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plattenkritik

Blue Skied An‘ Clear – A Morr Music Compilation

Mit der musikalischen Sozialisation ist das so eine Sache — egal was man in jungen Jahren hörte, prägend war diese Zeit. Da veränderst du dich später grundlegend, suchst und findest neue Horizonte, eine gewisse Affinität bleibt bestehen. Manchmal auch mehr. Manchmal auch ein Musikalbum. So geschehen bei Thomas Morr, Betreiber des vielleicht besten Electronica-Plattenlabels in Deutschland, Morr Music. Thomas Morr ist ein Wiederholungstäter in Sachen Vergangenheitsbewältigung. Nach der Compilation ‚Put the Morr back into Morrissey‘, eine Reminiszenz an den ‘The Smiths-Sänger‘ und späteren Solisten Morrissey erschien vor einigen Wochen ein neues Werk höchster Güte.
Waren die Smiths durchweg in den Achtzigern aktiv, so richtet sich sein Blick (und Sympathie) auf eine Gruppe, deren drei Alben Anfang der Neunziger erschienen: Slowdive, wichtige Vertreter der sogenannten ‚Shoegazing-Szene‘.
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The Remote Viewer — Here I Go Again On My Own

Andrew Johnson und Craig Tattersall alias THE REMOTE VIEWER waren bis Mitte der 90er noch in der famosen Indierockband HOOD tätig, die ähnlich wie THE NOTWIST Elemente des Gitarrenrock/Pops mit elektronischer Musik verbinden — mit der Betonung auf Gitarren basierenden Songs. Craig u. Andrew allerdings tendierten mehr in die elektronische Richtung, verließen HOOD, um ihr erstes gemeinsames Soloprojekt FAMOUS BOYFRIEND zu gründen. Das erste 1996 veröffentlichte unbetitelte Album stand noch ganz im Zeichen des 80er-Elektronikpops mit Gesang u. richtigen Songs, also genau der Musik, die momentan ihre Renaissance in den unterschiedlichsten Konstellationen erlebt.
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The Cinematic Orchestra – Every Day (Ninja Tune)

„To me this album provides an opportunity to measure the openness of the critical mass.“ (Gilles Peterson) Welch‘ wunderbare Idee, die Mr. Peterson, überaus bekannter britischer Radiomoderator und weitgereister DJ, im Vorwort zum neuen Album des CINEMATIC ORCHESTRA uns da offeriert? Musik, nicht nur des Hörgenusses wegen, nein, Musik als Wegbereiter neuer Klanghorizonte, eine Lerneinheit in musikalischer Emanzipation. Begründet ist diese Hoffnung im Wirken von Jason Swinscoe, 30jähriger Schotte, Ex-Kunststudent, Ex-Auslandsbooker bei Ninja Tune und Kopf des CINEMATIC ORCHESTRA.
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Bright Eyes – Lifted or the story…

„Echter Gesang, in Freude oder in Leid, ist immer dem Gebet nahe“ (Johannes Paul II.) – Conner Oberst, 22-jähriger Songschreiber aus Omaha, Nebraska, ist die fleischgewordene Erfüllung dieser These. Seine konzeptionelle Totaldepression namens „Lifted or the story is in the soil keep your ear on the ground “ kann man getrost bei sich tragen wie eine Taschenbibel. Seine heftigen Textmassen erstrecken sich auf diesem Tonträger über volle und dennoch kurze 73 Minuten, untermalt mit Musik, die Computerkinder in eine entrückte Zeit katapultieren dürfte. Die Musik von Bright Eyes, so der Name, der Conner Oberst und seine musikalischen Mitstreiter unterm gleichen Dach vereint, stellt Thirtysomethings wie mich musikalisch vor keine allzu großen Herausforderungen. Die Musik riecht mehr nach Kneipe und Antimodernismus als nach Glamour und Zukunft (wenngleich sein Gespür für gewandte Zurschaustellung oftmals im Tragen eines rauchblauen Anzugs, umgeben von sechs weiblichen Musikern, durchaus als glamouresk zu deuten ist).
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The Notwist – Neon Golden (City Slang)

Mit Neon Golden liegt seit einigen Monaten das fünfte Album der bayrischen Freigeistkapelle The Notwist vor (The Notwist (1990), Nook (1992), 12 (1995), Shrink (1998). Kaum einer anderen Band/anderen Musikern wurde in der Machtdose soviel Aufmerksamkeit geschenkt wie den Herren Markus Acher, Micha Acher, Martin Messerschmid und Martin Gretschmann. Nun ist die Band am Ziel angekommen: Neon Golden bildet den Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens und man muss sie dafür lieben. The Notwist gehören zu jenen Zeitgenossen, denen der engagierte Fan/Nerd trotz ihrer Anti-Star-Attitüde ohne mit der Wimper zu zucken auf den Mond/Mars nachreisen würde, um eines ihrer Konzerte sehen zu können (praktisch die Indie-Variante eines Bayern- oder Becker-Fans.) The Notwist sind Top (of the Pops.) Endlich!
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Speedealer – Here come’s death (Palm Pictures)

Zugegeben: Weihnachten und Ostern sind bei mir Einerlei. Beide Feierlichkeiten verbringe ich in der Regel mit der Suche nach irgend etwas Brauchbarem. Daher unterscheiden sich diese Tage auch nicht von meinen übrigen 363 im Jahr. Um die wenigen Geschenke zu orten, die sich im Dickicht meiner verwelkten Behausung versteckt halten könnten, ziehe ich immer meinen Dober zu rate. Zieht man meine etwas unflätige Lebensumgebung näher in Betracht, wird schnell klar, dass Schmutz und Müll der bourgeoisen Betrachtungsweise von Hygiene einen dicken Haken schlagen.
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Windsor For The Derby — The Emotional Rescue

WINDSOR FOR THE DERBY haben sich 1994 in Austin, Texas gegründet und veröffentlichen mit »The Emotional Rescue LP« ihren vierten Longplayer, ihren ersten für das kleine aber feine Chicagoer Label Aesthetics. WFTD bestehen im Grunde aus den beiden Gitarristen u. Songschreibern Dan Matz u. Jason McNeely und haben was die Aufmerksamkeit der Musikhörermassen angeht bisher wenig Glück gehabt. Ihre Veröffentlichungen waren und sind bei uns nur als US-Import zu bekommen u. die meisten davon mit erheblichen Schwierigkeiten. Jetzt dank Aesthetics u. dem rührigen Münchner Hausmusik-Vertrieb dürften diese Probleme beseitigt sein.
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