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Bright Eyes – Lifted or the story…

„Echter Gesang, in Freude oder in Leid, ist immer dem Gebet nahe“ (Johannes Paul II.) – Conner Oberst, 22-jähriger Songschreiber aus Omaha, Nebraska, ist die fleischgewordene Erfüllung dieser These. Seine konzeptionelle Totaldepression namens „Lifted or the story is in the soil keep your ear on the ground “ kann man getrost bei sich tragen wie eine Taschenbibel. Seine heftigen Textmassen erstrecken sich auf diesem Tonträger über volle und dennoch kurze 73 Minuten, untermalt mit Musik, die Computerkinder in eine entrückte Zeit katapultieren dürfte. Die Musik von Bright Eyes, so der Name, der Conner Oberst und seine musikalischen Mitstreiter unterm gleichen Dach vereint, stellt Thirtysomethings wie mich musikalisch vor keine allzu großen Herausforderungen. Die Musik riecht mehr nach Kneipe und Antimodernismus als nach Glamour und Zukunft (wenngleich sein Gespür für gewandte Zurschaustellung oftmals im Tragen eines rauchblauen Anzugs, umgeben von sechs weiblichen Musikern, durchaus als glamouresk zu deuten ist).

Was auf diesem (bereits 5.) Album jedoch zählt, ist der große Ideenreichtum, der Altes neu und aufregend arrangiert. Bright Eyes beweisen, dass das periodisch wiederkehrende in der Musik nicht zwangsläufig langweilig sein muss. Im Nachahmen von bereits Bekanntem ist diesem Gernegroß und seinem Gefolge etwas sehr Unnachahmliches gelungen. Der Sound seiner Worte kündet vom Leid seiner Texte, wenn er etwa in „nothing gets crossed out“ die krankhafte Liebe zu guten alten Freunden besingt. Umrahmt wird der Gesang von Straßenlärm und Stimmengewirr (so genannte „field recordings“), von wechselhaft auftretenden Folk Im- bzw. Explosionen, von Pauken und Trompeten, um schließlich am Ende dieser Soundeskapaden im auf Akustik-Gitarre reduzierten Sound-Einerlei zu enden. Erschienen ist dieses wundervolle Drama auf dem anspruchsvollen Label „Wichita Recordings“, einem Überbleibsel des Kultlabels „Creation Records“. Ein Kaufzwang besteht nicht!

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