Gregor
Wohin mit dem Hass?
Gut finden, muss gut sein. Finden ja alle gut. Ich auch. Dabei ist die Melodie nicht mal besonders eingängig oder schön oder heavy oder böse. Distelmeyer hat einfach nur zur richtigen Zeit das Richtige im Gepäck. Die Musik der Gegenwehr hat feine Antennen und die Hand am Sicherungskasten. Durchbrennen wäre hier eigentlich angesagt. Und bitte eine bisschen durchdrehen. »Wohin mit dem Hass, den ich in mir spür‘, frisst sich wie Rost nach innen.« Tiefschwarze Tinte, immer geradeaus, am Ende dann aber doch wieder von kolossaler Uneindeutigkeit und zu alt für die Jugend. Herzlich willkommen im Diskurs, den ja eigentlich keiner mehr will, am wenigsten die da oben.
»Wohin mit dem Hass?« ist über seine Homepage zu hören. Am 25.09. erscheint »HEAVY!«. Sein erstes Soloalbum.
(Lese auch: Rock-N-Roll-Aufwieglertum – Frische Frucht für altes Gemüse, TAZ vom 16.07.2009)
Portuguese Nuggets & Thaipop
60’s aus Portugal und 70’s aus Thailand. Das klingt erstmal sehr vertraut, da fühlt man sich daheim. Der merkwürdig exotische Unterton, wahrscheinlich menschlichen Ursprungs, lässt allerdings nicht lange auf sich warten. Da wird’s dann auch schön und unterscheidbar von jener Musik, die in unseren Breitengraden selbstverständlich ist. Infos zum Portugal-Sampler gibt’s hier: Portuguese Nuggets Series: The Wild 60’s Sounds From Portugal – A Trip To 60’s Portuguese Beat Surf And Garage Rock.

Und mehr über das Thai-Ding erfahrt ihr hier: »The Impossibles were the biggest of thailand’s western-style pop („string“) groups throughout the „import-substitution“ craze of the 1970’s. This 45 rpm E.P. collects the band’s songs from the 1971 (พ.ศ. 2514) film of the same name. Available via monrakplengthai. A collection of great music by thai people; ลูกทุ่ง (luk thung), ลูกกรุง (luk krung), หมอลำ (molam), various folk styles & others. most of these are taken from tapes that i found either in thailand or at home, in america.«
(beide via PCL LinkDump)
love the music. love the llama
Die Ablösung ist da! Analysten der BBC wollen ermittelt haben, dass YouTube MTV vom Thron gestoßen hat (ich dachte, dass wäre schon längst geschehen). Bei einer Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 24 kam heraus, dass 57 Prozent der Teilnehmer gerne auf YouTube zurückgreifen, um sich Musik-Videos anzuschauen. Haben wir doch immer geahnt. Witzig, wie ich noch vor vier Jahren über YouTube dachte, kurz vor dem 2.0-Urknall. Seitdem sind hier in schöner Regelmäßgkeit herrausragende Musikclips vorgestellt worden, viele davon über die Broadcast-Yourself-Plattform. Die seit Jahren diskutierten Urheberrechtsverletzungen des Channels lassen wir jetzt mal außen vor und konzentrieren uns auf ein paar besonders schöne Musikclips, die sich vom Gros der Masse abzuheben verstehen. Das offizielle Video von Dirty Projectors zu »Stillness Is The Move« (directed by Matthew Lessner) beispielsweise. Gedreht in Vermont’s Mount Equinox (USA) starring sibirische Huskies und seltene Llamas. Auf seine Weise seltsam schön und übermäßig sektenhaft, wie es sich für diese Art von Musik einfach gehört.
Dirty Projectors „Stillness is the Move“ from Monte Lomax on Vimeo.
WhoMadeWho – Keep Me in My Plane (directed by Good Boy! Creative) Bestechend gut, der Clip zur dritten Single ihres aktuellen Albums »The Plot«. In guter, alter »Birth-School-Work-Death-Tradition«. Und dann diese großartige Stimme des Sängers Tomas Høffding: brickelnd und betörend. Altersweise schon mit Anfang/Mitte 30.
Grizzly Bear – Two Weeks (directed by Patrick Daughters). Die herausragende Single von »Veckatimest«, dem Album aus 2009. Leuchtende Backen und viel Glanz in den Augen. Hören fördert die Gesundheit, wenngleich dieser Clip doch eher verstörend und herrlich irre ist. Kennt noch jemand »Rotbäckchen« aus dem Hause Rabenhorst?
The Dead Weather – Treat Me Like Your Mother (directed by Jonathan Glazer). Cowboys aufgepasst! Der Clip zeigt die beiden Revolverhelden Jack White (White Stripes) und Alison Mosshart (Kills) im Duell. Erschiesse den anderen, bevor du selbst erschossen wirst.
Beirut – Concubine (directed by Alma Har’el). Habe ich hier schon mal erwähnt, dass »Concubine« eins der schönsten Lieder des Jahres ist? Auch hier Cowboys, erst ein Bübchen, dann bübchenhafter Bursche im frischen Zement auf dem Hollywood Boulevard. Jeweils mit Hut. Starring Zach Condon and Mike Parrish.
Dinosaur Jr. – Over It (directed by Mark Locke). Ich bin ja für jedes Video dankbar, dass diese Sammlung hier bereichert: Clips for Bikes & Stunts. Ist die Musik von Dinosaur Jr. am Ende doch ein tragbares Model für 2009?
µ-Ziq – Fall of Antioch (directed by Florian Witzel, Magid Hoff, Stephan Betz). Musik in Zeitlupe – verlangsamt, unterkühlt und verträumt. Erinnert ein wenig an das flummireiche Heartbeats-Video von José González. Der Raum steht hier allerdings im krassen Gegensatz zu San Franciscos Hills. Verwandt auch mit »Prepare Your Coffin« von Tortoise.
Lucy and the Teenage Monster – Dance Steps (directed by David Strindberg & Johan Bring of PUNX). Grandiose Animation. Teenage Riot. Eine aufgebrachte Horde Jugendlicher stürmt einen Schulbus und demoliert ihn regelrecht. Gegen Ende steht eine ganze Siedlung in Flammen.
(Related Link: 7 Musikvideos und Best Videos 2008)
Plus/Minus + Ebo Taylor
Die eine Hälfte von euch geht kommenden Samstag schön brav zu +/- (New York) – die Rockfraktion nämlich – und die andere Hälfte zu Ebo Taylor – die Afrobeat-Maniacs. Für beide Fankurven steht ein Highlight auf dem Spiel bzw. Programm. Ich selbst würde mich gerne teilen, tendiere aber mehr zu Ebo Taylor. Die Africa Delay Party am Schwedlersee verspricht ein absolutes Highlight zu werden. Behauptet nicht nur der Flyertext. Der ghanaische Komponist, Arrangeur und Musiker Ebo Taylor wird erstmals in Europa auf einer Bühne stehen – gemeinsam mit Künstlern der Afrobeat Academy. Meinetwegen können die Temperaturen am Wochenende auf 10 Grad sinken, dem Abend wird das nicht schaden. Auf MySpace heißt es: »Ebo Taylors erster Deutschland-Besuch in seiner rund 60-jährigen Karriere hat in Europas Afro-Musikszene solch eine Begeisterungswelle ausgelöst, dass selbst der kaum weniger legendäre Gitarrist Oghene Kologbo von Fela Kuti & Africa 70 eigens aus Paris anreisen wird, um mit Ebo Taylor am Schwedlersee zu spielen.« Und weiter: »Der Ausnahmegitarrist gilt als einer der bedeutendsten Highlife-, Afrobeat- und Jazz-Komponisten Ghanas. Zwischen 1962-1965 studierte er zusammen mit seinem Freund Fela Kuti an der renommierten Eric Guilder School of Music in London. In den 50er und 60er Jahren hatte er bereits als Kopf der Stargazers Dance Band und Broadway Band für Aufsehen gesorgt. In den frühen 70er Jahren leitete er dann die vermutlich bekannteste „Big Band“ Ghanas, die Uhuru Band (später „Uhurus“) und prägte so den Highlife.« More Information: Analog Africa.
AFRICADELAY presents EBO TAYLOR
Samstag, 18.07.09 · Eintritt 19 Uhr
Schwedlersee · Osthafen Frankfurt
+/- {Plus/Minus} spielen leichtfüßigen und dynamischen Indierockpop, gekrönt von einer Stimme, die ganz einfach süchtig macht. Bereits seit drei Alben und zwei EPs kombiniert die Band aus New York elektronische Elemente und Samples mit den Standards einer Gitarrenband und sind trotz intelligentem Songwriting und hochkomplexer Arrangements unglaublich eingängig. +/- {Plus/Minus} können wohl keine Wale, doch dafür einen miesen Tag oder gar eine deprimierende Zeit retten. Die Welt wird ein bisschen besser. Diese Band kann schön überraschen, mit verwegenen Rhythmuskonstruktionen, tollen Melodien, netten Worten und Refrains für uneingeschränktes Wohlbehagen.
Listen: www.plusmin.us und www.myspace.com/plusminusband
Plus/Minus · Samstag, 18.07.09 · Hafen2 · Offenbach · Beginn: 22 Uhr



