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Retromanie

Wenn in diesen Tagen die deutsche Ausgabe von Simon Reynolds »Retromania« erscheint, hat sich das Buch womöglich schon zu einem kleinen Klassiker entwickelt. Einen wichtigen Beitrag zum popkulturellen Diskurs der Nullerjahre hat Reynolds in jedem Fall geleistet. Anlässlich der vom Ventil Verlag veröffentlichten deutschen Ausgabe ist Reynolds nun auch in Frankfurt zu Gast. Am kommenden Donnerstag laden die Veranstalter von text&beat zu Lesung, Musik und Diskussion ins Orange Peel ein:

»Wir leben in einem Zeitalter des Pop, das völlig verrückt ist nach ständiger Erinnerung: Wiedervereinigungen von Bands und endlose Reunion-Touren, umfangreiche Wiederveröffentlichungen von Klassikern, mit Outtakes vollgestopfte Box-Sets, Neuverfilmungen oder Fortsetzungen sattsam bekannter Filme, Nostalgie-Shows und Bildbände über dritt-klassige TV-Stars aus der Kindheit… Nur: Was wird passieren, wenn der Popindustrie die Vergangenheit ausgeht? Steuern wir auf eine Art kulturell-ökologische Katastrophe zu, wenn das Archiv restlos geplündert und der Strom der Popgeschichte endgültig versiegt ist? Simon Reynolds, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Musikjournalisten, behauptet, dass wir längst den kritischen Punkt überschritten haben. Auch wenn sich in früheren Dekaden obsessiv mit der Vorzeit auseinandergesetzt wurde, nie zuvor war eine Gesellschaft so besessen von den kulturellen Produkten ihrer unmittelbaren Vergangenheit.«

Retromania ist das erste Buch, das sich mit der Retro-Industrie beschäftigt und fragt, ob wir uns von den Versprechen des Pop – Originalität, Innovation und Subversion – einfach verabschieden müssen und wie die Zukunft einer Popkultur aussieht, die in einem Kreislauf aus Sampling, Wiederholung und Musealisierung gefangen zu sein scheint? Zur Vertiefung: Interview mit Reynolds in der Intro.

Donnerstag, 25. Oktober ab 20 Uhr
Moderation: Klaus Walter und Christina Mohr
Orange Peel /// Kaiserstraße 39 /// 60329 Frankfurt

Die Gema und die neue Sachlichkeit

In sechs deutschen Städten wird heute gegen die bevorstehende Tarifreform der Gema demonstriert. Die Stimmung ist auf beiden Seiten gereizt und nicht immer wird sachlich miteinander geredet. Allein: In der Debattenkultur der Gegenwart ist der (ungefragte) Kommentar so alltäglich ist wie Autofahren und gute Filter, der Verstand beispielsweise, müssen heutzutage anders Arbeiten als zu den seligen Monopolzeiten der Printjahrzehnte. In einer Welt also, in der jeder seinen Senf dazu geben darf, sollten wenigstens die Entscheidungsträger sachlich bleiben. Dass kurz vor der Demonstration die Debatte eskaliert, geht also alleine auf die Kappe der GEMA-Vereinsspitze, die bezahlte Schreiber in Extraschichten (»erweitertes Backup-Team«) engagiert hat, um in sozialen Netzwerken gegen die Kritik an der Tarifreform »anzuschreiben« (siehe Rundbrief vom 03.09.12) und auch sonst ein fragwürdiges Demokratieverständnis an den Tag legt. Mehr Details dazu gibt’s in der De:Bug: GEMA vs. Clubs die Dritte.

Gute Aussichten also für jene, die sich derzeit mit Alternativen auseinandersetzen, die Cultural Commons Collecting Society beispielsweise: »Die C3S ist eine gemeinschaftliche Initiative mit Künstlern und für Künstler, eine neue und richtungsweisende europäische Verwertungsgesellschaft zu gründen.« Mehr dazu hier.

Ob Prince Valium GEMA-Mitglied ist, weiß der Geier. Herrlich unsachlich: Ich scheiß auf die Gema. Kann mir bitte jemand den Ort nennen, wo dieser Akzent gesprochen wird!

Little Big City

Architecture, portraits and a good sense for the special moments in life: Ralf Barthelmes is at the moment one of the most active Frankfurt-chronologists for contemporary history and on top of this a great photographer. Visit his personal homepage »Little Big City«, a hometown blog as he says.

»Let’s Rock The House – But Keep It Country!«


Hair Salon, Mainzer Landstraße, Frankfurt, 2011


Ehemalige Oberfinanzdirektion, Frankfurt, 2012


Sasha Grey and Diedrich Diederichsen at Mousonturm, Frankfurt, 2011


Gunter Gabriel, German Country and Schlagerstar, Frankfurt, 2008

Lüften

Es gibt viele gute Gründe, kommendes Wochenende Lüften zu besuchen, etwas polemisch gesprochen über 160, den so viele Künstler und Musiker werden zu dem dreitägigen Festival auf dem Gelände der Jahrhunderthalle Frankfurt erwartet. Mit diesen zehn Tipps können Sie eine kleine Vorauswahl treffen und Energie sparen, Energie, die Sie sonst für das Studieren des Programms aufbringen müssten und getrost in Applaus investieren können. Erstmal vor Ort, können Sie sich dann gerne gehen lassen…

1. Aaron Coyes und Indra Dunis von der Band Peaking Lights haben gerade das Album der Stunde veröffentlicht, das ihre Liebe zu Dub, Psychedelia und auch ihre Liebe zueinander erkennen lässt.

2. »Wir bauen eine neue Stadt«, eine Hindemith-Adaption mit Thomas Fehlmann an der Trompete, haben wir oft genug auf YouTube bewundert. Es wird Zeit, das Stück endlich mal live zu sehen. Palais Schaumburg sind 2011 völlig zurecht zurückgekehrt.

3. James Blake war für viele die musikalische Sensation des Jahres 2011. Das Cocoon-Konzert im letzten Herbst war ausverkauft und die, die da waren, reden heute noch von der Erleuchtung. There´s a limit to your love?

4. Dexys heißen eigentlich Dexys Midnight Runners und sind die einzige Band, die Jan Delay (auch bei Lüften) zum Titel seines Debütalbums inspiriert hat. Die Dexys sind zwar nicht vertraglich verpflichtet worden, »Come On Eileen« und »Geno« zu spielen, randalieren kann man im Ernstfall aber auch hinterher.

5. Maximo Park machen immer noch schöne Alben. Eben erst erschienen: »The National Health«. Sorgen dafür, dass der Altersdurchschnitt bei Lüften auf 42 gesenkt wird. Sorry, ich vergaß Breakbeat- und Wobblebass-Spezialist Hudson Mohawke (*1986).

6. Wer Dominique Dillon de Byington heißt, hat Publikum verdient. Da Demenz aber nicht nur bei diesem Festival ein Thema sein dürfte, veröffentlicht sie unter Dillon Musik. Überragend, ihr Song »Tip Tapping«, der letztes Jahr nur von BOY’s »Little Numbers« geschlagen wurde.

Dillon – Tip Tapping from BPitch Control

7. Wer sich Vögel anschaut, darf hinterher sagen, er hätte sie entdeckt. »Blaue Moschee« brachte vor zwei Jahren den Beweis, dass Tuba und Techno zusammengehen (oder war es doch Wolfgang Voigt?) und »Fratzengulasch« (Pampa Records) ist nicht nur wegen des blöden Namens ein Geheimtipp geblieben. Wann kommt endlich das Album?

8. Den Machismo des Motorsports, die repetitive Versenkung des Videospiels und der besonders unter Männern verbreitete Vinyl-Fetischismus – diese Herrenhobbys kombiniert der australische Künstler Lucas Abela zu einem Videospiel im Reality-Setting. Sie sehen: Die Games-Branche macht auch vor der Jahrhunderthalle nicht halt.

9. Das Deutschland-Spiel steht ebenfalls auf dem Programm. Die Euphorie rund ums Turnier ist dieses Jahr ohnehin begrenzt und der Boykott der Nachberichterstattung aus Usedom Ehrensache.

10. Die Ausstellungsmacherin Annette Gloser, Pioniergeist und Revitaliserungsexpertin von innerstädtischem Ödland, hat die Galerie Gartner´s (1993-95) und die Galerie Fruchtig (1995-2000) am Containerbahnhof im Frankfurter Osten gegründet, lange bevor die Hanauer Landstraße Großraumdisko wurde. Das von ihr kuratierte Arts-Programm bündelt die Erfahrung dieser Zeit zu einem Best-Of-Gloser (diesem Link nur folgen, wenn Sie doch noch das Festivalprogramm studieren möchten).

LÜFTEN! 22.-24. Juni 2012 – OPEN AIR & INDOOR!

Nicht Normal

Normal ist doch der Wahnsinn und die Kapitulation. Normal ist die Zerstörung und die Depression. »Nicht Normal« by Lava 303.

Yesterday Euphoria

First video for the new Like A Stuntman album »YOY« (or »why, oh why«?), released today by Bureau B.

Like A Stuntman formed in 2001 in Frankfurt am Main. Half of the band moved to Hamburg soon thereafter. Their first album was released in 2005 on the English label Highpoint Lowlife. Then the highly praised »Original Bedouin Culture« came out on Bureau B in 2009. »YOY« is now their third record.

Verbrecher, junge Menschen und POP!

SIKS zur Frankfurter Buchmesse 2011.

Donnerstag, 13. Oktober 2011 um 21:00 Uhr – Barabend & Verbrecher Abend
Der Verbrecher Verlag ist diese Woche zu Gast und präsentiert: »Der große Island Abend des Verbrecher Verlags« – Märchen, Sagas und moderne Poesie. Der Verleger Jörg Sundermeier stellt vor: »Vikivaki« von Gunnar Gunnarson, »Windzeit, Wolfszeit« von Karl Wetzig, »Die Elfe im Schlafsack« und »Neue Nordwelt« von Wolfgang Müller. Danach ImJuni und „Architecture in Reykjavik“-AllSar DJ-Team.

Freitag, 14. Oktober 2011 um 20:00 Uhr – Dichte Geschichten
Junge Dichter und Poeten treffen sich, um eigene Texte und Gedichte zu performen. Begleitet von Live-Musik werden Nachwuchsautoren der Bundeswettbewerbe »lyrix« und Treffen Junger Autoren sowie des Frankfurter Jungautorenkollektivs sexyunderground ihre Beiträge zum Besten geben.

Samstag, 15. Oktober 2011 um 21:00 Uhr – Und Pop wirkt doch – Die lange Martin-Büsser-Nacht
Mit dabei sind: Roger Behrens (testcard, Freies Sender Kombinat HH), Thomas Meinecke (Autor, DJ und Musiker bei F.S.K.), Sonja Eismann (Missy Magazin), Frank Liebelt (Radio X), Jörg Sundermeier (Verbrecher Verlag) und der Ventil Verlag.

Fast genau vor einem Jahr, am 23. September 2010, verstarb der Journalist, Musiker, Künstler und Autor Martin Büsser unerwartet und viel zu früh. Aus diesem Anlass kommen am 15. Oktober Weggefährten, Autoren und Freunde zusammen, um aus Martin Büssers Texten zu lesen, Musik zu spielen, Filme zu zeigen oder von gemeinsamen Erinnerungen zu erzählen.

KNOBBE, Koblenzer Straße 9, Frankfurt am Main (Alle Angaben aus der Pressemeldung)