Zum Inhalt springen

Rewika Records

Bis Dezember noch ist das Wiesbadener Label Rewika Records Fünf und so wie’s ausschaut, wird es noch ein paar Jahre weiter gehen. 33 Releases stehen zu Buche, der Stammbaum ist gepflanzt, die Struktur gelegt. Mit Berlin fand man vor zwei Jahren die geeignete Stadt, um die beherzten Anliegen noch umtriebiger voranzutreiben. Seither hält Markus Göres in Wiesbaden die Fahnen hoch, Max Zerrahn nutzt den Ostwind. Die jährliche Wiederkehr des Geburtstags wurde auf Drängen der Machtdose nun auch im Radio gefeiert. Gaststar: Markus Göres!

Gregor: Eure erste Veröffentlichung kam von Mondo Fumatore. Auf dem Album »Rolling like an egg« gibt’s eigentlich nur Hits. War das der Grund zu sagen, wir gründen ein eigenes Label? Oder hat’s doch eher damit zu tun, dass Musiker aus dem eigenen Umfeld eine Plattform gesucht haben?
Markus: Die Geschichte von Rewika Records fing im Prinzip mit der Band Rekord an, die damals kein Label hatte und einfach eins gründete. Bis 1998 gab’s dieses Label, äußere Umstände zwangen die Betreiber dann allerdings dazu, ihre Arbeit zu beenden. In diesem Augenblick traten wir auf den Plan. Damals landete das großartige Demo von Mondo Fumatore auf dem Tisch und wir wussten, dass wir unseren ersten Release gefunden haben.

Gregor: Rewika gibt’s seit 1998. Ihr habt ein Label gegründet, als Indierock praktisch seinen Tiefststand erreicht hat. Grunge war schon lange vorbei, die Nachwehen noch nicht wirklich überstanden. ’98 war zudem das Jahr, in dem Rock für tot erklärt wurde. Trotzdem ward ihr der Meinung, dass ein Rocklabel her muss! Woher kam die Überzeugung?
Markus: Wir wollten nicht unbedingt ein Rocklabel gründen. Gleichwohl sieht man in unserer Rückschau, dass der rote Faden die Gitarren sind. Wir wollen uns nicht auf Rockmusik reduzieren lassen. Wir haben einfach noch kein HipHop-Album gemacht. Das heißt aber nicht, das es noch kommen könnte.

Gregor: Euer aktueller Release stammt von Knarf Rellöm und DJ Patex. Die 12″ tritt den Beweis an, dass ihr auch ganz anders könnt. »Little Big City« ist Disco – Pop – Electroclash und Tanzen. Bisher ist Knarf Rellöm eher auf anderen Labels in Erscheinung getreten. Wie kam’s zu dieser Hochzeit?
Markus: Im Prinzip ist es so, dass ich Knarf Rellöm bisher immer groß fand. Auch seine alte Band Huah! war großartig. In Wiesbaden im Schlachthof habe ich ihn nach einem Konzert persönlich kennen gelernt. Wir kamen ins Gespräch und ich habe ihn gefragt, ob nicht eine Platte auf Rewika veröffentlichen möchte. Die Idee zur Maxi kam schließlich von ihm. Dass Saalschutz auf der B-Seite sind, war eigentlich auch seine Idee, da er die Band aus Zürich kennt.

Gregor: Ihr habt wahrscheinlich irgendwann die fertige Musik der Rellöm/Patex/Saalschutz-12″ im Briefkasten gefunden. Was hat euch dazu gebracht, eine 12″ daraus zu machen?
Markus: Die Entscheidung dafür ist eigentlich schon in der gleichen Nacht im Backstage-Raum gefallen, als wir beschlossen, einen Vinyl-Only-Release herauszubringen. Dem Vertrieb stehen bei solchen Ideen zwar die Haare zu Berge, wir haben es aber trotzdem einfach durchgezogen.

Gregor: Ihr seid kein klassisches Vinyl-Label. Der Großteil eurer Releases kommt nur auf CD heraus, obwohl der klassische Indierock-Nerd gerne auch mal zur Alternative greift. Welche Faktoren entscheiden, ob lediglich eine CD veröffentlicht wird oder ob es obendrein auch das LP-Format gibt.
Markus: Immer, wenn wir es uns leisten konnten, zur CD eine LP zu veröffentlichen, haben wir das auch getan. Die ein oder andere Single haben wir auch schon veröffentlicht, beispielsweise eine Split von Mondo Fumatore und Mucus2. Auf der Single ist übrigens das letzte Lied der Band. Danach hat man sich aufgelöst.

Gregor: Meine Lieblingsband auf eurem Label ist Mondo Fumatore.
Markus: Damit fing’s halt auch ganz einfach an. Wir haben damals ganz blauäugig CD-Rs der Band an die Presse verschickt, sind dann an den Kiosk gerannt und haben geschaut, ob es eine Albumbesprechung gab. Genau so hat man sich die Gründung eines Indie-Labels vorzustellen.

Gregor: In den fünf Jahren eures Bestehens habt ihr 33 Platten herausgebracht. Habt ihr das noch im Auge oder hört man irgendwann zu zählen auf?
Markus: Nein, man hört natürlich nie damit auf. Wobei die Katalognummer 33 insofern geprahlt ist, als dass zwei unterschiedliche Formate von ein und derselben Platte fortlaufende Nummern bekommen. In Wirklichkeit gibt es also nicht wirklich 33 unterschiedliche Veröffentlichungen.

Gregor: Man findet auf eurem Label regelmäßig Seitenprojekte von Musikern – Monta ist so eins. »Always Altamont« heißt die EP aus dem letzten Jahr, Tobias Kuhn heißt ihr Schöpfer, seines Zeichens Sänger der Band Miles. Wie groß ist das finanzielle Risiko, eine 6-Track-EP zu veröffentlichen?
Markus: Auch in diesem Fall haben sich die Nackenhaare unseres Vertriebs gesträubt. Aber letztlich hat sich die EP wunderbar verkauft, da Tobias mit seiner Band Miles ganz einfach einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat und es genug Leute gibt, die sich eine EP ins Wohnzimmer stellen. Außerdem wird es demnächst auf Rewika sogar ein komplettes Monta-Album geben.

Gregor: Ein anderes Seitenprojekt ist Tobacco. Wer und was ist Tobacco?
Markus: Tobacco ist zu einem Teil Zag Johnson, Sänger von Readymade und zu einem Teil Daniel Riedl, der früher bei Rekord dabei war. Tobacco ist allerdings mehr als ein Seitenprojekt. Tobacco ist zu einer Band geworden und demnächst kommt bereits das zweit Album namens »Tobacco saves lives« heraus.

Gregor: In dem Song »Tobacco saves lives« ist Ladyboy aka Derick Rhodes zu hören. Er ist Sänger von Solarscape, die auch auf eurem Label vertreten sind. Seid ihr eine große Familie?
Markus: Auf jeden Fall. Derick kommt eigentlich aus South Carolina, hat vor vielen Jahren für eine Zeit in Wiesbaden gelebt, wo wir uns auch kennen gelernt haben. Als der Band schließlich der Gitarrist abhanden gekommen ist, ist Max als Teil von Rewika kurzerhand eingesprungen. Da ohnehin feststand, dass wir mit Solarscape ein Album machen wollen, sind wir darüber noch enger zusammengewachsen. So gesehen ist Solarscape auf jeden Fall Teil der Familie.

Gregor: Ist euer Demo-Briefkasten eigentlich immer voll?
Markus: Wir bekommen sehr wenige Demos von Metal-Bands. Ich weiß gar nicht warum. Wir würden jede gute Metal-Band sofort signen. Wenn das also jemand lesen sollte, bitte sofort mit uns in Kontakt treten.

Sendung vom 29.01.2004
1. Mondo Fumatore – Yeah!
2. Knarf Rellöm – Little big city
3. Mucus 2 – Pretty thing (Rewika)
4. Mondo Fumatore – I want love for you
5. Monta – Is it over
6. Tobacco – The yeah-yeah time
7. Tobacco – Tobacco saves lives (feat. Ladyboy)
8. Solarscape – Wilderness survival guide
9. The Plan – Man vs. Midi
10. The Plan – Signal and sequence
(alle Rewika)

Schlagwörter: