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Die besten Alben 2024 – Plätze 1

Gregors Nr. 1:
The Cure – Songs Of A Lost World
(Polydor / Universal)

The Cure also, zu meiner großen Überraschung. Es mutet verrückt an: „Songs of a lost World“ ist ihr erstes Album seit 16 Jahren und das erste seit 37 Jahren, das ich häufiger gehört habe. Den Fanpass hatte ich damals direkt nach „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ zurückgegeben. Noch vor der Veröffentlichung von „Disintegration“ war die Spannung raus, jenem Album also, das als Höhepunkt ihres Schaffens und als Referenz für ihr neues Album angesehen wird.

Ich hab’s einfach verpasst. Obwohl ich also mein Timeout hatte, war die Verblüffung stets groß angesichts der Vielzahl an Hits, die sie in den 48 Jahren ihres Bestehens geschrieben haben. Neben den Beatles haben das vielleicht höchstens noch drei, vier andere Bands geschafft. Jedenfalls stand über einem möglichen neuen Album lange Zeit die Frage im Raum: „Wird es überhaupt jemals erscheinen?“. Als die Single „Alone“ schließlich im September veröffentlicht wurde, fünf Wochen vor dem eigentlichen Album-Release, habe ich plötzlich so eine verrückte Vorfreude verspürt, eine Vorfreude darauf, Lieder einer verlorenen Welt hören zu wollen, die all den Weltschmerz wie ein tröstendes Heilmittel bekämpfen. „Alone“ basiert auf einem Gedicht des viktorianischen Dichters Ernest Dowson, in dem es wie bei einem Großteil des Albums um Themen wie Verlust, Vergänglichkeit und dem unheilvollen Ende von Hoffnungen und Träumen geht.

The Cure werden also  – wie ihr Publikum auch – älter. Und man kann es ruhig mal sagen: „Songs of a lost World“ ist eines der besten Alben, das die Band je veröffentlicht hat. Eine Gewissheit hält das Album auch für uns bereit: Die Umarmung zum Trost wird allen zuteil, die sich auf dieses Kunstwerk einlassen. Wie immer und trotz der Dunkelheit, der man während der 50 Minuten begegnet!


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Rolands Nr. 1:
Vampire Weekend – Only God Was Above Us
(Columbia)

Sind auch wieder zurück – und wie. Der treffendste Begriff, den ich gefunden haben, um ihre sehr eigene Musik zu fassen, ist Barockpop. Mit diesem Album haben sie endlich wieder die Kronleuchter herausgeputzt – was heißen soll: den Drive vom allerersten Album wieder aufgenommen, vor allem, was das Tempo der Stücke betrifft. Zugleich wurden die auch ordentlich aufpoliert mit Kinderchören, fallenden Klavierläufen, aufmuckernden Gitarren, spitzen Saxophonen, einigem Geigenstuck – einerseits. Andererseits ist es nicht so glatt-langweilig produziert wie die letzten Alben, sondern scheppert schön, als käme es aus alten durchgeleierten Boxen.

Warum mir die Charakterisierung auch schwer fallen mag: irgendwie ist es auch nostalgische Musik – nur konnte ich nicht die Referenzrahmen so richtig identifizieren. Oft ist es aber bei Nostalgie ja eh so, dass eher imaginierte Zeiten als tatsächliche heraufbeschworen werden, und so vermutlich bewusst auch hier. Das nächste, was mir einfiel, vielleicht: Titelmusik angloamerikanischer Vorabendserien aus der Zeit, als Farbe gerade das neue Ding war.

Vor allem macht’s einfach Spaß. Wenn Cure die Musik für ein Kännchen Schwermut sind, dann ist das hier Tee mit Schuss aus einem vitkorianischen Service für einen leicht beschwippsten Nachmittag.

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