Zum Inhalt springen

Das Lied vom einsamen Mädchen

»Sie herzte sanft ihr Spielzeug – Bevor sie es zerbrach – Und hatte eine Sehnsucht – Und wußte nicht wonach – Weil sie einsam war – Und so blond ihr Haar – Und ihr Mund so rot wie Wein – Und wer von diesem Wein trank – Konnt‘ nie mehr glücklich sein […].« 1953 wurden diese Zeilen geschrieben. Mit anderen zusammen wurden sie zu einem Lied, das über viele Jahrzehnte hinweg seinen festen Platz in der Musikgeschichte einnehmen sollte, wenn beispielsweise Nico (»Camera Obscura«, 1995) ihm ihre Stimme gab. Ursprünglich stammt »das Lied vom einsamen Mädchen« aus der Feder des Komponisten-Texter-Gespanns Werner Richard Heymann und Robert Gilbert. Marlene Dietrich hat dem Lied erstmals eine Stimme verliehen. Danach folgten in schöner Regelmäßigkeit weitere Versuche, die Stimmung des Textes zu vertonen.

Jetzt hat sich der für mich eher bedeutungslose Martin L. Gore von Depeche Mode an die Zauberkraft dieses bedrückenden Songs gemacht. Zu hören ist es auf seinem zweiten Album »Counterfeit2«. Doch nicht genug: Auf der kürzlich erschienen Loverman 12″ gibts zwei lupenreine Remixe (man kann sich ausmalen, wie viele der sechs Mrd. Menschen an dem atemberaubenden Lawrence-Rmx teilhaben werden). Da Martin L. Gore Mitte der 80er zwei Jahre in Berlin lebte, gab’s mit der deutschen Sprache nur bedingt Probleme. Was bleibt, ist eine entrückte Zartheit, mit der Gore über die Zeilen stolpert — ganz ohne zu nerven. Dass Lawrence die Trauerarbeit über neun Minuten ausdehnt, lässt aufhorchen. Dergestalt gesteigert bekommt diese Fassung die Größe eines heruntersinkenden Nieselregens – auch wenn das Lied letztlich als Hommage an Nico zu verstehen ist, einem der seltsamsten Geschöpfe der Musikgeschichte…

Sendung vom 27.12.2003
01. Little Annie & the Legally Jammin‘ – Bleach (Italic)
02. Dani Siciliano – Come as you are [Dani’s come lighter cover] (!K7)
03. LFO – Moistly (Warp)
04. Martin L. Gore – Das Lied vom einsamen Mädchen [Lawrence Remix] (Mute)
05. Riow Arai – Gold (The Leaf Label)
06. Alias – Caged in, wasting away (Anticon)
07. Pluramon feat. Julee Cruise – Have you seen Jill? (Karaoke Kalk)
08. Little Annie & the Legally Jammin‘ – Chicken Delight (Italic)

Schlagwörter:

24 Gedanken zu „Das Lied vom einsamen Mädchen“

  1. Ernst Flenkenthaler

    Ich kenne weder Werner R. Heyman noch Robert Gilbert. Meine Lexika schweigen sich aus. Wann haben die beiden gelebt? Bitte um nähere Informationen.
    Mit besten Grüßen E.F.

  2. einen der bedeutsamsten musiker als bedeutungslos zu bezeichnen empfinde ich doch schon etwas anmaßend

  3. Also das mit dem „bedeutungslos“ kann ich auch nicht verstehen!
    Mal ganz ehrlich: So etwas kann doch nur jemand sagen, der nicht wirklich eine Ahnung von Musik hat, oder sehe ich das etwa falsch!?
    Ich glaube, diese Aussage kränkt nicht nur Depeche Mode Fans…

  4. Leute, lernt mal lesen. Da oben steht: „der FÜR MICH bedeutungslose…“ – also rein subjektiv, bittschön. Wer sich von sowas gekränkt fühlt, der geht aber oft in den Keller weinen.

  5. Ich brauche nicht unbedingt lesen lernen, um den Schwachsinn den du von dir gibst zu verstehen. Ob deine Meinung subjektiv ist oder nicht, sie ist definitiv FALSCH den jemanden der im Rampmenlicht von millionnen Fans steht, als bedeutungslos zu bezeichnen ist Schwachsinn.

  6. DJ Firebirdance

    Dat is ja ne bodenlose Frechheit

    Zitat :
    —————–
    „Jetzt hat sich der für mich eher bedeutungslose Martin L. Gore von Depeche Mode an die Zauberkraft dieses bedrückenden Songs gemacht.“

    Genau Deiner Meinung bin ich auch Ralf ……

  7. Dass Ralf nicht zu lesen vermag, zeigt sich schon daran, dass er nicht auseinanderhalten kann, dass der Machtdose-Artikel und mein Kommentar nicht vom selben Autor sind.

    Ich erkläre es jetzt einmal für die ganz Doofen, obwohl es wahrscheinlich müßig ist: der Term „für mich eher bedeutungslos“ heißt folgendes: in meiner musikalischen Sozialisation bzw. meinem Geschmackskosmos unbedeutend. Das kann man jemanden nicht absprechen und fertig, da gibt es auch keine objektive Ebene.

    Darüber hinaus aber: Millionenzahlen als Bedeutungsgradmesser zu nehmen geht natürlich, ist mir persönlich aber zu eindimensional, ich sag jetzt mal plakativ nur: Dieter Bohlen.

    Übrigens hat hier keiner was gegen Depeche Mode, und selbst wenn es so wäre, müsst Ihr Fans das halt mal schlicht aushalten können. Stellt Euch vor, es gibt noch andere Wahrnehmungsweisen.

    Es gilt halt wie immer: für manche Dooffans können auch die Bands nix.

  8. hm, muss mal eben Senf abgeben …

    Subjektivität bzw. persönlicher Geschmack ist beim Thema Musik unabdingbar. Davon lebt ja die Vielfalt in der Musiklandschaft.

    Das hat aber meiner Meinug nach nichts mit der Formulierung des Autors im oben viel zitierten Artikel zu tun.

    Der Autor muss sich emotionale und subjektive Kritik gefallen lassen. Und da meiner Meinung nach eine Formulierung wie „der für mich eher bedeutungslose“ mit Sicherheit aus der Bauchgegend des Autors, und garantiert nicht aus der Verstandesebene kam, zielt die dann logischerweise auch beim Leser dorthin. Wenn sie das nicht tun sollte, hätte der Autor diesen Satzeinschub auch weglassen können. Man sollte eben nicht „durch die Hintertür“ austeilen um sich dann nachher hinter Argumenten wie „Subjektivität“ und „Persönlicher Geschmack“ zu verschanzen.

    So, das wars aber auch.

    Nonkonform rules!!!

  9. Wie gesagt, ich sehe überhaupt nicht, dass Gregor hier auf einen Diss von Gore aus war, sondern das eben so meinte (und zwar meiner Meinung nach glasklar) wie ich das dargelegt habe. Man muss dann nämlich schon den Kontext des ganzen Textes hinzu nehmen, der ja konkret einen Track von Gore bespricht und was ist dann nun an dem folgenden jetzt Beleidigung:

    „Was bleibt, ist eine entrückte Zartheit, mit der Gore über die Zeilen stolpert — ganz ohne zu nerven.“

    Fazit in Bezug auf Gore von obigem Text ist also: ich hatte den bisher eigentlich nicht so auf dem Schirm, hab jetzt was neues von ihm gehört (zum damaligen Zeitpunkt, der Text, über den Ihr Euch mokiert, ist ja jetzt auch schon schlappe 2 Jahre alt) und das war doch ganz gut.

    Wie anstrengend, wenn man jetzt jeden Text so künstlich auseinanderklamüsern müsste.

  10. Der Satz ist einfach nicht sehr weise gewählt. Sicher war es nicht die Intention des Autors M.Gore schlechtzureden, was ja auch der Rest des Artikels klar macht. Allerdings ist es nun einmal Fakt, dass Martin Gore die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte bedeutend mitschrieb. Gerade die Deutsche Musik-Szene wurde und wird sehr stark von Depeche Mode – und auch von M.Gore beeinflusst. Mir ist keine Band bekannt die öfter gecovert worden wäre und von der es so viele Fan-Parties gibt wie bei Mode (ich erinnere auch an Dave Gahans Besuch bei Stephan Raab). Auch für jemanden der mit seiner Musik nicht viel anfangen kann müsste er eben deswegen bedeutungsvoll sein.

    Er hat meiner Ansicht versucht etwas anderes auszudrücken als der Leser beim ersten lesen hineininterpretiert.

    Trotz allem ein sehr informativer Artikel, genau das wonach ich gesucht habe. Eine missverständlichen Aussage ändert nichts daran.

  11. Christian Meißner

    Martin L. Gore hat dieses Lied wahrscheinlich auf diesen Longplayer gebracht, weil Er dem Musiker eine Hommage darbieten wollte. Eine Hommage ist eine Verneigung, eine Respektsbezeugung, die man dulden sollte und explizit in diesem Fall hat Geld keine Rolle gespielt, denn wer kauft schon ein Solo-album von Gore? Richtig: Nur die Fans. Und ich bin mir sicher, daß 99% aller Depeche Mode Fans diesen überaus guten Musikus Werner Richard Heymann nicht kannten und dies sicher eine Bereicherung für Ihren Musikgeschmack ist, besonders, wenn mann solch „belanglose“ Musik konsumiert wie die des Herrn Gore.

  12. Vielleicht solltet Ihr mal das von Veljanov vertonte „Lied vom einsamen Mädchen hören“…

    Meine bisherige Erfahrung hat gezeigt das selbst nicht Veljanov & Deine Lakaien Fans diese Interpretation des Stückes als sehr ansprechend empfinden.

    Bis jetz für mich (subjektiv betrachtet) immernoch das Beste!

    PS.: Ich bin absoluter DeMo Fan, aber auf Gores Solo-Platten komm ich trotzdem nicht klar ;)

  13. Kann mich da auch nur anschliessen, DeMo-Fan aber die Alben von Martin mag ich nicht, bis auf dieses besagte Stück hier.

  14. Knef.Hildegard Knef sang das Lied vom einsamen Mädchen zuerst.Und zwar 1952,veröffentlicht von Polydur.Also scheinbar ein Jahr bevor es geschrieben wurde :-) Das Album „Camera Obscura“von Nico erschien 1985. Soviel mal dazu.Den Rest lass ich unkommentiert.

  15. Wer sagt, dass Heymann das Lied 1953 komponierte? hier alle Details zum Film, für den „Das Lied vom einsamen Mädchen geschrieben wurde

    BR Deutschland 1952, Spielfilm
    Regie Arthur Maria Rabenalt
    Drehbuch Kurt Heuser
    Kamera Friedl Behn-Grund
    Musik Werner Richard Heymann

    Darsteller

    Hildegard Knef Alraune

    Erich von Stroheim ten Brinken

    Karlheinz Böhm Frank Braun

    Rolf Henninger Wolf Gontram

    Harry Meyen Graf Geroldingen

    Harry Halm Dr. Mohn

    Denise Vernac Gouvernante

    Trude Hesterberg Fürstin Wolkonska

    Julia Koschka Olga Wolkonska

    Hans Cossy Mathieu

    Produktionsfirma Deutsche Styria-Film GmbH (München); Carlton Film GmbH (München)

    Produzent Günther Stapenhorst

    auf der heymann Homepage http://www.heymann-musik.de liest man

    Rückkehr nach Deutschland, 1951 – 61

    1951 kommt Heymann nach Deutschland zurück.
    Er heiratet in vierter Ehe die Schauspielerin Elisabeth Millberg,
    1952 wird die Tochter Elisabeth-Charlotte Heymann geboren.
    Die Familie lebt in Salzburg und München, wo Heymann
    alte Freunde wieder trifft: u. a. Trude Hesterberg, Robert Gilbert
    und Friedrich Hollaender. Neben Chansons, Filmmusik
    („Heidelberger Romanze“ mit Liselotte Pulver und O. W. Fischer,
    „Alraune“ mit Hildegard Knef und Neuverfilmungen von
    „Der Kongress tanzt“ und „Die Drei von der Tankstelle“)
    schreibt Heymann die Chansons für das Bühnenstück
    „Professor Unrat“ (nach Heinrich Mann)
    und das musikalische Lustspiel „Kiki vom Montmartre“.
    Am 30. 5. 1961 ist Werner Richard Heymann in München gestorben.

    >> (Heymann – Revival)

    Es grüßt Elisabeth T-H

  16. puh, wirklich anstrengend, wenn ein paar DM-Fans sich auf den platten Schlips getreten fühlen. Mit Musikverständnis hat das meiner Meinung nach auch nichts zu tun, wenn man den zweifellos teilweise sehr intelligent dichtenden und gefühlvoll intonierenden Herrn Gore als wesentlich für die Musikgeschichte darstellt. Traurigerweise leistet Herr Bohlen für die Geschichtsbücher mehr, als uns lieb ist. Meine dm-Bestände sind deswegen nur 2cm breit, weil ich neben DM, neben Popmusik überhaupt, auch andere Sparten wahrnehme. Und was da geleistet wird, ist mangels Popularität nie in allgemeiner Volksgeschichte zu finden, für mich aber bedeutender als der hin und wieder sehr gelungene Mix aus den Dosen von DM. Und: das ist meine Meinung. Ich würde nie von jemandem erwarten, dass er die Musik, die sich in meiner Sammlung befindet, als bedeutsam anerkennt. Höchstens ein Bedauern ausdrücken, wenn er sich die Möglichkeit nimmt, etwas Neues kennen zu lernen. Aber Fans sind nun mal fanatisch, finden in einer Nischendimension Ihre ganze Welt, ob Religion oder Musik, und das macht mich trauriger noch als das Lied, das als einer von 2 Gore-Songs auf meinem PC liegt.

  17. Ich glaube, dass der Autor dieses Artikels einfach nur kein Depeche Mode Fan ist, denn sonst wüsste er um die Bedeutung Matin L. Gore, denn Martin IST Depeche Mode….Dave Gahan hingegen ist die unverwechselbare Stimme!!! Einen der beiden wegzudenken wäre einfach unmöglich. Martin L. Gore schreibt die Songs, Dave Gahan singt…PUNKT

    Nun kann man dem Autor das nicht wirklich zum Vorwurf machen, er hat sich womöglich schlicht und ergreifend nie mit Depeche Mode beschäftigt… warum auch, wenn es ihn nicht interessiert. Er hat sich für Depeche Mode Fans (und ich zähle mich zu den fanatischen DM-Fans, denn ich besitze sogar das Counterfeit²-Album von Martin) einfach nur sehr unglücklich ausgedrückt, weil er halt, wie schon mehrfach beschrieben, FÜR IHN bedeutungslos ist.

    Was manche Leute für Energie in solche „Geschichten“ stecken *Kopfschüttel*…. es gibt wirklich ernstere Themen, die diese Energie wirklich dringend brauchen könnten.

  18. Ja, und elvis war auch bedeutungslos und john lennon völlig schwachsinnig. Abba hatte auch nur glück und michael jackson – wer war das nochmal?

  19. Schön, Hier wird nach fünf Jahren immer noch dskutiert. Aber mal ehrlich: Was ist denn nun eigendlich an Depeche Mode so bedeutungsvoll? Was haben die wirklich geleistet? Ne Menge Fans und tolle Musik sind da irgendwie keine richtigen Argumente.

  20. also ich finde martin l. gore grossartig. ein sehr bedeutender songschreiber – keine frage – und einer meiner helden! ich finde seine version schon gut, aber es gehört nicht zu seinen highlights.

    in diesem zusammenhang interessiert mich viel mehr dieses wunderschöne lied als solches. es hat einen starken keltischen (???) einfluss – die harmonien erinnern mich an das kirchenlied „es kommt ein schiff geladen“ und der text erinnert mich in der stimmung auch irgendwie an „lilli marleen“ – diese düstere, melancholische, geheimnisvolle aura – ganz grosse kunst! man weiss nicht immer ganz genau, was alles genau zu bedeuten hat. aber man spürt menschliche tragik dahinter.

    was ich gerade entdeckt habe, sehr eigenartig: die 5. strophe von „es kommt ein schiff geladen“:

    Und wer dies Kind mit Freuden
    umfangen, küssen will,
    muss vorher mit ihm leiden
    groß Pein und Marter viel.

    diesen text könnte man sogar problemlos auf „das lied vom einsamen mädchen“ singen! und textlich würde es auch wunderbar passen (obwohl es dabei um das „jesuskind“ geht)
    ob das ein zufall ist? naja, es gibt viele lieder mit dieser nordisch schwermütigen harmonik. (d-moll / a-moll bei nico), martin gore hält sich da ziemlich raus, zugunsten sparsamster elektronik/schwereGitarren-Ästhetik (das macht es noch spröder und dunkler, noch weniger sentimental).

    alle versionen haben was – einfach ein wunderbares lied…

    just my 2c
    tom

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.