Gregor
Die besten Alben 2014 – Plätze 1
Sebastians No. 1:
Antlers – Familiars
(Transgressive / [PIAS] Cooperative / Rough Trade, VÖ: 13.06.2014)
Antlers sind die uneingeschränkten Könige der lasziven Melancholie, des divenhaften Schmerzes und umschmeichelnder Trompeten, die die Seele in himmlische Spähren ziehen. Dabei erweisen sie sich stimmlich als so ausdruckstark, dass einem die Spucke wegbleibt. „Familiars“ ist ein Nachruf auf ein Heldenleben, das die Abgründe der menschlichen Existenz exemplarisch durchlitten hat. Und das beste dabei: Trotzdem zeugt die Platte von einem differenzierten Songwriting, das jedes Lied unverwechselbar macht. Und der Live-Act in Zürich erst einmal: Nur And Also the Trees in den 80ern konnten hinsichtlich Expressivität ähnliches leisten! Klare Platte des Jahres, noch klareres Konzert des Jahres!
Nichts ruft Erinnerungen an die Vergangenheit so lebhaft wach wie Musik (Ebbot Lundberg und Björn Olsson dachten wohl ganz ähnlich, als sie ihre Band Soundtrack of Our Lives nannten). SOHN hat es sich wie kein anderer Sänger in diesem Jahr in meinem Gedächtnis gemütlich gemacht: Kaum war der Anker im Frühjahr ausgeworfen, hat sich »Tremors« auch schon in verschiedene Hirnregionen verteilt*. Tatort: Paris. Disquaire Day an einem Freitag im April. Rough Trade on Tour im hippen Point Ephemere. Unter anderem mit SOHN Unplugged. Am gleichen Tag dann das zweite Konzert des Londoner Electro-Soul-Künstlers im restlos ausverkauften Petit Casino. Wieder war der Kapuzenpullover tief ins Gesicht gezogen und von Christopher Taylor nichts zu sehen. Das nennt man wohl Zurückhaltung im Beruf. Trotzdem war das Konzert eine hochemotionale Angelegenheit und die Grundlage auf dem Weg zur Nummer Eins. Tremors ist mein Erinnerungsalbum des Jahres und ein sehr gutes dazu.
Epilog: Musik ist wie Essen, Sex oder Drogenkonsum. Wollen wir mal hoffen, dass das so bleibt!
*Was ich nicht wusste: Das Hörzentrum in der linken Hirnhälfte verarbeitet tendenziell eher Rhythmen, das in der rechten Hälfte vor allem Klänge und Töne. Was auch immer diese Teilung zu bedeuten hat!
Die besten Alben 2014 – Plätze 2
Diese Platte ist mein Lohn dafür, dass ich alle paar Tage mal bei Pitchfork reinschaue, denn ohne deren hohe Bewertung wäre ich nie auf sie aufmerksam geworden. So darf ich auf meine alten Tage noch einmal Musik in meinem Poll präsentieren, die wir früher (80er-Jahre) als Guitar-Pop bezeichnet hätten. Entsprechend habe ich bei „Atlas“ größte Felt-Gefühle (die Mehrheit wird wohl andere Referenzen nennen), nämlich solche der Gelassenheit und Klarheit. Und auch bei Silber wird deutlich: Es kommt nicht auf das Was (Guitar-Pop ist ja tot), sondern auf das Wie an. Diesbezüglich haben es Real Estate jedenfalls in ihrer Fähigkeit, strukturierte, leicht melancholische Songs zu schreiben, die sich in die Gehörgänge einfressen, ohne zu nerven, mit „Atlas“ zur Perfektion gebracht!
Der Name ist kein Zufall: Beim UK-Duo Jungle sieht wohl manch einer vor lauter Wald die Bäume nicht. Jungle klingen irgendwie indifferent unangestrengt. Das mag als Beschreibung verstören, je weiter man allerdings in die Tiefe ihres Bewusstseins eindringt, erklingt ihr Geist wie eine lebendige, glatte und seidig schimmernde Struktur. Die Platte läuft einfach so durch. Soulige Vocals auf Electro-Pop, am Stück durchproduziert, will man meinen, und komplett übertrieben. Alleine »Busy Earnin’« lief laut lastfm-Statistik 31 Mal (Quelle: Machtdose Musikprofil). Rekord. Ein gewaltiger Track mit symphonisch tragenden Bögen und nicht der letzte Hit, der sich auf dem Album finden lässt. Jungle sind, wie die einfache Empirie lehrt, ganz oben in den Charts!













