On Air verspreche ich gerne und oft, dass die im Radio vorgestellten Titel und ihre Interpreten auf dieser Seite landen, in einer Sendung von Mitte März etwa, die dann korrekt gelistet und mit einigen hilfreichen Hinweisen verlinkt etwas über meinen Geschmack und meine aktuellen Hörgewohnheiten aussagen sollen. Landen tut hier dann manchmal gar nix, was auch nicht weiter stört, bestenfalls mich aber, der gerne den Gründlichen rauskehrt. Ich sag‘ mal, dass es an der Zeit liegt, die ich oft nicht habe oder nicht zu haben glaube. Man kann sowieso nicht behaupten, der 2.0 fehle es an Listen. Wenn ihr diese nicht bekommt, schaut euch eben eine andere an. Groß genug ist er ja, der »Ozean der Gleichzeitigkeit«. Rewind. Gehen wir von dem Fall aus, dass euch das Internet nicht überfordert und dass euch etwas an meinen Empfehlungen liegt. 15. März 2007. In dieser Machtdose ging es um eine Band, deren Mitglieder in ihren Texten den vielen Pussys nachtrauern, die sie in ihrer Jugend zu Gesicht bekommen haben. Grinderman heißt das Quartett, drei Bartgesichter dabei, zwei mit Vollbart, einer mit bedeckter Oberlippe, einst mein Doppelgänger und mit neuem Look wieder dicht dran an mir, was so nicht stimmt, so aber stimmen könnte, wenn mein Haar nicht irgendwann den Geist aufgegeben hätte. Nick Cave, zusammen mit Warren Ellis (Dirty Three), Martyn Casey und Jim Sclavunos (beide The Bad Seeds) die gerade wohl griesgrämig dreinblickendste Band des Planeten, debütierten im März mit ihrem gleichnamigen Album (die Weltpresse berichtete). Der oben gemachten Aussage folgend mag ich das Album ganz gerne. Nach dem Hören der elf Lieder möchte man Birthday Party aus der Plattenkiste kramen und Vergleiche ziehen. »Modern produziert« wird man mich denken hören, und »clever weitergedacht, den Bluespunk der frühen Tage«. Schön Wah-Wah, viel Pedal drin und außerdem soooo knurrig gespielt, dass einem Angst und Bange wird. Wie heißt es so schön auf der Labelseite: »Grinderman sind alles andere als Weicheier«. Oh weia, aufpassen. Den Rest der Geschichte erfragen sie bitte in der Suchmaschine ihrer Wahl. Oder schauen sie sich gleich das Grinderman Portrait auf BBC an.
Grinderman at MySpace
In einem ganz anderen Theater spielt Le Rok aus Hannover, der vor ein paar Wochen praktisch unbeobachtet und unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit seine neueste elektronische Spielerei herausgegeben hat. Zumindest wurde nicht viel Wind darum gemacht. »Approx Twelve« (Karaoke Kalk) ist weit weg von dicken Eiern. Und so weit weg von Australien wie ein Legehuhn von der Freiheit. »Approx Twelve« ist Elektropop, luftig und eingängig wie der Kuss eines rasierten Kurzstreckenläufers. Beschleunigung, Spektakel, Finish. Mouse On March, da wo Andi Toma and Jan St. Werner vor zwölf Jahren aufgehört haben (meine persönliche Lieblingsphase). Genau zehn Mal wird auf »Approx Twelve« gehoppelt, was das Zeug hält. An manchen Stellen wird’s auch mal beliebig und indifferent, da plätschert’s dann, macht aber nix. Mit Tracks wie »Cold End«, »Dropdown« und »Bonsoir 80n« erbringt Le Rok locker den Nachweis, gute Laune verbreiten zu können. (Le Rok at My Space)
So, I finally want to recomend a Remix of Peter Bjorn & John’s »Young Folks«. Ihr glaubt, der Song wäre durch? Ihr irrt. Der Ortzroka Remix dreht den Quasi-Evergreen noch mal so richtig durch den Fleischwolf, macht Haschee draus. »Young Folks« geht in die nächste Runde, da, wo sich das Ziel befindet.
Sendung vom 15.03.2007 – Radio X – Livestream
01. Peter, Bjorn & John – Young Folks [Ortzroka Remix]
02. Le Rok — Cold End (Karaoke Kalk)
03. Le Rok — Dropdown (Karaoke Kalk)
04. Binder & Kriegelstein — Pietons (Essay Recordings)
05. Air — Photograph (Virgin)
06. The Good, The Bad & The Queen — Kingdom of Doom (Parlophone)
07. Peter von Poehl — Going to where the tee trees are (herzog records)
08. Grinderman — No Pussy Blues (Mute)
09. Grinderman — Get it on (Mute)
10. Grinderman —Depth Charge Ethel (Mute)