Wahlkampf in Berlin
Tut gerade so, als wären die Wahlen schon gewonnen.

Tut gerade so, als wären die Wahlen schon gewonnen.

Aus. Schluss. Heimkehr. Beste Zeit meines Lebens. Mal wieder. Japan ist Asienmeister. Im Kochen. Im Bauen. Im Konsumieren. Und im Nettsein. Mehr als 800 Fotos geschossen. Demnächt gibt’s hier ein PDF-best-of zum Download. Außerdem viel Zeit in Musikgeschäften verbracht. Machtdose Webradio No. 3 ist in Arbeit und wird hier ebenfalls in Kürze angeboten. Sajonara. Guten Tag, Alltag!

Kurios ist neben allem Möglichen auch das Verhalten der Japaner gegenüber ihren Regeln. Daneben benehmen ist nicht. Daneben aussehen schon. Wir lernen, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Wir haben uns daneben benommen, zumindest sprechen einige Indizien dafür, ohne daneben auszusehen. In meinen vier Japanwochen wurde ich insgesamt vier Mal von der Polizei und ihren Beistehern zurechtgewiesen. So viel Rechtsbelehrung hatte ich in den letzten zwanzig Jahren nicht. Einmal habe ich mich nachts um halb zwölf mit einer Dose Bier auf der Südseite des Shinjuku Station niedergelassen, um einen der großartigsten Ausblicke zu genießen, den die Stadt zu bieten hat. Nach einer halben Dose Bier war Schluss. Zwei Ordnungshüter. Freundliches Lächeln. Klare Abmahnung. Abgang. Härter traf es mich, als ich Virginie einen Platten fuhr. Da man in Tokyos Metro keine Fahrräder mitnehmen darf, blieb mir nichts anderes übrig, ich musste schieben. Von so viel Überheblichkeit gepackt, war klar, dass mein Handeln nicht unbeobachtet bleiben soll. Kurzum: Nach kurzer Zeit stand ein Polizist vor mir, der mich ins Verhör nahm, lächelnd und auf Japanisch, versteht sich. Es ging um mein Fahrrad (Diebstahlverdacht) und den Platten (?). Nach etwa fünf Minuten kam ein zweiter Polizist dazu, der in der Zwischenzeit um den Block gefahren ist, um mir mit seinem Dodge Charger Police Cruiser jede Fluchtmöglichkeit zu nehmen. Meine Situation war aussichtslos. Etwa mittendrin wuchs in mir die Vorstellung, die Nacht im japanischen Knast verbringen zu müssen. Wegen eines Platten Reifens, dachte ich mir. Nach zehn Minuten ließen sie mich ziehen. Beim dritten Mal saßen Virginie und ich auf dem Vorsprung einer Brücke, vor uns der Fluss, hinter uns das Geländer. Bier. Tolle Sonnenuntergangsstimmung. Aber: illegal. Schließlich ist ein Geländer ein Geländer. Ein Inspektor nahm sich uns nach kurzer Zeit vor, zumindest gab er vor, einer zu sein: »it’s a dangerous situation«. »Not for us. We like this place«. »But for us«. So betrachtet überzeugt. Für dieses Mal.
Kennt noch jemand die Coctails? Ist in Deutschland nie wirklich angekommen, diese Band. Wahrscheinlich auch deshalb nicht, weil die nie richtig wollten. Alle paar Jahre eine Platte auf Carrot Top Records, das war’s. Also war ich entsprechend erstaunt, in einem großen japanischen Musikgeschäft ein Action Doll Set der Band zu entdecken. Was heißt entdecken, eine ganze Wand hing voll mit Merchandise-Artikeln der Coctails. Muss schließlich gefeiert werden, der Japanese only 10″ EP Release. Der gleiche Hersteller hat übrigens auch Bob Moog im Angebot.
Trotz südländischer Temperaturen soll sich hier niemand über beheizte Toilettendeckel beschweren. Schließlich hat in Japan jede dritte Toilette einen. Hinzu kommen ein steuerbarer, stufenverstellbarer Wasserstrahl, der die Vorreinigung übernimmt, ein Sprühsystem gegen den Gestank und in der High-Tech-Variante ein Geräuschabspieler (Meeresrauschen, Harfen, etc.) gegen das Hauptgeräusch. Frauen fühlen sich mit ihm besser, sagt man. Alles sehr präzise, man braucht keinen Führerschein und ist extrem entspannt. Und es scheint, als wäre das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.
Heute im Park Hyatt Tokyo gewesen. Von halb zwölf bis zwölf. Ein wunderbarer Platz zum resümieren. Im 52. Stockwerk Platz genommen, am Ende des Korridors, in der New York Bar. Ein ganz kleiner Vogel ist man da oben. Unter ihm die Milchstrasse. Dazwischen rote, blinkende Tupfer. Darüber ganz lange nichts. Im Spiegel die Bar. Eine bemerkenswerte Ruhe, die dich dort ergreift. Die andere Hälfte der Zeit sitzt du da und weißt auch nicht so genau. Ein Wechselbad.