Zum Inhalt springen

Dezember 2006

Ein Haus voller Engel

Es weihnachtet, und auf dem Weihnachtsmarkt werden die guten alten Weihnachtslieder durchs Karussell gedreht, bis sie einem endgültig auf den Keks gehen. Die Machtdose ist derweil im Auftrag des Herrn unterwegs, oder genauer gesagt im Auftrag einer Lady: Aretha Franklin singt »I’m gonna find myself an angel« — und irgendwo müssen sie doch sein, die Engel, die man gerne flattern hört. Hier eine Auswahl. Und es ist kein Weihnachtslied dabei, versprochen!

Sendung vom 14.12.2006 – 19-20 Uhr – zu Gast: Charlotte Brombach – Radio X – Ich höre Radio X
01. Eagle Seagull – Holy (auf: »Eagle Seagull«)
02. Aretha Franklin — Angel (auf: »Respect — the very best of«)
03. The Decemberist – Of angels and angles (auf: »The Decemberists present »Picaresque««)
04. Laura Veirs – Lonely angel dust (auf: »Carbon glacier«)
05. PJ Harvey — Angel (auf: »B-Sides«)
06. Mi & L’Au – Bums (auf: »Mi & L’Au«)
07. Uzi & Ari – Mountain / Molehill (auf: »It’s freezing out«)
08. Belle & Sebastian – Marx and Engels (auf: »I’m waking up to us«)
09. Howe Gelb – Paradise here abouts (auf: »Sno angel like you«)
10. The Beat Happening – Angel gone (auf: »Music to climb the apple tree by«)
11. Hannah Marcus – Lucifer (auf: »X«)
12. White Stripes – Lord, send me an angel (auf gleichnamiger 7-Inch)
13. Daniel Johnston – Some time spent in heaven (auf: »Rejected unknown«)
14. Pharrell — Angel (auf: »In my mind«)
15. Talking Heads – Thank you for sending me an angel (auf: »Stop making sense«)

Vgl. hierzu auch Sendung vom 08.04.2004: No Angels

Federal Republic Of

It’s Listmas Time, und bevor hier nächste Woche die große Jahrespollparty steigt und alle durchdrehen, zunächst noch der ausgelobte Ehrenpreis aus 2005, ein Mixtape bei freier Themenwahl. Pyrolator hat die Hoffnung wahrscheinlich schon aufgegeben, hier anständig entlohnt zu werden, schließlich wollten wir den Hauptgewinn schon vor etlichen Monaten fertig gestellt haben, ein guter Zeitpunkt also, ihm seinen Preis feierlich zu überreichen. Bitteschön! Hier isser. Dein Mixtapethema war große klasse, eine Aufgabe, an der wir gewachsen sind: »Ich hätte am liebsten mal eine CD mit einer Repräsentation der 16 deutschen Bundesländer – muss ja nicht deutsch sein und assoziativ und so, also vielleicht doch nicht so schwer…« Schwer war’s, das sei gesagt, hat neben Roland und mir den halben Freundeskreis beschäftigt, macht aber genau so am meisten Spaß. Suchmaschinen abfragen kann ja jeder. Mit dem Ergebnis können wir mehr als zufrieden sein: 16 Bundeslandtracks, deutsch, englisch, mal assoziativ, mal aufdringlich eindeutig, vom Klassiker bis zum Underdog alles dabei. Aber seht selbst!

1. THURINGIA: Porn Sword Tobacco – Carl Zeiss Driving to Work
Während wir einfahren ins Kompilierungswerk, vertraute Hintergrundgeräusche, wahrscheinlich aufgenommen auf den Fahrwegen zum großen Arbeitgeber, wenn wir jetzt einfach mal den Titel des Stückes nehmen und bewusst umdeuten.

2. MECKLENBURG-WEST POMERANIA: Audrey — Mecklenburg
Aus Schweden kommen vier junge Frauen namens Audrey, die gerade ihr Album veröffentlicht haben, darauf dieses Stück, so zart und hauchig wie der Frühmorgennebel über der Seenplatte? Wir wissen nämlich eigentlich gar nicht so genau, warum’s so heißt.

3. BRANDENBURG: Beirut — Brandenburg
Zach Condon aus Albuquerque/USA beschloss irgendwann mal, Europa zu bereisen. Brandenburg war auch dabei. Das muss ihm gefallen haben. Nur liegt Brandenburg nicht im Balkan. Da muss er was verwechselt haben, aber dafür ist er ja Amerikaner und Anfang 20.

4 NORTH RHINE-WESTPHALIA: Jasmin — Köln
Immer noch eines der schönsten Stücke, die je in unserem Podcast liefen, und darf dann auch hier nicht fehlen. Slowstes Cruisen auf Breitwandgitarrenreifen, als wär Kölle Chicago. Mehr davon, inklusive Video, beim Freundschaftslabel 12rec.net.

5. BADEN-WURTTEMBERG: Geschmeido — Grüngürtel
»Aber Du und ich, wir haben doch einen tollen Tag gehabt, im Grüngürtel dieser Stadt…« Geschmeido kommen aus Freiburg, singen über das verkackte Stuttgart und verstehen es, eine schöne Melodie drum herum zu bauen. Ich muss gerade daran denken, dass Frankfurt auch einen Grüngürtel hat. Ist eben auch verkackt, diese Stadt. Muss an den Grüngürteln liegen…

6. BERLIN: Tanzmusik — Baustelle
Elektro-Hopshops-Irgendwas ist wahrscheinlich eh der Sound, den man hauptstadtmäßig so im Ohr hat. Zigste Lieder hätten wir da nehmen können! Haben uns entschieden für das Duo Tanzmusik, das mit reizendem Akzent die coolste Metropole der Welt besingt (zu finden auch bei Corpid) – schöne Grüße aus Berlin.

7. SAXONY-ANHALT: DJ Koze aka Adolf Noise — Zuviel Zeit
Eins der lustigsten Lieder überhaupt. Bisschen haben wir gemogelt damit, weil auch Ausdruck Hamburger Senatorenstolzes, aber eben mit dem legendären Sample, dass Ol‘ Grumpy Gunther in der Geburtsstadt Luthers zum Besten gab. Giltet also.

8. SCHLESWIG-HOLSTEIN: Motion – Menschen aus Kiel
In Kiel soll es früher die schlimmsten Schlägereien gegeben haben, zumindest meine ich zu glauben, das mir Campino so was mal erzählt hat. Die Punks haben sich da immer schön auf die Mütze gekloppt, vor der Konzerthalle und nachher. Der Schorsch hat mit seinen Zitronen wohl ganz ähnliche Erfahrungen gemacht und sie dann in Motion verarbeitet. Posttraumatisches Belastungssyndrom. Damals hat man eben nicht immer über alles geredet.

9. SAXONY — Kaufmann – Pirna
Wenn das Leben ein Roadmovie ist, dann sind Kaufmann der Anwärter auf den passenden Soundtrack dazu: »Wir fahren alle auf derselben Straße, es gibt den großen Unterschied zwischen ihr und wir. Ihr fahrt auf Arbeit, wir fahr’n auf Bier«. Niedergeschriebenes Urlaubserlebnis vor den Toren der Sächsischen Schweiz. Hey Jungs, Holz nachlegen, das Feuer geht sonst aus!

10. SAARLAND: Underground64 – VK Streets
Fürs Saarland haben wir das Google-Orakel bemüht und fanden diesen wunderbaren Track bei Rulaz-Recordz (siehe: »Free Trackz«), an der ERS Völklingen wird gerappt, wie’s ist: die friedensstiftende Kraft des Dönerfleisches, die Realität der Shrinking Cities auch in der Provinz. Und warum es heißt: »sechs-vier« erfahrt Ihr am Ende des Stückes.

11. FREE AND HANSEATIC CITY OF HAMBURG: Lassie Singers – Hamburg
Das beste Lied, das in diesem Land über dieses Land jemals geschrieben wurde. Schon deshalb Pflichtbeilage. Vielleicht eins der besten Lieder, die überhaupt jemals geschrieben wurden. Dass die Band trotz dieses einzigartigen Evergreens kein sorgenfreies Leben führen darf, zeigt einmal mehr, wie beschissen einfältig das hier alles läuft. Kauft doch bitte wenigstens das aktuelle Britta-Album — das ist nämlich prima!

12. HESSE: Woog Riots — Commercial Suicide
Das Großherzogtum Hessen-Darmstadt ist Geschichte. 1918 war Schluss. Ob die Schlacht um Darmstadt auf der Großen Woog geschlagen wurde, ob es überhaupt eine gab, kann mir hier niemand sagen. Als gesichert gilt aber, dass es dort derzeit sehr friedlich zugeht, die Woog ist nämlich ein Naturbadesee in der Stadtmitte von Darmstadt. Bleibt die Frage, worauf sich der Aufstand bezieht? Etwa auf die Zukunft?

13. BAVARIA: Editors — Munich
Ein Hit ist ein Hit ist ein Hit. Wir wissen zwar immer noch nicht, warum die Editors das Ding nach der bayerischen Landeshauptstadt benannten, falls überhaupt, aber egal, Hauptsache, es kommt hier rein. Geht ab wie ’ne Rakete, immer noch. Also.

14. LOWER SAXONY: Stella — Lower Saxony
Warum gibt es ein Lied über Niedersachsen? Vielleicht, weil es auf Englisch so gut klingt und auf Deutsch nicht? Tolles Lied, gerade trotz der deutsch eingefärbten Aussprache von Sängerin Elena Lange. Immerhin klingt sie hier wie Björk zu Sugarcubes-Zeiten.

15. FREE AND HANSEATIC CITY OF BREMEN: The Fall — Bremen Nacht
Ick raus schnell mack aus Bremen Nächt / ick raus schnell mack aus das Bremen Nächt / Ick raus schnell mack auch das Bremen Nächt/ Ick rausum mack das Bremen Nächt – Rätselhaft bleibt nicht nur das, sondern generell, was Monotoniemeister Mark E. Smith einst so anpisste, dass es ihn zu einem seiner besten Songs angehaun hat. Jedenfalls: Danke, Bremen.

16. RHINELAND-PALATINATE: Spermbirds — Kaiserslautern über alles
Hätte ich eine Band, ich würde nicht singen wollen über: Nürnberg, Stuttgart, Witten und Kaiserslautern. Die Spermbirds kommen aus Lautern, sind auch einigermaßen stolz drauf und veräppeln hier die Dead Kennedys.

Radio X – Aktionstag

Am kommenden Samstag, den 16.12.06, veranstaltet Radio X einen umfangreichen Aktionstag. Von 7 bis 18 Uhr gibt es jede Menge Infos rund um das Vorhaben der christdemokratischen Landesregierung (Novellierung des HPRG), die hier in Hessen die absolute Mehrheit bildet und somit erst mal machen kann, was sie will, z.B. Gesetze ändern. In der TAZ vom 07.12.06 wird unter dem Titel »Brutalstmöglich« über die Novellierung des Hessischen Privatrundfunkgesetzes, die möglichen Folgen und die Anhörung im Hessischen Landtag vom 29.11.06 berichtet.

Nach der Anhörung im Landtag letzte Woche hält sich die CDU bislang bedeckt. Sollte der Gesetzentwurf demnächst unverändert in den Landtag eingebracht werden, wollen die Grünen einen Änderungsantrag im Sinne der NKL und auch der anderen Betroffenen einbringen. Angesichts der absoluten Mehrheit für die Union sind die Erfolgsaussichten allerdings eher mager. Und dass sich Koch von der geschlossenen Phalanx auch der Verbände und Interessengruppen wird beeindrucken lassen, ist auch unwahrscheinlich.

Der genaue Ablauf des Aktionstags sieht wie folgt aus:

07 – 10 Uhr: Scrambled X mit Spens & Marc
10 – 12 Uhr: Rätsel mit Hausmeistern Special
12 – 18 Uhr: Infotainment – Aktionen, Infos, Happening, Comedy etc… mit Seppl, Ian, Bernd, Spens (Virus/ScrambledX), Frank Liebelt, Peter Fey,
Double D

Hört rein (es gibt auch einen Livestream), ruft an und sagt, warum Radio X wichtig ist! Ab sofort könnt ihr euch auch an der Kampagne Ich höre Radio X beteiligen (sehr schöne Seite! Kompliment an die Macher). Wie immer gilt: je mehr, desto besser!

Pink Pony Party

Friday Night at Sinkkasten/Frankfurt – Pink Pony Party [MySpace] presents: DFA Records NYC – DJ-Sets from The Juan MacLean [MySpace] & Shit Robot [MySpace] & Kaos

15.12.2006 ab 21 Uhr – Sinkkasten – Brönnerstr. 5 – Frankfurt

Console & Swan Lake

Was soll man mit einem Ambient-Album wie »Mono« (Disko B) während einer Fußball-WM genau anfangen? Und überhaupt: Was hat dieses Album in diesem Sommer zu suchen gehabt? Veröffentlicht wurde dieses eindeutig spätherbstliche Stimmungstief nämlich am 22. Juni. Hätte Ron nicht aufgepasst, die Musik wäre wohl verloren gegangen in den Wirren dieser heilvollen Feierei. Nun gut, das Schöne an der Bloggerei ist ja, dass man den Trends nicht unbedingt voraus sein muss. Folglich sei an dieser Stelle das letzte Console-Album noch einmal wärmstens empfohlen, allerdings nur denjenigen unter euch, die sich nichts sehnlicher herbeiwünschen als ein riesen Pfund Entspannung. Abschalten ist hier angesagt. Absoluter Höhepunkt auf der CD ist Miriam Osterrieders großartige Stimme, die deshalb auch in den Kreis der Besten gewählt werden soll, denen man hierzulande zuhören kann. Starker Tobak! Außerdem sind zwei der elf Tracks wirklich bezaubernde Coverversionen, und zwar »By This River« von Brian Eno und »Starpower« von Sonic Youth. Reinhören!

Console starring Miriam Osterrieder – »Magnolia« (Video by Luis Briceno)
Console MySpace Page

Ähnlich gut gefällt mir »Beats Moans« (JagJaguwar), das Debüt-Album der Band Swan Lake aus Kanada, allerdings schlägt die Musik erst nach dem zehnten Mal Hören richtig ein, was ja eigentlich ein Qualitätsmerkmal ist. Danach wollt ihr nichts anderes mehr, eine Zeit lang zumindest. Swan Lake ist ein Seitenprojekt von Daniel Bejar (Destroyer, New Pornographers), Spencer Krug (Wolf Parade, Sunset Rubdown) und Carey Mercer (Frog Eyes), schräg und absonderlich, oft ausgefeilt tragisch, ausdrucksstark, melodisch bis in die Zehenspitzen und hier so gut wie unbekannt. Keine Ahnung, warum Musik wie diese nicht mehr Freunde findet. Ihr wollt’s hören? Gut.

Swan Lake – All fires
Swan Lake – The freedom
Swan Lake MySpace Page

Sendung vom 31.11.06 – 19-20 Uhr – Radio X
01. Coco Freeman & Franz Ferdinand – The Dark of the Matinee (Polystar/Universal)
02. Console — To catch a beat (Disko B)
03. Console — By this river (Disko B)
04. Jan Jelinek — Concert for Television (Scape)
05. Swan Lake — The freedom (Jagjaguwar)
06. Swan Lake — A venue called Rybella (Jagjaguwar)
09. Grizzly Bear — On a neck, on a spit (Warp)
10. Mercury Rev — Clamor (V2)
11. Urlaub In Polen — Beatrice (Tomlab)
12. Post Industrial Boys — Shmazi (max.Ernst)