Zum Inhalt springen

0,0034 Euro je Song

Spotify zahlt schlecht – zumindest für Werke von Indie-Künstlern. Wenn es um die Offenlegung der Abrechnung geht, herrscht in dem Unternehmen extreme Geheimnistuerei, wie Konrad Lischka für Spiegel Online in Erfahrung brachte. Zum Glück gibt es Lücken im System: Künstler beklagen unfaire Spotify-Geldverteilung. Alle Spotify-Verträge mit Labels enthalten übrigens eine Geheimhaltungsklausel (vgl. dazu auch).

2 Gedanken zu „0,0034 Euro je Song“

  1. Das klingt natürlich alles immer verflucht niedrig – und vielleicht ist es das auch. Trotzdem habe ich immer auch den Verdacht, dass hier mit niedrigen und hohen Zahlen dramatisiert wird. Es fängt schon bei den 0,0034 Euro an. Die vielen Nullen nach dem Komma suggerieren, dass hier weniger als wenig fließt. 0,0034 Euro entspricht 0,34 Cent, sieht aber bedeutend weniger aus.

    Demgegenüber stehen dramatisch hohe Zahlen: 72800 Songs. 45000 verkaufte CDs. Das betreffende Album hat 8 Stücke. Geht man davon aus, dass Liebhaber von Nischenmusik (und nichts anderes bedient die Künstlerin mit ihrem Streicher-Ambient) Alben in der Regel durchhören, ergeben sich aus 72800 abgerufenen Songs maximal 9100 volle Albumstreams – wobei jeder volle Albumstream mit 2,72 Cent „Honorar“ zu Buche schlägt. Zieht man da noch alle „Testhörer“ ab, die in die Musik reinhören wollen, nach ein, zwei Songs aber merken, dass das ihre Sache nicht ist, sinkt die Zahl der kompletten Albumstreams vermutlich noch mal spürbar. Geht man dann noch davon aus, dass Nischenmusikhörer Alben in der Regel deutlich häufiger als einmal hören, schmurgelt die Gesamtzahl der einzelnen Personen hinter diesen Zahlen (also jene, die früher z.B. je eine CD gekauft hätten) nochmal deutlicher zusammen (ich vermute mal: einige wenige Hundert). Wenn man dann noch weiter geht und sagt, dass diese wenigen Hundert auch in Zukunft noch dieses Album hören werden, das Album also auch weiterhin Geld abwerfen wird, dass Anbieter wie Spotify, Simfy, etc. gerade überhaupt erst am Anfang stehen und solche Nischenmusik heute einen deutlich niedrigschwelligeren Weg zum Hörer hat, dann riecht das ganze für meinen Geschmack schon deutlich weniger dramatisch, als wenn man einfach nur die Zahlen 72800 und 0,0034 nebeneinander stellt.

    Womit nicht gesagt sein soll, dass ich es den Künstlern nicht wünsche, mehr Geld von den Streamingservices zu erhalten. Ganz im Gegenteil: The more, the better. Und ganz sicher muss das transparenter und gerechter geschehen, gar keine Frage. Nur dieser übertriebene, rhetorische Alarmismus scheint mir gelegentlich doch auf eine Weise zugespitzt, die die Sache nicht unbedingt hergibt.

  2. Danke für deinen Beitrag. Die Headline ist Boulevard, da gebe ich dir Recht. Faire Abrechnungssysteme auf Grundlage eines Streams sind generell schwer zu erstellen. Dass es geht, zeigt das Fernsehen. Ungenauigkeiten werden dort billigend in Kauf genommen. (siehe dazu auch http://machtdose.de/die-qual-der-zahl.html). Ich bin großer Fan der Streamingdienste. Die Abonnenten sollten aber die Entwicklung stets im Auge behalten und im besten Fall mitentwickeln. Gerade, weil es ein junges Medium ist, das sich noch finden muss.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.