Kaum ist der Frühling da, sprießen schon die allerschönsten Alben hervor. Den Anfang macht F. S. Blumm mit Zweite Meer (Morr Music). Akustikgitarre, am Strand spielt jemand Akkordeon. Sanft weht es auf die Terrasse, ein Windspiel schlägt an, kling-klong. F. S. Blumm arbeitet unter anderem als Hörspielautor und so hört sich das auch an. Wunderbar hingetupfte Aquarelle, die so leicht gebaut sind, dass sie ein Gerüst gerade noch erkennen lassen. Fast stört es, wenn da einer doch mal zu singen beginnt. Ähnlich fragil und doch ganz anders ist das neue Album des Kammerflimmer Kollektiefs, dessen Titel Absencen (Staubgold) bereits auf die Arbeitsweise hindeuten soll: nämlich Anwesenheiten von Abwesenheit zu erzeugen (öh, oder umgekehrt?). Was in etwa so funktioniert: gemeinsam produziert man einen Strom, der in nur leicht begradigte Bahnen gebracht wird, in den dann jeder Musiker sein Papierbötchen setzt und es durch Stromschnellen und über Strudel hinweg steuert. Bald weiß man nicht mehr, wo Fluss und Boot gerade hinverlaufen bzw. was Freiheit und noch Gruppenzwang ist, stattdessen lässt man sich einfach mitreißen und -treiben. – The Milk of Human Kindness (Leaf) heißt das neue Album von Caribou (das ist Manitoba, nach dem er sich wegen eines Rechtsstreites mit einer sog. „Punk“-Band umbenennen musste). Was mir an Manitoba Caribou schon immer gefiel, sind diese Breitwand-Trommelwirbel-Aufmärsche. Als ob eine Spielkappelle aus der Parade schert und damit anfängt, endlich lässig aufzuspielen, manchmal dann fast schon Hiphopbeats. Das Ganze ist rückgekoppelt an leicht sixties-angehauchte Arrangements. Daraus ergeben sich locker vorwärts schreitende Songs, die so durchlässig sind, dass sie noch genügend Luft für Tanzeinlagen lassen. – Wenn wir jetzt alle drei Platten zur Grundlage nehmen, sollten wir dieses Jahr eigentlich einen Bombensommer hingelegt bekommen. Den Soundtrack dazu hätte man jedenfalls schon.K