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Sonderveranstaltung

Trend sind anders. Anders als alles, was es sonst so gibt. Mit dieser Band sollte man die nächsten Jahre verbringen. Im Einkaufszentrum, auf der Straße, zu Karneval. Trend stehen für eine nachhaltige Verbesserung der eigenen Lebenssituation. Ihr neues Album »Navigator« ist das Handbuch dazu. Mit wenigen Worten viel sagen, ja, darin liegt die Kunst, dazu ein druckvoller Bass und ein Schlagzeug, das dir den Stuhl unter’m Arsch wegzieht – und alles wird gut!

Trend - Die Dienstleistung

Fezer, Sänger der Band Trend, ist am Sonntag zu Gast in der Machtdose
Sonntag, 13.11.05 – 12-14 Uhr – Radio X – 91,8 FM – Großraum Frankfurt

Platten im November

Platten im NovemberZwei der wohl tollsten Kreativmeister grade haben sich also zusammengetan: Das alte Eisengesicht MF Doom, der (zusammen mit Madlib) im letzten Jahr das sich ständig selbst überbietende „Madvillainy“ rausbrachte und DJ Dangermouse, der ungefähr zeitgleich den Mashup-Bastard „Grey Album“ (Jay-Z meets the Beatles) ins Netz schickte und eine Riesenaufregung erzeugte, einmal wegen der daraus entstehenden Musikindustrie-Hysterien, nicht zuletzt aber auch, weil das Ergebnis tatsächlich aufregend frisch und neu klang.

Gute Voraussetzungen also. Oder schlechte. Weil man zuviel erwarten könnte von Danger Doom: The Mouse and The Mask (Warp / Rough Trade). Die Wahrheit liegt, mal wieder, dazwischen. Humor ist Trumph, eine Comicwelt-Zitiererei der albernen Sorte, die Produktion ist insgesamt straighter und slicker als bei sonstigen MF Doom-Produktionen, die ich kenne, wodurch es schön geradeaus und lässig vorwärts geht, gleichzeitig aber das einem nicht ganz so genialisch vorkommt. Trotzdem bisher für mich das beste Hihopalbum dieses Jahr.

Eher eine Enttäuschung hingegen ist das mit ziemlichen Bohey angekündigte Burt Bacharach-Album At This Time (Ariola / Sony BMG). Und die Vorabinformationen hatten da auch genügend Neugierde erzeugt: Das erste Studio-Album seit fast dreißig Jahren, und diesmal wolle Bacharach ein explizit politisches Album machen, erstmals eigene Texte schreiben und außerdem hat Dr. Dre ihm einige Beats geschenkt. Also, das Texten hätte er sich meiner Meinung nach auch sparen können. Ständiges „Warum nur ist die Welt so grausam“-Fragen mag ja schon als politisches Statement gelten, mir aber ist so eine naive „Why?“-Attitüde dafür dann doch ein bisschen zu dünne. Und auch musikalisch gibts nicht viel wirklich schönes, bleibt meist bloßes Selbstzitat von früherem. Nicht alles ganz schlecht, wirklich gut aber auch nicht.

Wenden wir uns deshalb anderen älteren Herrschaften zu, die einen, glaub ich fast, einfach nicht enttäuschen können. Die Rede ist von unser aller Dauerliebschaft The Fall. Da braucht man sich wirklich einfach Jahre bis fast Jahrzehnte nicht drum kümmern, hört dann mal wieder aus verschiedenen Ecken, das neue Album Fall Heads Roll (Sanctuary / Rough Trade) sei aber jetzt mal wieder besonders schön geraten, hört sich das an, und: haben sie einen wieder. Nur mal zum Beispiel der Siebenminutenhammer „Blindness“, der auf dem immergleichen Monsterbasslauf entlangrumpelt, Mark E. Smith nölt sich einen, wie immer halt und wie immer großartigst. Da fällt mir übrigens grad ein: eines der Dinge, die ich durch The Fall gelernt habe: der Zauber der Monotonie. Denkt man nicht sofort dran, aber dadurch haben die mir z. B. so Sachen wie Techno durchaus nahegebracht.

freitagsküche

FREITAGSKÜCHE LXXVI

freitagsküche am 05.11.05
05. November 2005 ab 20.00 Uhr – »Apartment« – Mehmhardstrasse 8 – Berlin

Gary Wilson & andere

Whomadewho Munk, Headman, Mocky, Kamerakino, The Rammellzee, Hiltmeyer Inc.: So langsam mausert sich das Münchner Label Gomma mit ein bisschen gutem Willen zu dem gegenwärtig besten Label dieses Planeten. Und jetzt Whomadewho – eine dänische Rockgang, Tomas Hà¸ffding, Jeppe Kjellberg und Tomas Barfod, die unter ihren Kutten Glam, Disko und FunkPunk tragen. Hinzu kommen in geringen Mengen Folk, Country, Kuhglocke und Repetitives in jedweder Form. Scissor Sisters, The Rapture, die komplette Gomma-Posse und weiter hinten ESG, Bowie, P.I.L. und von mir aus auch Gang of Four haben es vorgemacht, jetzt sind Whomadewho an der Reihe. Sehr unaufgeregt, manchmal sogar nachdenklich, was da aus den Lautsprechern tönt. Immerzu einen Zentimeter vor dem großen Wumms, diesen ganz großen Momenten. Und das Namedropping lässt schon vermuten: Sehr abwechslungsreiches Album, das Whomadewho da veröffentlicht haben. Damit läuten sie die wahrscheinlich letzte Runde des großen Diskorock-Revivals ein. Mitnehmen!

Supersystem Supersystem’s Debüt »Always never again« ist in diesem Zusammenhang auch eine Erwähnung wert. Gerade die beiden Tracks »Miracle« und Tragedy sind großartig. Gitarrist Rafael Cohen hat seinen alten Bandnamen El Guapo an den Nagel gehängt, um sich musikalisch neu platzieren zu können. Zwar hört man ihnen ihre Dischord-Vergangenheit an, erkennbare Anknüpfungspunkte finden sich allerdings mit Chk Chk Chk und Enon auf ihrem neuen Label Touch & Go. Supersystem ist so ein typisches NY-Ding: trampolinartiges Rhythmusgebashe, krude Durchmischung von Disko und Rock, ffwd gespielt, zu jeder Zeit treibend und immer ein bisschen Indie. Kein ganz großes Album, dafür hat’s aber auf »Always never again« einige echte Hits. Sehr Radio, das alles.

Gary Wilson Ebenso wie die Songs von Gary Wilson, obwohl »Groovy Girls Make Love At The Beach« wenig mit Supersystem zu tun hat. 27 Jahre liegen zwischen dem Debütalbum »You Think You Really Know Me« (Eigenvertrieb/1977), das gerade 600 Mal gepresst wurde und trotzdem oder gerade deshalb Kultstatus genießt, und dem Nachfolger »Mary Had Brown Hair« (Stones Throw/2004). Zwischenzeitlich war Mr. Wilson sogar für ein paar Jahre komplett verschollen, woran selbst die Ermittlung eines Privatdetektivs nichts ändern konnte. Wahrscheinlich hätten wir auch nie mehr etwas von ihm zu hören bekommen, wären da nicht die vielen prominenten Fans gewesen, die ihm ordentlich Rückenwind verschafft haben. Die Musik Wilsons ist ein sonniges Gemisch aus Prince und Shuggie Otis, nicht ganz so viel Funk und kaum Psychedelic, dafür aber Pop, Jazz und Avantgarde. Viel Farfisa. Wiederentdeckung des Jahres!

Sendung vom 13.10.05 – Radio X
Supersystem — Miracle (Touch & Go)
Supersystem — Tragedy (Touch & Go)
Whomadewho — Satisfaction (Gomma)
Whomadewho — Space for rent (Gomma)
Headman — Upstart (Gomma)
Soulwax — NY Excuse [Tiga Mix] ([Pias])
Jackson And His Computer Band — Rock On (Warp)
Gary Wilson – Groovy Girls Make Love at the Beach (Stones Throw)
Skyrider — Masters of deception (Endemik)
The Magic Numbers — This love (EMI/Capitol)
The Dead 60s — Riot Radio (Sony/BMG)