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Oktober 2005

Gary Wilson & andere

Whomadewho Munk, Headman, Mocky, Kamerakino, The Rammellzee, Hiltmeyer Inc.: So langsam mausert sich das Münchner Label Gomma mit ein bisschen gutem Willen zu dem gegenwärtig besten Label dieses Planeten. Und jetzt Whomadewho – eine dänische Rockgang, Tomas Hà¸ffding, Jeppe Kjellberg und Tomas Barfod, die unter ihren Kutten Glam, Disko und FunkPunk tragen. Hinzu kommen in geringen Mengen Folk, Country, Kuhglocke und Repetitives in jedweder Form. Scissor Sisters, The Rapture, die komplette Gomma-Posse und weiter hinten ESG, Bowie, P.I.L. und von mir aus auch Gang of Four haben es vorgemacht, jetzt sind Whomadewho an der Reihe. Sehr unaufgeregt, manchmal sogar nachdenklich, was da aus den Lautsprechern tönt. Immerzu einen Zentimeter vor dem großen Wumms, diesen ganz großen Momenten. Und das Namedropping lässt schon vermuten: Sehr abwechslungsreiches Album, das Whomadewho da veröffentlicht haben. Damit läuten sie die wahrscheinlich letzte Runde des großen Diskorock-Revivals ein. Mitnehmen!

Supersystem Supersystem’s Debüt »Always never again« ist in diesem Zusammenhang auch eine Erwähnung wert. Gerade die beiden Tracks »Miracle« und Tragedy sind großartig. Gitarrist Rafael Cohen hat seinen alten Bandnamen El Guapo an den Nagel gehängt, um sich musikalisch neu platzieren zu können. Zwar hört man ihnen ihre Dischord-Vergangenheit an, erkennbare Anknüpfungspunkte finden sich allerdings mit Chk Chk Chk und Enon auf ihrem neuen Label Touch & Go. Supersystem ist so ein typisches NY-Ding: trampolinartiges Rhythmusgebashe, krude Durchmischung von Disko und Rock, ffwd gespielt, zu jeder Zeit treibend und immer ein bisschen Indie. Kein ganz großes Album, dafür hat’s aber auf »Always never again« einige echte Hits. Sehr Radio, das alles.

Gary Wilson Ebenso wie die Songs von Gary Wilson, obwohl »Groovy Girls Make Love At The Beach« wenig mit Supersystem zu tun hat. 27 Jahre liegen zwischen dem Debütalbum »You Think You Really Know Me« (Eigenvertrieb/1977), das gerade 600 Mal gepresst wurde und trotzdem oder gerade deshalb Kultstatus genießt, und dem Nachfolger »Mary Had Brown Hair« (Stones Throw/2004). Zwischenzeitlich war Mr. Wilson sogar für ein paar Jahre komplett verschollen, woran selbst die Ermittlung eines Privatdetektivs nichts ändern konnte. Wahrscheinlich hätten wir auch nie mehr etwas von ihm zu hören bekommen, wären da nicht die vielen prominenten Fans gewesen, die ihm ordentlich Rückenwind verschafft haben. Die Musik Wilsons ist ein sonniges Gemisch aus Prince und Shuggie Otis, nicht ganz so viel Funk und kaum Psychedelic, dafür aber Pop, Jazz und Avantgarde. Viel Farfisa. Wiederentdeckung des Jahres!

Sendung vom 13.10.05 – Radio X
Supersystem — Miracle (Touch & Go)
Supersystem — Tragedy (Touch & Go)
Whomadewho — Satisfaction (Gomma)
Whomadewho — Space for rent (Gomma)
Headman — Upstart (Gomma)
Soulwax — NY Excuse [Tiga Mix] ([Pias])
Jackson And His Computer Band — Rock On (Warp)
Gary Wilson – Groovy Girls Make Love at the Beach (Stones Throw)
Skyrider — Masters of deception (Endemik)
The Magic Numbers — This love (EMI/Capitol)
The Dead 60s — Riot Radio (Sony/BMG)

C’est Lenoir

Was John Peel für die Welt, ist Lenoir für die Franzosen – eine Radiolegende. Die jeweils aktuelle C’est Lenoir-Sendung bekommt man hier. Bienvenue sur le site de C’est Lenoir!

Korean Pop and Lock

David »Elswhere« Bernal Der gemeine Frankfurter weiß es: Der Koreaner kommt, und zwar noch im Oktober. Ob als Gastland der Buchmesse oder in Form experimenteller Tanzperformance im Mousonturm. Nicht zu vergessen natürlich der Kunstverein, vetreten mit der Ausstellung Paralleles Leben und der Portikus mit der Künstlerin Chung Seoyoung. Der Koreaner, der mir persönlich am meisten am Herzen liegt, wird sich in diesem Oktober sicherlich nicht in Frankfurt blicken lassen. Zum einen ist er eigentlich amerikanischer Staatsbürger und außerdem ist er im Moment so gefragt, dass es scheint, als wollten alle ein Stück von ihm abhaben, ob Volkswagen, Heineken oder 7eleven. Auch hierzulande konnte man seine Skills schon im Werbefernsehen bei Citroen oder dem iPod-Hersteller Apple bewundern. In Persona ist David »Elsewhere« Bernal das erste Mal 2001 über »Kollaboration«, einem koreanischen Talentwettbewerb, in den Medien aufgetaucht und hat dort für Furore gesorgt. Wie so manch einer zu der Behauptung kommt, ich würde ihm da ähnlich sehen, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht, weil ich früher auch gerne rote Pullis getragen habe.