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Von Südenfed – Tromatic Reflexxions

Konnte ja keiner mit rechnen, dass Mark. E. Smiths musikalischer Höhepunkt in dieses Jahrtausend fällt, er selbst wahrscheinlich am wenigsten. Nach »Country On The Click« (2003), »Fall Heads Roll« (2005), »Reformation Post TLC« (2007) und dem gerade erarbeiteten Geniestreich »Tromatic Reflexxions« gibt es beste Gründe, den Fall Fall neu zu behandeln. Alles tolle, gereifte Alben, die vor 31 Jahren, als sich die One-Man-Band in Manchester gründete, zwar nicht komplett anders geklungen hätten, aber doch eben anders. »Tromatic Reflexxions« ist aber nicht nur das Ergebnis eines brummigen Einzelgängers, der soziale Bindungen scheut, vielmehr hat sich Smith mit den Besten zusammengetan, die für sein Nebenprojekt Neuschöpfung in Frage kamen: Mouse On Mars, die wahrscheinlich auch den ersten Schritt machten. Das Ergebnis heißt Von Südenfed, in dem angeblich das UK-Hustenmittel Sudafed auf Jan St. Werners Heimat trifft, auf Süddeutschland nämlich. Guter Name. Großartiger Name sogar. Teamarbeit inbegriffen. Die aktuelle Single »Fledermaus can’t get it« besteht aus ordentlich Druck und Energie, ein Clubbouncer, der killermäßig brummt und wummert. Erinnert mich an das LCD Soundsystem, von dem Mark E. Smith offenbar nicht besonders angetan ist

»What a rip-off!“ he spits. „I’m very insulted. I went into my local shop a few weeks ago, where I go for groceries. There’s an Irish bloke in there, very nice, and he was playing this [„Losing My Edge“]. I said, ‚This sounds exactly like me,are you trying to take the piss?‘ At which point, the bloke’s getting a bit paranoid, because obivously he’s no idea who I am. He says, ‚It’s just a record I like, that’s all.‘ I mean, this bloke [James Murphy], I’ve met him, he doesn’t even talk like that, he’s New York, New Jersey, or whatever. Just a New York arsehole. And it’s the same rhythm as I was using with Mouse On Mars, the same one we laid down…« [Mark E. Smith. Wire, 05/07]


Uns kann die Verstimmung ja egal sein, wir hören sowieso beides. Anschauen sollte man sich unbedingt den Clip zur Single. Großes Fratzenkino, Von Südenfeds Crossdresser. Transvestitismus at its best, feinstes Adelsgeschlecht. Da möchte man unter’n Rock schauen, da wo’s klebt. Chic gemacht, die Herren. Smiths Stimme tanzt den Dancefloor. Als sei Baffsein der einzige Geisteszustand, in dem sich die Welt ertragen lässt. So wird’s gemacht, Leute!


Von Südenfed – »Fledermaus can’t get it«

Weiterführende Links:

Smith beim Verlesen (Real Player) der englischen Fußballergebnisse. Groß, sag ich.
Von Südenfed at MySpace
The Fall – Theme From Sparta FC at YouTube

Der Rest der Sendung bestand aus Hits, einer besser als der andere. Kaufen! Hören! Den Sinn ergründen! Datarocks »Fafafa« beispielsweise. Habe ich in den letzten Monaten so oft aufgelegt, dass ich sogar drauf angesprochen wurde. Peinlich, peinlich. Der »Riton New School Remix« bringt den Sattel allerdings noch mal richtig zum wackeln, Acid und Wahnsinn, der da aus den Bergener Clubs heruntergespült wird. The Future of Indie Dance going Rodeo. Mit Rave-Attitüde.

Weniger Acid, dafür soooo viel mehr Cosmic: Der Serge Santiago Remix von Dada Lifes »The great fashionista swindle«. Was für ein Trip, gut für ’ne Floßfahrt, unten an der Rheinmündung. (Dada Life at MySpace)

Wem das zu brav ist, der sollte sich das Teenager-Gedisse von LDN is a victim geben, eine gemeine Punchline, die Ende April via Happy Shopper Records (buy) veröffentlicht wurde. Beschimpft werden unter anderem Kate Nash, Jamie T, Jack Penate und Lily Allen, die sich so viel Boshaftigkeit natürlich nicht gefallen lässt und prompt einen Kommentar auf der MySpace-Seite des Rappers veröffentlichte. Kern der Auseinandersetzung ist die Herkunft der Musiker, ihre »middle class roots«. Lilly Allen: »So what if we’re middle class? Just cause your mum was too lazy to get her fat ass off the sofa and make some cash. I shouldn’t be able to make tunes yeah? (Which is more than you’re doing by the way)«. London und das halbe Internet stehen Kopf ob dieser herrlichen Halbwüchsigkeit. Der englische Guardian nennt »LDN is a victim« ganz passend einen »Novelty Tune«. Aus der Ferne betrachtet und mit entsprechendem Alter gesegnet sehr drollig, das alles. Zum Glück passiert so etwas aber nicht vor der eigenen Haustür, so tokiohotelmäßig.

Sendung vom 10.05.07 – Radio X – zum Livestream
01. The Fall — Theme from Sparta (Action/Cargo Records)
02. Von Südenfed – Fledermaus can’t get it (Domino)
03. Datarock — Fafafa [Riton New School Remix] (Nettwerk Records)
04. Dada Life – The great fashionista swindle [Serge Santiago RMX] (Pickadoll Records)
05. Digitalism — Pogo (Labels)
06. Lily Allen – Alfie [CSS Remix] (MP3)
07. LDN is a victim — LDN is a victim (Happy Shopper Records)
08. Uffie — Holler-Glock [go play with your stickers] (MP3)
09. Yes Boss — Indie Kids (COOP)
10. Oi Va Voi — Yuri (V2)

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Ein Gedanke zu „Von Südenfed – Tromatic Reflexxions“

  1. Von Südenfed – Superst! Und wenn ich mich mal selbst zitieren darf (zur Fall Heads Roll):

    Da fällt mir übrigens grad ein: eines der Dinge, die ich durch The Fall gelernt habe: der Zauber der Monotonie. Denkt man nicht sofort dran, aber dadurch haben die mir z. B. so Sachen wie Techno durchaus nahegebracht.

    Und bei Fledermaus isses dann ja auch endlich zusammengebracht.

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