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Die besten Alben 2020 – Plätze 10 bis 8

Unglaublich, aber wahr: wir haben seit 5 Jahren keinen Jahresrückblick mehr gemacht.

Und ist ja auch irgendwie aus der Zeit gefallen. Aber sind wir nicht alle gerade aus der Zeit gefallen, und hilft da nicht insbesondere Musik? – Also, machen wir es wieder, here it goes again:

Gregors No. 10:
Die Sterne – Die Sterne
([PIAS])

Wenn es dieses furchtbare Video zu „Der Palast ist leer“ nicht geben würde – wer weiß, wie mein Zugang zu dem neuen Album der Sterne ausgefallen wäre. Hab aber zum Glück dann doch noch rein gefunden. Die Sterne selbst sind für mich eher wachsame Zeitchronisten, fahrendes Volk, das von Ort zu Ort zieht, um seine Melodien weiterzugeben. Nichts für zuhause also, waren sie nie für mich. Bis heute. Mag daran liegen, dass ich nicht vor der Tür war oder zumindest anders als sonst. Auf ihrem gleichnamigen Album macht Sänger Frank Spilker mal wieder das, was er am besten kann: unwiderstehliche Melodien produzieren, die auf der zweiten Hälfte des Albums zwar ein wenig abflachen. Ihr Best-Of-Repertoire wurde aber mindestens um drei neue Stücke erweitert, die ich mir dann demnächst wieder pflichtbewusst beim örtlichen Veranstalter anhöre. Alles andere ist keine Option!


Rolands No. 10:
Gia Margaret – Mia Gargaret
(Orindal)

Gia Margaret verlor ihre Stimme, buchstäblich. Auf der Tour zu ihrem ersten Album schon erste Gesangsprobleme, Anfang 2019 dann endgültig zu Schweigen und Nichtsingen verdammt, schwerwiegende Kehlkopfentzündung. Sie tat, was notwendig war, alle möglichen Gerätschaften zusammensuchen, schrauben, basteln, samplen. Zuvor so ein Folkding, jetzt Plickerdiplocker-Elektronica, bestens geeignet zum Wegdösen, Einmummeln, Weltfliehen.


Gregors No. 9:
Friends Of Gas – Kein Wetter
(Staatsakt / Bertus)

Die Friends Of Gas. Ich vermute jetzt einfach mal, dass die Band aus Essen kommt und ihren Proberaum im Keller hat. Bunkerbeton, Eierkarton, Perserteppich. Dekontextualisiertes Hören, wie ich unlängst erfahren habe. Man weiß eben kaum noch etwas über die Musik und ihre Urheberschaft. Scheinbar ist das wohl auch egal. Egal. FOG ist unfassbar dicht an der Lösung, lange nichts Gitarriges gehört, das in solcher Perfektion und mit so viel Hingabe gespielt wurde. Und der Gesang! Ich sach’s jetzt einfach mal: Kim Gordon, oh ja, Kim Gordon herself würde es auch nicht besser machen. FOG hört man nicht mal ebenso in der Bahn, im Sommerblau und oft schon gar nicht. Zu laut, zu lästig. Eine Umschreibung, die es vielleicht auf den Punkt bringt: „Die Friends Of Gas sind der Sound des Nicht-Einverstanden-Seins“. Ich wollt‘s dann doch wissen.


Rolands No. 9:
This is The Kit – Off Off On
(Rough Trade/ Beggars Group / Indigo)

Relativ frisch durch den Spotify-Algorithmus angespült und war mir zuvor gänzlich unbekannt, aber bereits das fünfte Album von Kate Stables alias This is the Kit. Milde verschachtelt, unaufdringliche Bläserarrangements, angenehm unspektakulär. Brennt nicht, sondern glimmt und könnte deshalb auch länger vorhalten.


Gregors No. 8:
Working Men’s Club – Working Men’s Club
(Heavenly Recordings)

Beim Namen fiel der Band aus Yorkshire wohl nichts besseres ein. Sei’s drum. Die Band kickt Arsch. Wir kennen das von den DFA Records Artists, die uns Anfang des Jahrtausends mit ihren Produktionen die Füße unter dem Boden weggezogen haben. Ein bisschen The Juan MacLean, ein bisschen James Murphy. In Wirklichkeit aber ist der Working Men’s Club von klassischer 80er-Elektronika, von Post-Punk, Cabaret Voltaire und New Order’s „Technique“ durchdrungen. Dass „Working Men’s Club“ dennoch frisch, contemporary und prickelnd klingt, hängt nicht zuletzt an Sänger Syd Minsky-Sergeant, der mit todsicherem Gespür ein extrem stimmungsvolles Debüt hingelegt hat. Mit dem ein oder anderen Song würde ich gerne mal wieder spät nachts auf der Bar der Morgenröte entgegenhopsen. „Der Puls ist das Jetzt in seiner Totale“ hat mal jemand gesagt. Hier pumpt das Herz zum Beat.


Rolands No. 8:
Adrianne Lenker – songs
(4AD /Beggars Group / Indigo)

Die Band Big Thief: hoher Output, viel gefeiert, aber ich konnte nix mit anfangen. Jetzt hat Bandmitglied Lenker eine Rückzugsplatte herausgebracht (gibt noch eine gleichzeitig mit Instrumentals), mit der einfachen Formel: Rekorder raus, Mikro an, Gitarre und Gesang. Aufnahmerauschen und Sprechmuschelsound inklusive. So unbehauen funktioniert das dann auch bei mir.

2 Gedanken zu „Die besten Alben 2020 – Plätze 10 bis 8“

  1. Friends aus Gas meines Wissens aus München. Erste EP war ne Wucht, Album hat mich nicht mehr ganz so mitgerissen, aber wenn du die magst, dann auch mal in Culk – Zerstreuen über Euch reinhören, das ist so knapp nicht bei mir reingekommen.

    [Kommentare gehen endlich wieder, auch lassen sich jetzt alle Youtube-Videos einbinden, ohne dass man dahin wechseln muss. 10 Jahre nix am Layoutmachen rächt sich irgendwann]

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