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3 normal beatles

DJ Weller alias Matthias Westerweller empfiehlt, und dieser Empfehlung möchte ich mich bedingungslos anschließen: 3 normal beatles LIVE und um die Ecke. Und ja, es ist nur ein kleiner Schritt von der Verweigerung zum Widerstand. Einen MySpace-Account anlegen? Kauft euch die CD, Leute.

Freitag 30. November 2007 · Dreikönigskeller (DKK) · Färberstrasse 71 · Frankfurt

Herr Weller schreibt: »Rock n Roll ist mausetot. Das behauptet zumindest der Pressetext zum Live-Album »We Name It Justice« der drei Hamburger Helden, die am Freitag endlich wieder in Frankfurt spielen. Was soll ich da sagen…? Nun ja, sagenhaft gute Unterhaltung von Musikern aus dem Goldenen-Zitronen- & Les-Robespierres-Umfeld. Die etwas andere Hamburger Schule… Sie spielen 2-3 Sets, davor, dazwischen und danach greifen Atze Knauf und ich nach längerer Zeit mal wieder hart durch… Lassen wir doch den ominösen »CL« von besagtem Waschzettel sprechen«:

»Leute machen wir uns nichts vor: Rock n Roll ist mausetot. Die Versuche von Bands wie Kaiser Chiefs, Strokes oder Wolfmother den faden Gesten aus einer untergegangenen Zivilisation noch ein weiteres Mal Leben einzuhauchen erscheinen in etwa so idiotisch wie die Idee Neuschwanstein in Disneyland aufzubauen, oder ein Hohenzollernschloss in der Mitte Berlins.

Als sich 1992 Ted Gaier, Psycho 1 und Klaus Ramcke, der König der Mods, zum ersten Mal auf die Reeperbahn stellen, ist ihnen dieser Sachverhalt bereits klar. Wer Style hat braucht nicht davon zu reden. Er kann sich aufs Wesentliche konzentrieren. Denn wenn an diesem abgenagten Knochen noch irgendwas brauchbares zu holen sein soll, muss man zum eigentlichen Kern des Ganzen vorstoßen. Zu dem, was Regierungen und Eltern das Fürchten lehrte und was Millionen Menschenleben verändert hat: zur Hysterie, zum unvorhersehbaren, riskanten Moment, zur Extase.

Zurückgreifend auf ein Repertoire von ca. 95 schlampig eingeprobten R&B Stücken, gespielt in britischen Versionen der mid-60er und auf klapprigem, unsammlerisch zusammengestelltem Instrumentarium stehen sie da. Oft bis zum Morgengrauen, sich und die Hängengebliebenen in Trance spielend wie Hare Krishnas oder eine moldawische Hochzeitskapelle. Egalitär, angreifbar, stolz und laut. Rohe Gebrauchsmusik die durch das kollektive Gedächtnis verschiedener Generationen zu so etwas wird wie einer universellen Folklore ohne Heimatland. In den Menschentrauben sieht man Obdachlose, Kieztouristen, Mojo-Clubgänger, Rocktypen, Pudelmenschen. Ramcke´s Ansagen weiten sich aus zu philosophischen Diskursen, pöbelhaften Zwiegesprächen, bizarrem interaktivem Straßentheater. Mit den Jahren folgen Umbesetzungen, 8 Jahre lang spielt Thomas Wenzel den Bass, seit 4 Jahren Thorsten Seif. Die 4- 8 Stunden Shows verlagern sich zusehends in geschlossene Räume.

Die 3 normal beatles spielen in Rock Clubs, besetzten Häusern, Technoläden, Theatern und Dorfgaststätten. Auf Hochzeiten, Yuppieparties und Filmfestivals. Irgendwo in einer Ecke hingestellt ohne den Schutz einer Bühne oder die Sicherheit einer PA. In Verweigerung der Macht, nur für den Moment. Von Angesicht zu Angesicht in zerrissenen Anzügen. Hüter eines verlorenen Schatzes von dem Oldieradiohörer und streberhafte Coolnessfüchse keine Ahnung haben.«

Hört sich gut an? Ist gut! Verdammt gut!