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Februar 2005

1 Tag – 1 Bush

Wer sich häufiger auf Demos herumtreibt, wird wissen, wer da wen filmt. Auf 100 Demonstranten kommen gut und gerne 20 Kameras. Die Polizei ist auch nicht gerade bescheiden und filmt fleißig mit. Neulich, ich inmitten der Mainzer Anti-Bush-Kundgebung, wurde mir folgender Vorschlag via Handzettel unterbreitet: 1 Tag / 1 Bush / 1000 Kameras

– filme den Bush-Besuch
– schick uns dein Tape
– wir schneiden alles zusammen
– egal was: dokumentiert, inszeniert, verstecktes Theater…

„Wir wollen den ganzen Tag!“ Mehr? camdenbush@hotmail.de

Man wird sehen, ob die überflüssige Filmschlacht dadurch Sinn bekommt. Und ob die Polizei ihr Material herausrückt.

Vinyl goes frame

Auch das kann man mich sagen hören: kauft das! Und euer Lieblingscover bekommt den Platz, den es verdient. Mit dem Covermover wurde eine Idee verwirklicht, die naheliegender kaum sein kann:

»Mit dem patentierten Covermover können Vinyl-Fans ihren Lieblingsplatten endlich den richtigen Rahmen verpassen und sie an die Wand hängen. Das LP-Cover einfach an der Seite in den Rahmen schieben – so kann die LP jederzeit ausgewechselt werden«.

Der Rahmen besteht in den Maßen 33x33x4,5 cm aus lackiertem Raminholz, einem Bilderglas und einer Hartfaser-Rückwand. Ein Adapter für Singles ist bereits im Newsticker angekündigt.

Die Weblogs haben den Ton gefunden

Drehen wir den Spieß einfach mal um: In der News (Verlagsgruppe Handelsblatt) vom 22. Februar 2005 gibt’s einen Artikel über Weblogradios, der mich extrem neugierig gemacht hat (vielleicht geht da irgendwann mal was):

[Zitat gelöscht wg. LSR – Edit roland]

Alben im Februar

Doppelleben (Kompakt) heißt Justus Köhnckes drittes Album, was wohl allerlei Interpretationen zulässt. Am Augenfälligsten vielleicht: hier Schlager, da Tanzen. So in etwa geht es zu auf der Platte. Zwar ist das eine recht einfache Dualität, die wohl bewusst in die Irre führen soll, trotzdem geht es mir schon so: ich mag den Discoköhncke deutlich lieber als den aus Schnulzendorf. Texte wie „Weiche Zäune“ machen mir jedenfalls eher eine weiche Birne, weil sie Einfachheit und Direktheit simulieren und doch nur angestrengt wirken. Da sind so (zum Glück gesangslose) Clubwackler wie „Timecode“ und „Elan“ wesentlich lässiger. Zum Gesang zieht es seit neuestem auch Apparat (der allerdings singen lässt, nämlich Raz O’Hara). Auf seiner Silizium EP (Shitkatapult) kann man, wie das öfter vorkommt bei solcherart Minialben, einen Zwischenschritt beobachten. Diesmal eine Bewegung hin zu Band und Gitarre. Was vielleicht ein bisschen überrascht, da Apparat gern in die Abteilung „Frickler“ gebucht wird. Zugleich ist er aber sowieso einer der großartigsten Melodiker der letzten Jahre und da passts schon. Herausgekommen sind fein gesponnene melancholische Songs, grob aus Richtung Notwist. Wohin das noch führt, darauf wird man jedenfalls gespannt sein dürfen. – Die Vokabel „durchgeknallt“ wird sehr leichtfertig gebraucht. Tatsächlich aber fällt mir zu Out of Breach [Manchester’s Revenge] (Output Recordings) von Mu kaum eine treffendere ein. Japano-Diva-Can-Bretter. Auf Deinem Kopf ein Specht, der Dir dauernd ins Auge hackt. Und trotzdem musst Du tanzen zu dem Takt. So ungefähr. Das wirklich erstaunliche daran ist, dass man ganze Meere aus Zahnarztbohrerschmerzen und die allerschönsten Beatoasen zugleich durchquert. Welch perfide Sadomasotechnik, sehr effektvoll. Das Lachen kann man sich dabei auch kaum verkneifen. Vielleicht das musikalisch forcierteste aus den letzten Monaten. Ach, hört doch selbst.