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Die besten Alben 2015 – Plätze 3


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Rolands No. 3:

Kamasi Washington – The Epic
(Brainfeeder / Rough Trade)

Fragte man mich, welche Musik wohl übrig bliebe, bzw. fantasiere ich, was ich höre, wenn ich mal aus dem Alter raus bin, mich für neue Musik noch zu interessieren, würde es wahrscheinlich doch auf Jazz hinauslaufen. Ich bin gar nicht bewandert, mein Interesse ist wenig ausgereift und eng gefasst, geht vielleicht von Hard Bop bis etwa zur Mitte der 1960er Jahre. Tatsache aber ist, dass diese Jazzplatten sich so gar nicht abnutzen. Wenn gar nix mehr geht, die gehen immer.

Umso schöner natürlich, wenn da ein Dreistundenalbum rauskommt von Leuten, die ganz genau diesen Jazz machen, einfach, weil sie es können. Dass das Album seine Aufmerksamkeit bekam, liegt daran, dass die meisten Musiker rund um den bestimmenden Saxophonisten Kamasi Washington längst im Business als Studiomusiker oder Produzenten tätig sind, sonst aber eben HipHop usw. machen. Vielleicht gibts auch jedes Jahr einige vergleichbare neue Platten im Jazzregal, mag ja sein, das hier habe ich jedenfalls sehr genossen und wird wahrscheinlich ähnlich langzeitwirkend sein wie die anderen Klassiker aus beschriebener Kategorie.


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Gregors No. 3:

Jamie xx – In Colour
(Young Turks)

»In Colour« war das ganz große Ding. Eins für die Mainstream-Minderheit. Headliner-Tour am Rand der Gesellschaft. Sind wir sofort dabei. Deshalb die Drei für Jamie xx, dem Mann hinter The xx. Die Drei steht aber auch für dreimal so oft gehört wie andere Alben. Eine echte Wellness-Platte für diese kleinen Feelgood-Augenblicke im Leben und ähnlich schön ausproduziert wie »Elaenia« von Floating Points (nur nicht ganz so raffiniert, dafür mit Steeldrums). »In Colour« ist Farbe pur. Eine Tautologie, wohl war.

Trotzdem! So breit wie die Farbtabelle von RAL. Wer drauf achtet, hört, wie sich »In Colour« vom Gelben ins Gelbgrüne, Violette hin zu einem tiefen Stahlblau färbt. Dieses Farbenempfinden mit seinem warmen, rhythmischen, einwiegenden Gefühl der Behaglichkeit: Genau um dieses Empfinden geht es. Um sonst nichts.


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Sebastians No. 3:

Beach House – Depression Cherry
(Bella Union / Pias Coop / Rough Trade)

Von meiner berufsbedingten Möglichkeit, Musik bis zum Abwinken konsumieren zu können, profitierte dieses Jahr insbesondere die Band, die bei einem Machtdose-die- letzten-5-Jahre-Poll-Bandranking klar auf Platz 1 stünde.

Denn mit dem Wissen, dass mir Beachhouse-Songs bei den ersten Durchgängen zumeist banal erscheinen, dass es dann aber irgendwann den Augenblick gibt, wo mir genau diese Banalität kunstvoll erscheint bzw. sie mich mitreißt, konnte ich mir (un)getrost nach fünf Durchgängen im Urlaub („100 Euro wette ich darauf, dass mich diese Platte nicht mehr anmachen wird und Beach house damit für mich vorerst gestorben ist.“), noch fünf Durchgänge am heimischen Computer leisten, um beim elften Mal von dem vom medizinischen Institut der University of Baltimore derzeit erforschten Beachouse-Blues derartig gepackt zu werden, dass mich dieses Album bis in die Träume verfolgt.

2 Gedanken zu „Die besten Alben 2015 – Plätze 3“

  1. Bei Kamashi Washington stelle ich mir (ähnlich wie bei Max Richter) die Frage, ob es überhaupt der richtige Ort ist, ihn hier zu nennen. Das, was dafür spricht, ist freilich das Wesentliche, nämlich dass die Platte gerne gehört wurde. Ich fand sie nach einem Durchlauf auch interessant, hätte mich aber mehr damit beschäftigen müssen. Jamie XX wiederum stand kurz vor meiner Aufnahme, habe mich aber aus einer Laune heraus wegen des Konsensigen dagegen entschieden, was einmal mehr zeigt, dass Polls nicht immer rationale Grundlagen vorweisen müssen!

  2. Ich mochte alles von Jamie xx, was ich zuvor gehört habe, bis auf den Opener konnte das Album bei mir aber nicht zünden.

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