Blue Skied An‘ Clear – A Morr Music Compilation
Mit der musikalischen Sozialisation ist das so eine Sache — egal was man in jungen Jahren hörte, prägend war diese Zeit. Da veränderst du dich später grundlegend, suchst und findest neue Horizonte, eine gewisse Affinität bleibt bestehen. Manchmal auch mehr. Manchmal auch ein Musikalbum. So geschehen bei Thomas Morr, Betreiber des vielleicht besten Electronica-Plattenlabels in Deutschland, Morr Music. Thomas Morr ist ein Wiederholungstäter in Sachen Vergangenheitsbewältigung. Nach der Compilation ‚Put the Morr back into Morrissey‘, eine Reminiszenz an den ‘The Smiths-Sänger‘ und späteren Solisten Morrissey erschien vor einigen Wochen ein neues Werk höchster Güte.
Waren die Smiths durchweg in den Achtzigern aktiv, so richtet sich sein Blick (und Sympathie) auf eine Gruppe, deren drei Alben Anfang der Neunziger erschienen: Slowdive, wichtige Vertreter der sogenannten ‚Shoegazing-Szene‘.
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Vor zirka zwei Jahren hat mich ein Kerl namens Doktor Kroko aus Dresden auf eine Seven-Inch aufmerksam gemacht, die mit knapp 500 Kopien etwa 500 Leuten knapp sieben Minuten Spaß in’s Wohnzimmer brachte. Dreieinhalb davon wurden schnell zu sieben u.m., da Ohrwurmartiges auf Seite Eins lässig die erste Runde überstand und dir einen Tritt in den Arsch verpasste. Vom Rillenfieber gepackt, war klar, dass hier eine Party-Single Mittelhessen über kurz oder lang in Verzückung versetzen wird. Redondo Beats „Into the Groove“ gilt unter eingefleischten Kennern drei Jahre danach als Swinging Manifesto der metromanen Disco-Community Frankfurts.
Andrew Johnson und Craig Tattersall alias THE REMOTE VIEWER waren bis Mitte der 90er noch in der famosen Indierockband HOOD tätig, die ähnlich wie THE NOTWIST Elemente des Gitarrenrock/Pops mit elektronischer Musik verbinden — mit der Betonung auf Gitarren basierenden Songs. Craig u. Andrew allerdings tendierten mehr in die elektronische Richtung, verließen HOOD, um ihr erstes gemeinsames Soloprojekt FAMOUS BOYFRIEND zu gründen. Das erste 1996 veröffentlichte unbetitelte Album stand noch ganz im Zeichen des 80er-Elektronikpops mit Gesang u. richtigen Songs, also genau der Musik, die momentan ihre Renaissance in den unterschiedlichsten Konstellationen erlebt.