Dass Tarantino der Panflöte zu unangemessener Popularität verhalf, werde ich ihm so schnell nicht verzeihen. Die Reminiszenz an den rumänischen Panflötenspieler Zamfir ist beileibe kein Glücksgriff des Splatter-Regisseurs gewesen. Anders verhält es sich mit den übrigen Snippets in Kill Bill. Wie so oft verhalf Tarantino unbeachteten Underground-Subbotniks und in Vergessenheit geratenen Chansoniers zu unerwartetem Weltruhm. Das japanische Garage- und Rockabilly-Trio The 5.6.7.8’s hat seinen Erfolg allerdings Tarantinos »Braut« (Uma Thurman) zu verdanken. Ihr Massaker an den Mitgliedern der Deadly Viper Assassination Squad in einem Tokioter Restaurant bekommt durch die Gastrolle der Band die Dimension eines Schlachtfests. Selten war Blut so schön. Ihre Best-Of-Compilation »Bomb The Rocks – Early Days Singles!« enthält neben dem Hit des Films »Woo Hoo« 26 weitere Stomper, die das Laienspiel der Damen zu einem herrlichen Vergnügen machen. Die CD sollte man in zwei Teilen genießen, schließlich ist eine Spielzeit von 73 Minuten alles andere als Rock’n’Roll.
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Das richtige Zeitgefühl haben Von Spar auf ihrem Debüt gehabt. In 36 Minuten rennen die fünf Kampfhähne zehn Mal über den Platz, heben dabei den Mittelkreis aus und verteilen Handzettel im Publikum. Ganz unmissverständlich lautet ihre Mission Rebellion, durch charmante Posen angerissen, findet diese allerdings nicht an der Front statt. Man rauft sich auf dem Ascheplatz, neben sich das Flüchtige ihrer kryptischen Liedzeilen, aufgezogen auf den Betttüchern ihrer durchgelegenen Futonmatratzen. Ich nenn‘ das mal kolossal, wie Von Spar ihre Gitarren zu den Parolen springen lassen. Eigentlich bewegt man sich mit »Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative« im Zentrum der Post-No-Wave-Ära, allenthalben Dance Music, frech und glamourös, nur verhält es sich eigentlich doch ganz anders: Hier ein Schuss Indierock (unglaublich, wie Frank Spilker, Die Sterne, den Refrain der Single »Ist das noch populär« verdichtet), dort ein wenig Punk und fast immer NDW (ja, Peter Hein, Fehlfarben, singt in »Schockwellen auf’s Parkett«). Nur ganz nebenbei schleicht sich bei Von Spar die Befürchtung ein, der einnehmenden Kraft ihrer Symbole und Zeichen hätten sie nichts hinzuzufügen. Also, ja nicht schlappmachen!
The 5.6.7.8’s — »Bomb the Rocks« (Sweet Nothing/Cargo) • Von Spar — »Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative« (L’Age D’Or) • Foto: Miriam Lindthaler – petite pomme