazon: Leute, die Mouse On Mars mögen, hören auch Musik von Boards of Canada etc. Diesem Prinzip folgt Last FM, mit dem Unterschied, dass es hier anfängt, Sinn zu machen, da man die Empfehlung direkt überprüfen und gegebenenfalls verwerfen kann. Durch drücken des »Listen-Now-Buttons« starte ich mein persönliches Radioprogramm, das aus diesen und anderen Bands besteht. Der Player hat drei wesentliche Funktionen: »love this Track«, »skip this Track« und »ban this Track«. Ist klar, für was die stehen. Viel mehr muss man erst mal nicht wissen, es sei denn, man hat etwas für Communities und Vernetzung übrig, aber das ist ein anderes Kapitel. Für eine gute Verbindung benötigt man übrigens DSL, versteht sich. Auch wichtig: Last FM läuft nicht immer stabil. Habe häufig Probleme beim Hören bekommen. In der ersten Stunde läuft der Player einwandfrei, nur dann fängt er an zu juckeln und zu stottern, aber egal…

Can you help me discover more music that I like?

Vielleicht wird sich Last FM am Ende doch nicht durchsetzen, schließlich gibt es seit kurzem einen gestreamten Radioplayer namens Pandora, der nach einem ganz ähnlichen Prinzip funktioniert, mit dem Unterschied, dass der Player über einen Web-Browser läuft. Auch hier ist ein einziger Bandname für das komplette Programm verantwortlich. Eingabe reicht, und schon bekommt man sein individuelles Programm samt Begründung zusammengestellt. Der Player spielt die Songs und die »Guide-us«-Funktion erläutert, warum die Songs zueinander passen, selbst wenn man da ganz anderer Meinung ist. Beispiel: Ich wünsche mir einen Radiosender, der Musik spielt, die ähnlich klingt wie die von Mouse On Mars. Heraus kommt u.a. »The Lithium Project«. »Warum« frage ich mich? Die Antwort: »We are playing this track because it features jazz influences, off beat style, vocal samples, a unique form and a unique harmonic progression«. Natürlich ist dieser Hinweis einerlei, das will man ein Mal wissen, vielleicht auch ein zweites Mal, spätestens dann ist die Begründung durch. Darum geht es aber auch nicht. Wichtig ist eigentlich nur, dass man dank Pandora wahnsinnig viel gute Musik zu hören bekommt. Und wenn ein Song nerven sollte, wird er einfach weggeskippt. Alles sehr übersichtlich. Pandora kostet übrigens Geld: 36 Dollar pro Jahr. Die ersten zehn Stunden sind umsonst.

Wer auch immer das Rennen machen wird, fest steht, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde. Das Radio der Zukunft nimmt Formen an, zumindest aber eine Variante davon.

Schlagwörter:

5 Gedanken zu „Pandora vs. Last FM“

  1. also bei mir ist last fm nicht der reisser gewesen. ich gab auch einige der oben genannten bands an und bekam viel mainstream zu hören. weil the roots dabei waren wollte mir last fm immer mal wieder snoop dog und ähnliche scheiße unterjubeln, aber als dann plötzlich ac dc und elvis presley kamen war beim mir ende im gelände.

    mag aber daran liegen, dass man als nicht zahlender kunde nur die favoriten der „nachbarn“ zu hören bekommt. die mainstream-lastigkeit läasst aber auf major-werbekunden oder zu kleine datenbank schliessen…

  2. ich habe na bestimmt 30 bands bei last.fm eingegeben und der spielt natürlich viel davon, aber auch viele andere GUTE bands, alles schlicht im alternativen indie rock stil, hervorragend, gefällt mir!

  3. Das Music Genome Project (MGP), dass als Technologie hinter Pandora steht, ist durch und durch ein kommerzielles Projekt und das ist genauso erschreckend, als wenn mit dem menschlichen Genom Geld verdient werden söllte.

    Du bekommst also im schlimmstenfalle nur die Musik angeboten und empfohlen, die es auch im (digitalen) Warenlager von Partnern gibt. Partner von MGP sind unter anderem Mediamarkt und Saturn. Schön dank auch.

    Die Basis der Community und die Möglichkeit, Netreleases einzubinden, macht Last FM erstmal zum scheinbar besserem System.

    MGP hat übrigens auch ein Patentanmeldeverfahren am Laufen, welches genau, weiss ich grad nicht.

  4. Als jahrelanger User von Yahoos-Launchcast (welches auf meinem aktuellen Rechner nicht laufen mag) war ich zuerst sehr skeptisch, was last.fm betraf. Aber nach knapp 30-40 Songs, die auch schon recht gut meinen Geschmack trafen, kann man über „Recommended Songs“ schön einstellen, was man so hören mag… und es passt meist recht gut… bisher zumindest!

  5. Also da muß Pandora noch viel tun, um gegen last.fm eine Chance zu haben!

    Zugegeben, der Ansatz von Pandora ist ja nicht schlecht. Aber ich fürchte fast, das sich Pandora an meinem chaotischen Musikgeschmack verrückt wird. Und das dürfte nicht nur bei mir so sein, denn Menschen haben nicht nur eine Sorte von Geschmack. Das ist so wie bei anderen Bereichen. Man(n) wählt aus einer Auswahl von Gesichtern von Frauen seine Favoriten aus, und ein Computer erstellt eine 08/15-Idealgesicht. Das klappt nicht. Man(n) hat eben nicht einen Geschmack, sondern unendlich viele Verästelungen.

    Und nicht das ich Pandora das Leben jetzt erleichtere. Was ich mag, das wird in Einem Sender untergebracht.

    Das andere ist die arme Auswahl an Musik. Deutsche Interpreten, französische Interpreten? Fehlanzeige! Französische Filmmusik? Fehlanzeige! Adiemus, Mary Hopkin, und andere? Wird gerade mal angerissen! Wo bleibt „Eleanor Rigby“ von den Beatles? Nicht zu finden! Das kann man endlos so weiter machen.

    Da ist last.fm ein Schlaraffenland. Kein Wunder, da sind es die Benutzer, die Einfluß auf die Auswahl haben. Da findet man im Zweifelsfalle auch Musik aus Computerspielen, Fernsehmelodien und vieles, was abseits vom normalen Musikmarkt zu finden ist.

    Nein wirklich, Pandora ist diejenige, die sich warm anziehen muß.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.