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Die besten Alben 2011 – Plätze 7 bis 5


Gregors No. 7:

Wild Beasts – Smother
(Domino / GodToGo, VÖ: 06.05.2011)

Das wildeste noch lebende Tier im englischen Kendal ist möglicherweise das Lincolnschaf. Ob schwarz oder weiß ist hier egal. Lammfromm ist dann auch die Musik der Wild Beasts, die sich dort fanden, würdevoll geschwungen und ethisch korrekt. Hier hat niemand Bock auf Stress, am wenigsten Falsettsänger Hayden Thorp, der am Hofe von Queen Elisabeth I. wohl sein Tagelohn als Barde verdingen würde. Die Selbstsicherheit, mit der die Wild Beasts jedes Mal aufs Neue in meinen Charts landen, ist beispiellos. Es sind wohl die Melodiechen.


Sebastians No. 7:

Ghost of Tom Joad – Black Music
(Richard Mohlmann / Universal, VÖ: 5.02.2011)

Meine Retro-Platte des Jahres kommt dieses Jahr von Ghost of Tom Joad, denn da weiß man, was man hat: 31 Minuten, leicht nachvollziehbare Texte, zugängliche melancholische Melodien und das ganze mit einem Augenzwinkern serviert! Näher und besser kann man am 80er-Wave kaum dran sein!


Rolands No. 7:

Dominik Eulberg – Dioarama
(Traum / Rough Trade, VÖ: 06.05.2011)

Das einzig vordergründig elektronische Album in meiner diesjährigen Liste. Ich bin genauso überrascht wie Ihr. Was wohl daran liegt, dass ich z. B. auf den diesjährigen Post-Dubstep-Zug nicht aufgesprungen bin (und ein paar andere habens knapp nicht reingeschafft). Egal, übrig blieb dieses hier. Und da fällt mir auch gleich eines der seltsamsten Vorurteile ein, die ich elektronischer Musik immer noch entgegenbringe: dass die nämlich im Gegensatz zu sog. „akustischer“ Neuartiges abzuliefern habe. Mal abgesehen davon, dass es sich hierbei eh um längst gegessene Oppositionen handelt, ist ein solcher imaginierter Innovationsdruck genau besehen auch Käse. Sonderlich avanciert kommt mir Eulbergs Platte jedenfalls nicht vor, ist aber trotzdem prima. Man kriegt ein sehr hörbares, durchaus abwechslungsreiches, trotzdem irgendwie „klassisches“ Techno-Album. (Fast hätte ich noch „ehrlich“ hingeschrieben, hihi)

http://www.youtube.com/watch?v=IeZGHWP1T2A

Gregors No. 6:

Ada – Meine Zarten Pfoten
(Pampa / Rough Trade, VÖ: 10.06.2011)

Bratenfett und dichter Qualm – viel besser hätte der Erstkontakt mit Ada nicht ausfallen können. Ihr Ibiza-Klopper »The Red Shoes« stand im Kochbuch einer namhaften Frankfurter Legende (selten vor drei als Nachspeise unters gierende Volk geworfen). Der Sprung von der Insel auf die Bergweide wurde nun mit »Meine Zarten Pfoten« vollzogen. Bunt, rund und abwechslungsreich ist es geworden, inklusive Lucious-Jackson-Cover »Faith«.

http://www.youtube.com/watch?v=t-_TkOYPX4I

Sebastians No. 6:

Jamie Woon – Mirrorwriting
(Polydor / Universal, VÖ: 27.05.2011)

Das ist – glaube ich – das erste Mal, dass ich etwas offenbar Souliges in meinem Poll aufnehme! Dachte ich, nachdem ich „Spirits“ einmal im Radio gehört habe, dass Jamie Woon Stadien bespielt, war ich doch einigermaßen angenehm überrascht, als er auf dem Melt die kleinste Bühne beschallte und ungewöhnlich unprätentiös dahersang. Daher ist es mir auch bis heute möglich, ihm seine Wehmut, offenbart in einer wunderbaren Mischung aus glasklarer Elektronik und wärmster Stimme, voll abzunehmen.


Rolands No. 6:

Jonas David – Keep The Times
(Bandcamp, VÖ: 06.06.2011)

Kommt ja immer mal wieder vor, dass man auf jemanden stößt und sich dann aufrichtig darüber wundert, warum derjenige eigentlich nicht schon längst viel erfolgreicher ist, als er ist. So bei Jonas David. Ich verstehe also nicht, warum, wenn angeblich so viele z. B. Fleet Foxes hören (deren diesjähriges Album ich übrigens eher zum Abgewöhnen fand), warum also diese Vielen nicht auch noch gleich diese großartige Platte mitnehmen und abfeiern können, die eigentlich auf ganz ähnliche Dinge setzt (Mehrspur-Fistelchor etc.), aber dafür wesentlich reduzierter daherkommt und damit meiner Meinung nach auch deutlich besser fährt. Du hattest mich jedenfalls bereits mit dem Glockenspiel, Jonas.


Gregors No. 5:

Walls – Coracle
(Kompakt / Rough Trade, VÖ: 23.09.2011)

Die Chemie der Elemente, in diesem Fall Early House, Big Chill, Krautrock und das Universum himself. Hier werden keine Wände gebaut, hier geht’s um Raum und Zeit. Die hat man plötzlich wieder, wenn man »Coracle« hört. Das Produzentenduo Sam Willis (Allez-Allez) und Alessio Natalizia (Banjo Or Freakout) gehört ins Handbuch der Drogisten.


Sebastians No. 5:

James Blake – James Blake
(Polydor / Universal, VÖ: 04.02.2011)

Zur Konsensplatte des Jahres, die vor allem durch ihre gespenstige Zerbrechlichkeit besticht, möchte ich zwei Sätze verlieren: Wenn ein Song sich mir je als Ursonggerippe anvertraute, dann ist es wohl „Lindesfarne I“. Und: Selten blieben mir bei einer Platte so konsequent nur die ersten sechs Titel in Erinnerung, während von den Songs 7-11 noch immer keiner meinem musikalischen Gedächtnis einverleibt ist.(Daher „nur“ Platz 5!)


Rolands No. 5:

Son Lux – We Are Rising
(Anticon / Indigo, VÖ: 09.09.2011)

So könnte Sufjan Stevens klingen, wenn er nicht bescheuert geworden wäre, könnte man fast schreiben, wäre aber natürlich schrecklich ungerecht. Ein überreiches Album, „voll bis zur letzten Spur“ wie Gregor in seiner Kurzvorstellung schrieb. Ähnlich wie bei Stevens weiß man manchmal nicht, wohin mit der ganzen Überfülle, die ja leicht ins Überflüssige kippen kann, aber die Gefahr wurde hier gebannt. Auf jeden Fall gibt es zahllose Überraschungen, Stimmungs- und Tempowechsel, Arrangementswunder & -schönheiten. Das reicht dann auch für einige Male Durchhören und Weiterentdecken.

6 Gedanken zu „Die besten Alben 2011 – Plätze 7 bis 5“

  1. Ich glaub, das ist das erste Mal, dass ich von einem Gregor-Poll alle sein Plätze 10-5 schon vorab mehrmals gehört habe. Am besten gefällt mir seine 6 (Ada – sehr hgelungener Titel): Entspannter geht´s m.E. (auch stimmlich) kaum. Den ersten Satz zu Son Lux hätte ich im Übrigen ähnlich wie Roland verfasst.

  2. Ada kann mich auf Albumlänge nur halb überzeugen. Gibt m.E. nichts vergleichbares, dass die Qualität Adas erreicht, dennoch höre ich da dann lieber Jamie Woon. (Ja der Vergleich ist Schwachsinn, ich weiß, ich weiß) Aber „The Jazz Singer“ ist geil!

  3. Mir war der Ada-Sound hier irgendwie zu „lasch“ (ich stand eben sehr auf ihre eindeutigen Tanznummern). Wild Beasts finde und fand ich auch vorher schon: unerträglich.

  4. Nicht alles mein Fall aber sind ein paar Sachen bei, die ich mir mal anhören werde.
    Peter Licht, hatte der nicht auch einen Song mit „Sonnendeck“ oder so ähnlich? War mal vor einigen Jahren mein Sommerlieblingssong :)

  5. Ich bin ja von den dreien der einzige, der dem Lichtismus nicht anheim gefallen ist. Mir geht es immer so: einmal durchhören, eigentlich alles ganz prima finden. Reicht, muss ich dann nicht nochmal hören.

    Die jetzige Platte ist die, die mir musikalisch am besten gefällt, textlich allerdings mir tatsächlich ein bisschen zu monoman um PrivatÖffentlich dreht.

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