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0,0034 Euro je Song

Spotify zahlt schlecht – zumindest für Werke von Indie-Künstlern. Wenn es um die Offenlegung der Abrechnung geht, herrscht in dem Unternehmen extreme Geheimnistuerei, wie Konrad Lischka für Spiegel Online in Erfahrung brachte. Zum Glück gibt es Lücken im System: Künstler beklagen unfaire Spotify-Geldverteilung. Alle Spotify-Verträge mit Labels enthalten übrigens eine Geheimhaltungsklausel (vgl. dazu auch).

Web-Musikdienste im Vergleich

Auf dem Vormarsch oder slowly but surely? Musik-Streaming-Dienste sind die Zukunft, auch wenn es um mich herum noch sehr ruhig ist in Sachen Streaming-Revolution. Auf der einen Seite heißt es: Wer will sich heute noch mit MP3-Dateien und Datenträgern herumschlagen? Andererseits: Wer möchte schon seinen gesamten Medienbestand in die Hände eines Festplattenfarmers geben, der übermorgen Pleite geht, seine Preise verdoppelt oder die Auswahl einschränkt? Im Januar hatte ich ein Probeabo bei Rdio (siehe dazu auch), war begeistert, aber noch nicht bereit. Bin ich im Prinzip noch immer nicht, habe Zweifel am Abrechnungsmodell und an der Genauigkeit der Messung. Die 15-Tage-Testversion von Spotify wird trotzdem ein nächster Versuch, den Wechsel zu vollziehen. (glücklicherweise wird der Markt von verschiedenen Anbietern kontrolliert). Anlässlich des Deutschlandstarts im März haben Spiegel Online und die Süddeutsche verschiedene Angebote getestet. Etwas veraltet, die Artikel, aber trotzdem noch ganz frisch.

rdio

Prinzpiell glaube ich an ein gerechtes Verteilungssystem der Musik-Streaming-Dienste und auch daran, dass im Hintergrund ordentlich abgerechnet wird und jeder bekommt, was er verdient (pay-per-play). Ich glaube an deren Chancen und Möglichkeiten und eigentlich bin ich sogar überzeugt davon, dass der Stream über kurz oder lang unseren Alltag bestimmen wird, gleich ob für Musik oder Film (von etwas anderem auszugehen halte ich sogar für ein bisschen altmodisch). Simfy hat’s vorgemacht, seit kurzem drängen nun zahlreiche Konkurrenten wie Spotify, Deezer, Rara, Juke und Qriocity auf ihre Chance. Und jetzt neu: rdio mit ordentlich Druck im Gehäuse. Die großen Meinungsbildner Spex, Groove, Vice und De:Bug haben bereits eigene Channels eingerichtet und bewerben, wann immer sich die Gelegenheit ergibt (da ist sicher Geld im Spiel). Die Machtdose folgt (ohne Geld).

Hier meine Kurzexpertise im Nachgang. Selbst bei mäßigem Geschick für Anwendungen dieser Art ist die Usability relativ verbraucherfreundlich. Für alle anderen macht’s ordentlich Spaß, sich schlafwandelnd durch die Funktionen zu klicken. rdio ist werbefrei und für 4,99 € im Monat zu haben. Für das mobile Endgerät mit Offline-Option werden 9,99 € fällig. Finde ich eigentlich OK und sogar billig – endlich mal keine Abzocke (wahrscheinlich, weil die Musikindustrie nicht mitentwickelt hat).

In der Musikbibliothek von rdio finden sich derzeit insgesamt 12 Millionen Lieder. Die 15 Millionen sind bereits anvisiert. Das sind so viele, dass sich neben Rihanna, Korn und Justin Bieber sogar zahlreiche interessante Geschmacksrichtungen finden lassen. Test: Irgendwo gelesen, dass es demnächst ein neues Mouse-On-Mars-Album geben soll (VÖ von »Parastrophics« ist der 24. Februar, wie ich jetzt weiß). Bekomme also Lust, Mouse On Mars zu hören. Das Suchergebnis: 159 Titel und 14 Alben findet das System (fast alle Alben kann man auch tatsächlich hören). Ich greife zu »Iaora Tahiti« aus dem Jahre 1995 und mich ergreift tiefe Melancholie. Hier braucht man weder Plattenregal noch CD-Kiste. Search&Click langt da völlig, um an den alten Kram zu kommen. Doof wird’s nur, wenn die Musikbibliothek deine Songs nicht findet. Deshalb Test 2, diesmal mit etwas mehr Risiko, ich will Hauschka hören. Ergebnis: 13 Alben, 119 Titel. Langt mir! Test 3, der Härtetest, diesmal im Grenzbereich meiner derzeitigen Vorlieben: The Monsters (Voodoo Rhythm). Die Suche ergibt 6 Album-Treffer. Das, was ich in meinem Regal stehen habe, gibt’s auch hier.

Ich formuliere mal vorsichtig: Meinen Geschmack trifft’s. Die wesentlichen Voraussetzungen für einen guten Stream hat das numblog ganz gut zusammengefasst: Stimmt die Qualität, ist meine Lieblingsmusik im Katalog vorhanden, funktioniert das Streaming, gibt es Apps für meine Plattform? Im Augenblick kann jeder rdio eine Woche lang kostenlos testen und sich sein eigenes Bild machen. Für viele andere Streaming-Dienste wird der Frühling hart und Last.fm ist wohl bald Geschichte, denn natürlich gibt es auch bei rdio Sammlungen, Playlisten, Bewertungen und »Leute«. Wer wird zuerst mein Friend und wer will mich liken? Nur zu!