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Samstagsberg

Das neue Tape „Samstagsberg“ erhalten.

In „Zweitracht“ (Titel von Seite A) bekommt man zur Hügelbesteigung erstmal 1.01 Dictaphone – Disconnected (City Centry Offices) in die Hand. Betätigen wir die Aufnahmetaste und vermerken: Kühle Morgenfrühe, die Vegetation spärlich, in den hier und da vorhandenen Gebüschen tschilpen Bandmaschinchen. Hans Klarin, die Oboe tutet was Reizendes dazu.

1.02 Savath & Savalas – Folk Song for Cello (Hefty Records) – Oben auf dem Berg sind wir schon und können die Aussicht genießen. Die Vororte mit den Flachdächern und Garagen, die kümmern uns nicht. Kommt recht uncellig daher, wenn man jetzt mal vom Titel ausgeht. S&S sind ein weiteres Prefuse 73-Projekt (später noch zu hören), also erwartungsgemäß gut und schön.

1.03 Burnt Friedman & The Nu Dub Players – Consider a bigger wallet (Ninja tune) – Nach dem Chill der Tracks zuvor gleitet man in einen lässigen Groove, der so sympathisch abgeklärt ist, dass Du gerne zurückgrinst und ihm an der Bar einen ausgeben möchtest.

1.04 Jaga Jazzist – Made for radio (Ninja Tune) – Weiterhin cooler Bläsersatz, der tatsächlich wie durch ein altes Radio gefiltert wirkt, dazu eine sehr eingängige Melodie, möglicherweise ein Jazzstandard, vielleicht auch gesampelt. Erinnert mich an den Opener auf der letzten Bill Wells Trio, diesmal in Trompete und Saxophon. Großartige Großstadtmusik, würde jedem klassischen Detektivfilm gut anstehen.

1.05 Four Tet – As serious as your life (Domino Recordings) – Über Four Tet habe ich mich ja schon zur Genüge ausgelassen, habe ich nicht? – Die schwerst beschäftigte Platte der letzten Zeit, unter anderem, weil sie so verflucht fuchsige Beatniks sind. Rückwärtsschleifen, Bass & Clap in der Schluckspule und man fragt sich: wieso geht das trotzdem glatt?

1.06 Prefuse 73 – 90% of my mind is with you (Warp)- Fast schon naturgesetzlich, den Four Tet Prefuse 73 folgen zu lassen. Was ich an Prefuse, ich kanns nicht anders sagen, bewundernswert finde: dieser unverwechselbare Schleppbeat, fast schon ein eigenes Genre. Obwohl es da auch viele Stücke gibt, mit denen ich nichts anfangen kann, und zwar immer dann, wenn sich der Hiphop reindreht. Wenn aber nicht, gibt es kaum Besseres. Aus den Frickelstolperern tauchen dann nämlich plötzliche Inseln völliger Flowtation auf, und das ist ein Synonym von Glück.

1.07 Daedelus with Busdriver – Quiet now (Plug Research) Auf sacht gedimmten Flächen und einem dezenten Drumloopecho wird gesprochen. Abstract Hiphop. Ja, da kriegt man micht mit.

1.08 Mad Man – Kanstructivist (Hum Records) – Abstract Hiphop – Ja, kriegt man mich mit.

1.09 Dabrye – Evely (Eastern Development) Abstract usw., fehlt diesmal nur der Rap. Ist dieser Windspiel-Hauch nicht der Microsoft Windows-Chimes-Sound? Wenn ja, geht das gut, ganz unfremdkörperartig eingefügt.

1.10 Tommy Guerrero – So blue it’s black (Galaxis) Gregor muss das Lied wirklich mögen, denn ich bekomme es bereits das zweite Mal. Halbakustikgitarren hispaniert, ziemlich sicher auf Barhockern eingespielt.

1.11 ISO 68 – Stargardt (Hausmusik) Wir sind wieder da, wo wir Jaga Jazzist verlassen hatten, diesmal mit Klavier und wie alle Titel auf dieser Seite schlicht schön / schön schlicht.

glitschen (Seite B)
2.01 Boom Bip – „Art saved my life“ – 71 (Mush Records) Die Anführungszeichen im Titel klingen auch im Stück an, und die hintangestellte 71 gibt zitierte die Zeit vor. Kurzer Opener.

2.02 Akufen – Little Hop of horror (Mille Plateaux) Es soll mal einen gegeben haben, der das Drehen am Sendersuchlauf des Radios „auditives Flanieren“ nannte. Damit fängt es an. Aber was wird daraus gemacht! Schon wieder muss ich fragen, wie bekommt man das nur hin? – Wunderwunderbar, ein halliges Gitarrensample geht an diesem Soundschnipselmosaik vorüber, in dem die Radioschnipsel ihren zufälligen Charakter nicht verlieren, aber trotzdem irgendwie zu einem völlig runden, rhythmisch perfekt hingestrickten Stück zusammenfügt wurden.

2.03 Prefuse 73 – o. T. (Warp) – Dieserart Tricks habe ich teilweise auch schon bei Prefuse 73 vernommen, hier in Andeutung zum Beispiel den: Ein längeres Stück Geräusch wird dadurch ryhtmisiert, dass man sozusagen Lücken in Lücken legt, der längere Ausschnitt im Ganzen zwar noch als Eindruck im Ohr bleibt, die ihn unterbrechenden Fremdstillen aber gleichzeitig eine seltsame Fragmentarisierung vornehmen. Das ist zwar vollkommener Nonsens, den ich da hinschreibe, es stimmt aber trotzdem.

2.04 Eight Miles High – Things that keep you warm (KlangElektronik) – Der Name des Labels sagt eigentlich genug. Auf Köchelsound wird geplinkert. Oder so.

2.05 Beige – Genua [Burn Lira burn – boycott sunshine now] (Nonplace) – Langsam geht mir das Beschreibungsvermögen aus, merke ich gerade. Beige ist ein wenig krachiger und hektischer als das Bisherige, aber das macht nichts, leichte G-Funk-Anleihen gepaart mit queren Spacesounds.

2.06 Anti Pop Consortium – Sugar Worm (Word Sound) – Und jetzt wieder Hiphop, und wieder guter. Geht für mich in Richtung The Streets.

2.07 King Britt feat. Pos and Trugoy – Cobbs Creek (BBE Music) Und das wiederum erinnert an Will Smith, ist, glaub ich, auch bewusst zitiert. Wie oft beim Hiphop fragt man sich, woher man das Sample kennt. Komm nicht drauf.

2.08 Dynamo Productions – Think (Unique Records) Hier heißt meine Referenz: A Tribe Called Quest (die kommen auch direkt danach). Yo. Solide. Charts sind durchaus drin.

2.09 A Tribe Called Quest – The Hop (Jive) Wie gesagt, ich bin alles andere als ein Hiphop-Experte, aber die haben den Traditionsstrang gelegt, dem ich da gerne folge. Raues, simples Arrangement und die besten Rapstimmen, die ich kenne.

2.10 Boom Bip – …no corners – 71 (Mush Records) – der Gesang leicht Curtis Mayfield-artig, oder? wie der Opener ähnlich angesiedelt.

2.11 Four Tet – No more mosquitos [Boom Bip Rmx] (Domino) – Geht das Geräuschgewitter vom Vorgängersong jetzt auf den über? Denn ich kenne das Lied eigentlich schon von Gregors Winterswap-Sampler, kann mich aber nicht an den Effekt erinnern. Wäre jedenfalls gut reingemixt. Sehr okayes Stück, aber es gibt einige von Four Tet, die mir noch besser gefallen (bisschen arg getragen vielleicht).

2.12 Kid Koala – Basin Street Blues (Ninja Tune) Zum humorigen Abschluss wird 40er-Jahre-Jazz durch die Eiermatschmaschine gejagt.

Fazit: Sehr schön. Ist schon lange her, dass ich von Gregor ein Tape bekommen habe, bei dem es kein einziges Stück gibt, an dem ich wirklich was herumzummäkeln hätte. Vor allem die erste Seite ist was für mich Sitztänzer. Auch fand ich die Klangmischung midtempo-lässigjazzig plus ebenso Hiphop ansprechend. Ja, doch, das läuft bei mir ne Weile. Meine Top 3 des Tapes lauten: Platz 3 = 1.03, Platz 2 = 1.04, Platz 1 = 2.02.

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2 Gedanken zu „Samstagsberg“

  1. Bin froh, dass Jaga Jazzist bei deinen Lieblingen dabei sind. Es gibt kein anderes Lied auf der Welt, dass in mir so viel Verzückung hervorruft wie made for radio – ehrlich.

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