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Die besten Alben 2021 – Plätze 2 und 1

Rolands No. 2:
Leon Vynehall – Rare, Forever
(Ninja Tune / Rough Trade)

Auteur-Techno, lauter kleine Erzählungen, jede meist ganz anders als die vorige und somit eine Überraschung nach der nächsten – obschon genrespezifisch ausreichend Stampf und Monotonie vorhanden. Produktionswerte top notch, manchmal will man einfach einem bestimmten Schlagwerk nachhorchen, weil es für sich allein schon spektakulär genug klingt.


Gregors No. 2:
Squid – Bright Green Field
(Warp)

Liebe zum Detail, Anspielungen und Querverweise – das ist die Musik von Squid. Nein, eigentlich habe ich nicht die musikhistorische Kompetenz, um über „Bright Green Field“ zu schreiben. Das sollte sich unbedingt mal jemand vom Fach genauer anschauen, so schlau und studiert ist das alles, irre! In einem Moment kurz und simpel, im nächsten komplex und schnell, riesige, dröhnende Synthesizer, matschig und stampfend, tanzbar, jazzige Saxophonlinien, Spoken-Word-Einlagen, explodierender Post-Punk, Ambient, Krautrock – einfach alles ist nur einmal auf „Bright Green Field“. Höchste Präzision findet sich also nicht nur in Schweizer Uhren. Makellos!


Rolands No. 1:
Fred Again.. – Actual Life (April 14 – December 2020)
(Atlantic)

Fred again.. ist ein rasend erfolgreicher Produzent, für zig Top 10-Platzierungen in den UK-Charts verantwortlich. Jetzt hat er die für mich – mit Abstand! – bedeutendste Platte des Jahres gemacht, aus Lockdown und Pandemie geboren. Ein Arbeits-Tagebuch, bei dem meist Youtubeschnipsel als Sampels zum Ausgang genommen wurden, um daraus den nächsten Track zu entwickeln. Es kommt ein Banger nach dem anderen, von vereinzelten James Blake-artigen Einlagen und Ruheinseln unterbrochen. Die Samples bestehen aus Signature-Sprüchen, die nach und nach nach alle wieder auftauchen, das Isoliert-Gedankenkarrussell nachbildend, dass doch wohl jede:r gerade kennt? Wer könnte etwa nicht zu Aussagen relaten wie „I’m so tired of being strong“? Das liest vielleicht nicht besonders dolle, aber mit der Musik dazu hat das jedenfalls mich auch emotional sehr abgeholt und mitgenommen. So wird ein Spoken-Word-Vortrag über Depression („I am a party / inside of my head / inside of my home“) zur Trotzgeste gegen den ganzen Außenkrams, wie eh fast schon verzweifelt nach einem positiven Ausgang gesucht wird: „We’re going through“. Wird schon. Ich muss zwanzig Jahre zurückgehen, um etwas zu finden, das ähnlich als perfekte Heimpartyplatte für den Ego- und Emohaushalt funktionierte, nämlich bis zu „Since I left You“ von den Avalanches.


Gregors No. 1:
Mano Le Tough – At The Moment
(Pampa Records)

Mano Le Tough aus der Grafschaft Wicklow an der Ostküste Irlands. Als Siebenjähriger Talking Heads und Fine Young Cannibals aus dem UKW Sender mitgeschnitten, bevor er Tanzmusik im lokalen Piratenradio für sich entdeckte. Neben Dutzenden von Veröffentlichungen wurde Le Tough später dann zu einem gefragten DJ mit Headliner-Auftritten rund um den Globus. Mit Tanzmusik hat „At The Moment” allerdings nur gelegentlich zu tun. „Let’s make Noises“ hört man eine Kinderstimme in einem Stück sagen, schau’n mer mal, was sich auf der Festplatte so findet. Zeit zum Suchen war ja genug da in den letzten Monaten. It’s hard for me to make good music about everything being amazing. Anything I’ve done that had any kind of artistic merit has been through struggles I’ve had”. Gestruggelt hat ihn natürlich Corona.

Leider kein geeignetes Video gefunden, daher Verweis auf die Bandcamp-Page zum Nachhören: