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plattenkritik

Nordische Musik

Ich finde es zwar eher etwas, sagen wir mal: beliebig, wenn man Musik vor allem nach regionalen Herkünften zusammenfasst, trotzdem eine gute Rezensionsseite ist Nordische Musik, die sich den „Sounds aus Skandinavien und Nordpolarregionen“ widmet.

Plattenmai

„Wir werden leider das Gefühl nicht los, dass irgendwas nicht stimmt“ – beginnen die Sterne ihr neues, erstmals vollständig eigenproduziertes Album Das Weltall ist zu weit (V2). Diffusionen der Art sind es vielleicht, dass gerade wieder Musik erscheint, die sich ausdrücklicher politisch gibt. Den Sternen ist dabei eine äußerst geradlinige Platte gelungen, bei der sich allerdings ausgerechnet der gesungene Sitzstreik „Wir rühren uns nicht vom Fleck“ mit ca. 1000 Gästen als Bremser erweist. Als Allstarprojekt gefällt mir Das Bierbeben da schon eher, bei dem Mitglieder aus aller Herren Bands zusammenkamen. Die Stücke von No Future No Past (Shitkatapult) funktionieren mehr oder weniger alle nach dem selben Prinzip: über das immergleiche Amplitudenhüpf plus Gitarrenriff werden bewusst plakative Einfachstparolen („Schlag Deinen Fernseher kaputt“) mantraiisiert und der Tanzmeute eingebläut. Von Simpeln für Simpel. Wirkt. Gilt erst recht für die Mediengruppe Telekommander (Die Ganze Kraft einer Kultur (Mute)): Deren Texte sind teilweise sogar noch redundanter („Was was der Panzer!“), es finden sich aber auch solche, die so gedreht sind, dass sie sich ständig selbst einholen. Ist aber eigentlich auch egal, wenn Fettbässe und anderes Soundgebrätze einen zum Mitshouten zwingen. (Es darf vermutet werden, dass Konzerte der Mediengruppe konditionsschlauchende Tollereien sind.) Das kann ich mir – trotz aller Hymnen auf die Livefähigkeiten dieser Band – nun so gar nicht bei Stella vorstellen, deren Neuling Better Days Sounds Great“ (Lado) so vorausschaubar und langweilig geraten ist, dass ich auch die textliche Selbststilisierung als „Wir waren auch schon immer Freaks und anders“ nurmehr missgünstig aufnehmen kann.

Madvillain – Madvillainy (Stones Throw)

Also, ich habe ja keine Ahnung von zeitgenössischem Hiphop, zeigt sich auch daran, wie ich auf diese Platte aufmerksam wurde, über das Cover nämlich. Einer mit Maske, dachte ich gleich, aha, gibts doch grad diesen Sido/MeinBlock-Typen, da ist das auch so, hat der wohl von da geklaut. Könnte stimmen:
Madvillain ist das gemeinsame Projekt von Madlib, des derzeit wohl prominentesten Hiphop-Produzenten und MF Doom, ganz früher mal MC bei KMD, nach Jahren aus der Versenkung seit ca. 2001 solo und nurmehr maskiert unterwegs.
Trotzdem ich aus eher musikfernen Gründen zu hören begann, erfüllt das Album meine gar nicht vorhandenen kühnsten Erwartungen. So stelle ich mir Hiphop vor, wenn er genial ist, nämlich: das große Verbraten und -kuppeln von allem.
Dauernd ändert sich was, nie kannst du wissen, was als nächstes kommt. Kaum einer der Tracks ist länger als 2 Minuten, geradezu Punkhaltung, kurze Skizzen, an denen mal kurz was durchgespielt wird, und genommen wird, was gerade rumliegt: irre Klavierläufe, TV-Commercials, Akkordeons. Zusammen hält das die ruhigrauchige Stimme des MF Doom, der auffällig assonanzlastig rappt, was den bruchstückhaften Eindruck eher noch unterstützt.
Kann man sich oft anhören, das Ding, und entdeckt wahrscheinlich immer wieder neues. Empfehlung, dringende.

King Khan & his Shrines – MR. Supernatural

King Khan is back again. Nachdem das letzte Album des Hessen-Kasselers indo-kanadischer Abstammung in den heiligen Toe Rag Studios zu London eingespielt wurde (»original analogue recording studio«), gab’s nun unter der Regie der Frankfurter Hazelwood-Producer (u.a. Mardi Gras.bb) die Session zum zweiten Longplayer »MR. Supernatural« (Hazelwood Music). Soviel zu den Eckdaten. Der Maharadscha of Soul ist mit seiner Mischung aus Soul und R&B, Cajun und Boogaloo der zur Zeit wohl agilste und auch beliebteste Vertreter seiner Art in ganz Europa, obwohl oder gerade weil die der Aufklärung verbundenen Europäer mit Voodoo Spirituals, halluzinogener Transzendenz, Brahmanentum und indianischer Mythologie eigentlich wenig im Sinn haben.

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The Beta Band – Heroes to Zeros (Regal/Labels)

Nicht, dass man tagtäglich darauf gewartet hat, aber allmählich wurde es doch Zeit für ein neues Album der Beta Band. Nun ist es da. 12 Tracks. Hunde, Möwen und Blumen zirpen neben Gitarre, Bass und Sample. Neo-Hippie-Melodien samt Klingklang. Mit dem Sound der Beta Band zieht Frieden auf. Auf ihrem Schlachtfeld wachsen Rhododendren und Eriken, deren härtestes Gefecht die Bestäubung ist. »Heroes to Zeros« (Regal/Labels) ist ein bunter Strauß Blumen (mit ein paar verwelkten Knospen). Hier regiert die Flower Power. Und die Liebe!
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Restiform Bodies – This isn’t HipHop

»Best hiphop-album for this season« tönt’s an mancher Stelle großspurig. Teilhaben darf allerdings niemand. Na ja, fast niemand. Auf 500 Exemplare limitiertes Vinyl-Only-Underground-Gebahren (lediglich 100 [!!!] für den US-Markt), kaum Spuren, weder im Netz noch in den einschlägigen Mags. Als wäre es gar nicht passiert. »Newbliette«, so der Titel der Doppel-LP, ist nahe am Nichts und ihre Schöpfer, diese eigenartige HipHop-Formation, wohnen direkt daneben. Vielleicht ist es ja auch gar kein HipHop.
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