Vier Platten diesen Frühjahrs, über die nichts mehr gesagt werden müsste, weil eh schon alles dazu gesagt wurde, über die ich jetzt trotzdem und auch gerade deswegen spreche: Zum Beispiel Blumfeld und Verbotene Früchte (Columbia – Sony BMG). Paradebeispiel von zigtausend Rezensionen und bei jeder denke ich: Hä? Darum gehts doch gar nicht! – Nämlich: Geht mir fort mit angeblicher „Naturlyrik“, Quatschomatscho dieses – jaja und dabei kanns doch wirklich keiner mehr hören – „verkopft“ und irgendwas mit „Diskurs“. Das ist vorrangig nämlich erstmal Spaß und Freude. An Sprache und Musik und wie beides zusammengeht. Eigentlich ganz einfach. Der Genuss vom Klang beim Aufzählen von Apfelsorten etwa. Oder die Ode ans O „Strobohobo“, tolltolltoll, denn wie könnte gerade ich Textzeilen wie „und Oblomov malt mit Bob Ross / ich schöpfe aus dem Vollen“ nicht erliegen? Das Lautmalerische und der Humor werden meiner Meinung jedenfalls völlig unterschlagen bisher. Für mich geht das in Richtung Dada, auch mir nahe, denn der ist ja nun gerade nicht einfach „Unsinn“, sondern immer auch Haltung gewesen (nochmals Strobohobo: „die Leute leben wie Schatten mit ihrer Sehnsucht nach Sinn / der Tod ist ein Trick / ich bin was ich bin“) – Das einzige, was ich Blumfeld ein bisschen und wie immer ankreide: wenns sanft wird, dann ists mir eher zu sanft, aber bei den fixeren Sachen bin ich immer mit dabei und die sind diesmal zum Glück Überzahl.
Nächstes: Morrissey – Ringleader of the Tormentors (Rough Trade). Haut gleich in die Vollen, Mr. Visconti als Producer macht auf Dicke und Morrissey, seit ein paar Jahren wieder die coole Socke schlechthin, singt sich da durch. Und die Smiths-Momente, auf die man – ich gestehe es rundheraus- ja dann immer doch letztlich wartet, obwohl es eigentlich unfair ist – sie stellen sich ein, z. B. bei der Single „You have killed me“, noch mehr bei „The youngest was the most loved“ gleich hinterher. Allerdings: wenn Morrissey nicht schlecht ist wie seit zwei Platten wieder, wird er dann aber auch wirklich wieder gut im Sinne von hau-mich-weg-gut? Nein. Was nichts mit ihm zu tun hat. So leid es mir tut, ich bin dem wohl entwachsen, trotzdem ich es immer noch sehr gern höre. Geht aber eher in Richtung Laufenlassen, aber epochemachend, und das war er nun mal für mich, wirds wohl nicht mehr. Versperrte Paradiese vielleicht.
Bei den Yeah Yeah Yeahs bin ich Spätzünder, so hat sich mir die Schönheit ihres Erstlings „Fever to tell“ erst letztes Jahr erschlossen. Warum jetzt wieder die meisten was meinen, was ich gar nicht meine, weiß ich auch nicht. Jedenfalls sehe ich bei Show your Bones fast gar keinen Bruch zum Vorgänger. Die Soundfarbe hat sich kaum geändert und es ist halt ein bisschen ausformulierter alles. Und obwohl eigentlich alles diesmal auch sofort reingeht, vermute ich, dass sich das Vergnügen noch beim öfteren Hören steigert. Im Moment heißt mein Favorit klar „Phenomena“ und ich freue mich auf das baldige Konzert, denn live sind die bestimmt überragend.
Ich hab es irgendwo mal hier schon mal geschrieben: eigentlich hat bisher alles, wo Apparat draufstand, für mich tadellos funktioniert. Und auch diesmal, mit Ellen Allien zusammen, mit der er das Orchestra of Bubbles (Bpitch Control – Rough Trade) startet. Interessant wäre da vielleicht der Vergleich mit „Tesri“ dem Vorjahresalbum von Lippok & Morgenstern, das zu meinen unterbewerteten Alben des letzten Jahres zählt. Jedenfalls – im Gegensatz zu „Tesri“ ist das hier noch ein bisschen treibender (was jetzt nicht unbedingt gleich besser heißt, sondern nur so konstatiert werden soll). Immer dann, wenn ich meine die allientypischen Teile rauszuhören, das sind so typische Beatmuster, von denen ich mir einbilde, dass man die immer wieder bei ihr hört, ohne dass ich die jetzt gescheit beschreiben könnte, find ichs ein bisschen vorhersehbar, aber okay, gleichzeitig kommts mir so vor, als wäre dadurch auch alles ein bisschen konsequenter auf Beat und Vorwärts gebracht, z. B. bei meinem bisherigen Lieblingsstück „Jet“, da sind dann auch die wieder von Apparat her bekannten Rauschflächen im Einsatz. Insgesamt jedenfalls eine sehr schöne Zusammenarbeit und gerne wieder.
Zum Anhören:
Ganz vergessen, natürlich gibts noch Myspace, jeweils mit Liedern von den Platten, und zwar für:
MorrisseyYeah Yeah Yeahs