LCD Soundsystem – Sound of Silver
Sieben Tage Bettruhe — das hilft, die gesellschaftliche Realität etwas besser einzuordnen. Viel Fernsehen und ein gesteigertes Interesse an den Randnotizen des bundesrepublikanischen Alltags, von der Frankfurter Rundschau verbreitet, vermittelten mir ein eigenartiges Bild deutscher Behaglichkeit. Fieber hatte ich keins, kann aber doch mit meiner Krankheit zusammenhängen, dass 50.000 Besucher anlässlich der Neueröffnung des Ikea-Marktes in Nieder-Eschbach einen spontanen Aufschrei der Empörung verursachten und meinen angeschlagenen Zustand direkt um weitere drei Tage verlängerten. »Die Stimmung war gut« hieß es in dem Artikel, es gab Begrüßungsgutscheine und – ich vermute mal — Hot Dog und Billys in ausreichender Menge. Eröffnungs-Einkaufspartys sind beliebt, keine Frage. Ähnlich überrascht war ich dann auch von der Tatsache, dass die 80.000 Karten für das Spiel Dortmund gegen Nürnberg bereits im Vorfeld vergriffen waren. Dortmund – Nürnberg! Was geht’n da, fragt man sich? Ich nenn‘ das mal Gleichgültigkeit in seiner reinsten Form, die da eine ganze Nation ergriffen hat. Alles Hallodris, wenn ihr mich fragt. Aber das ist ja nichts Neues. So viel zu den Zahlen der Woche. Just Jack ist kein Hallodri, der englische Tugendbold und Traum aller Schwiegermütter hat nämlich die bisher eingängigste Single des Jahres veröffentlicht, seltsamerweise weiß nur noch niemand etwas davon, zumindest lese und höre ich nichts von ihm. Ein Gradmesser für die Richtigkeit meiner Behauptung ist die Wirkung dieses Songs auf mein Gemüt, und das ist allzeit in bester Stimmung, wenn »Starz in their eyes« aus meinen Boxen tönt. Ob bei Just Jack mehr drin ist, kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Klassisches postdigitales »Single-only Phänomen«, bisher jedenfalls.
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