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Septemberplatten 2005

Plattenseptember 2005 mit Sigur Rós, Finn und Audio BullysTreue Fans der Gruppe werden mir wahrscheinlich nicht zustimmen, aber Sigur Rós haben mit Takk (EMI) ihr bisher bestes Album gemacht. (Kann man sich übrigens hier anhören). Ihre Musik hat immer noch als wesentliche Elemente: hochgezwitscherte Sängersstimme auf zerdehnter Gitarre. In der Vergangenheit war’s das dann aber oft. – Stücke, lang wie in „Langeweile“, zu hauchdünnem Teig ausgerollt fürs ambiente Wohlgefühl.

Auf Takk sind die Tracks zwar immer noch kaum unter sechs Minuten, es kommen aber ein paar entscheidende Zuckerln hinzu. Zum einen wird der Sound durch jede Menge Klingklang aus Glöckchen und sonstigem Tand (hübschkitschigen Streichern zum Beispiel) angereichert und aufgehellt. Zum anderen, und wichtiger: es gilt nicht mehr die reine Zeitlupe. Vielmehr spielt innerhalb der Stücke jetzt Rhythmik wirklich eine Rolle und sie erhalten erzählerische Struktur. Songs, die immer noch hochpathetisch und schön sind, aber (endlich) mit Songcharakter. Takk (isländ. „Danke“) dafür.

Auf einer genealogischen Karte musikalischer Verwandschaftsgrade wären Finn und Sigur Rós nahe beieinander, Cousins mindestens. Das Kindchenschema-Cover seines zweiten Albums The Ayes will have it (Sunday Service) gibt schon einen Hinweis, wohin es geht: Rekursion auf verschüttete Zubettgeh-Gefühle, Halbschlafschönheiten. Was eine gewisse Manipulationskunst voraussetzt. Und die hat er drauf, der Finn. Man weiß, wie’s funktioniert, aber kann gar nicht gegen an – will es dann ja auch gar nicht.

Zum Schluss was ganz anderes: Das Kick-Arsch-Ding Generation (EMI) der Audio Bullys, deren Musik gerne unter „Hooligan House“ abgebucht wird, zeigt einmal mehr, dass noch jede britische Angeblich-Prollerei (siehe auch: The Streets, Goldie Lookin Chain) in Wahrheit schlicht auf Qualität beruht. Will Dich mitreißen und sonst nix, denn beim Tanzen hat Denken erstmal Sendepause, Alter. Das Album, das die Chemical Brothers dieses Jahr gerne gebracht hätten, aber nicht konnten.

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Ein Gedanke zu „Septemberplatten 2005“

  1. betrifft die Audio Bullys:
    schlecht ist die Neue nicht, allerdings finde ich die alte (Ego War;2003) viel besser.
    In dem Zusammenhang koennte man vielleicht noch das Debutalbum von Modeselektor (Hello mom!) erwaehnen.
    g
    j

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