Zum Inhalt springen

Musik

Netz Klang wieder am Start

Wer unseren Podcast vielleicht ganz gerne hört, sollte sich aber erst recht und unbedingt Netz Klang reintun.

Tobi Tobsucht (u. a. Rest-Labelmacher) sendet schon seit geraumer Zeit auf mth-electro bei shouted.fm (meinem derzeit sowieso liebsten Internetradio) und stellt neueste Netlabel-Tracks vor. Während das lange Zeit nur im Livestream zu hören war, jetzt seit neuestem auch als Podcast zum Runterladen. Es gab eine dreimonatige Pause, jetzt ist Netz Klang wieder am Start.

Während ich hier mich ja nur einmal im Monat melde und Euch selten länger als eine Stunde belästigen will, macht Tobi jeden (!) Montag zwei Stunden (!!) Programm mit sehr unterhaltsamer Moderation und – wieder im Gegensatz zu mir – kennt er sich wirklich aus, d. h. verfügt nicht nur über entsprechenden musikalischen Background, sondern kennt tatsächlich einen Großteil der Leute, über die er da redet, während ich ja meistens nur Tracktitel und Netlabelseite runterbete.

Und: wie ich jetzt beim Hören der letzten beiden Sendungen merke: wird es nicht ausbleiben, dass natürlich eine Menge Stücke oder Alben, die in Netzklang vorkamen, dann später auch im Machtdose Podcast landen (z. T. weil ich erst darüber aufmerksam werde, öfter aber, weil wir dann eben dasselbe vom Durchhören her auswählen).

Jedenfalls, wer einen regelmäßigen und profunden Überblick ins Netlabelland haben will, dem sei ausdrücklich und dringend Netz Klang empfohlen.

(Das einzige was ich vielleicht zu meckern hätte ist ja, dass in der Sendung oft das Mikro ins Übersteuerte zerrt)

The Knife

Mitte Mai, Zeit für einen kleinen Musik-Rückblick. Der Jahrhundert-Jahrgang aus dem letzten Jahr steckt mir noch im Magen, also, Bälle flach halten und hoffen, dass die ein oder andere Neuerscheinung jene Euphorie auszulösen vermag, die mich letztes Jahr gleich mehrmals umgehauen hatte. Straft mich Lügen, aber der ganz große Wurf blieb bisher aus. Hot Chip vielleicht? Die London Supergroup hat wahrscheinlich das Sommeralbum 2006 veröffentlicht. Titelstory in der Groove, Platte des Monats in der Spex, gute Abspielwerte in der Machtdose. Keine schlechten Referenzen für eine Band, die über ihren Underground-Status bisher nicht hinauskam. Aber so richtig klasse ist das Album dann auch nicht, will heißen: Wir haben es hier mit keinem BIG Player zu tun.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine ganz andere Platte, »Silent Shout» nämlich von The Knife. Karin und Olof Dreijer, maskentragendes Geschwisterpaar aus Schweden, begeistern mich für etwas, was ich längst hinter mir gelassen habe: New Wave. Der Sound von The Knife ist eine Melange aus Dunkelheit und 80er-Jahre-Synthie-Pop, in seinen besten Momenten so unglaublich abgedreht, dass es mir die Sprache verschlägt, und sehr, sehr originell. In diesem Jahr gab’s nicht viele Songs, die besser ballern als »We share our mother’s health«. Du stirbst. Klasse: »Like a Pen« – hüpfender Robotrack zum tanzen. Auch klasse: »Silent Shout«, ihre erste Singleauskopplung. Wächst mit der Zeit. Mochte ich anfangs nicht so richtig, wird dann aber immer besser. Das Synthiegejaule macht wahnsinnig. Und ebenfalls klasse: »Na na na« für die sanfteren Augenblicke. In diesem Zusammenhang ruhig einen Blick auf ihre bisherigen Alben werfen. Da findet man »Heartbeats« von ihrem Album »Deep Cuts«. Toller Track, der übrigens von Josæ Gonzà¡lez brillant gecovert und vom dänischen Regisseur Nicolai Fuglsig genial in Szene gesetzt wurde. In dem Video hüpfen 250.000 verschiedenfarbige Flummis die Hügel von San Francisco hinunter. Dass der Clip eigentlich Werbung ist, kann man getrost ausblenden und tut kaum etwas zur Sache. Knifes Vorgängeralbum »Deep Cuts« ist nicht minder ausgefallen. Echte Neuentdeckung!

Sendung vom 09.03.06 – Radio X
01. Belle & Sebastian — Song for sunshine (Rough Trade)
02. The Knife — Silent Shout (Rabid Records/V2)
03. The Knife — We share our mother’s health (Rabid Records/V2)
04. Jimmy Edgar — Personal Information (Warp)
05. Azzido Da Bass & Johnny Blake — Lonely by your side (Luscious Sounds)
06. Tiga — Pleasure from the Bass (PIAS)
07. Coldcut — Man in a garage [Bonobo RMX] (Ninja Tune)
08. Caribou — Tits & Ass: The Great Canadian Weekend (The Leaf Label)
09. Hanne Hukkelberg — Ease (The Leaf Label)
10. Deckard — Noir Desire (Equinox Records)
11. Woog Riots — Commercial Suicide (What’s So Funny About)

Apple On A Tree

Apropos Blumfeld. Apropos Apfelmann: Den sehr viel besseren Apfelsong hat ein ganz anderer geschrieben. Phoenix The Devourer heißt er, Songwriter ist er, in diesem Song zumindest. Angeblich kommt er aus Darmstadt. Lupenreiner Spaßmacher. Erst mal gehört, wird er euch immer und überall begleiten, mindestens aber einen Tag lang, im Supermarkt, auf dem Laufpfad, mittags wie abends. Ein Ohrwurm, oh ja! Und das Video erst! Eins der besten Videos der vergangenen Monate. Astrid Rieger und Zeljko Vidovic (Kamera: Mark Liedtke) haben es gemacht, alte HfG-Kollegen von mir, und ich bin froh, dass es direkt im Netz gelandet ist. Herrlich, wie alles Mensch Natur wird, wo Natur Mensch sein will, und gute Laune, von der Väth nur träumen kann, im Song wie im Video. Fressen und gefressen werden. Subgenre: Tragikomik. Gepfiffen wird auch, am Ende. YAOUHHH… Und jetzt alle: »All I want to be is an apple on a tree«. Dennoch wär‘ ich lieber der Baum. Der lebt länger.

rotten museumsführer

Auf die Nutzung von Podcasts bin ich noch gar nicht gekommen, dabei ist sie so naheliegend. Nämlich: als Audio-Museumsführer. Museen können diese dann ins Netz stellen und man kann sie sich runterladen und damit in die Ausstellung gehen oder auch nur fürs Ansehen angefixt werden. Sehr gute Idee.

Und hier erst: Johnny Rotten gibt seine Einführung für die Ausstellung AngloMania: Tradition and Transgression in British Fashion im Metropolitan Museum of Art. (via)

Vier Frühjahrsplatten

Vier Platten diesen Frühjahrs, über die nichts mehr gesagt werden müsste, weil eh schon alles dazu gesagt wurde, über die ich jetzt trotzdem und auch gerade deswegen spreche: Zum Beispiel Blumfeld und Verbotene Früchte (Columbia – Sony BMG). Paradebeispiel von zigtausend Rezensionen und bei jeder denke ich: Hä? Darum gehts doch gar nicht! – Nämlich: Geht mir fort mit angeblicher „Naturlyrik“, Quatschomatscho dieses – jaja und dabei kanns doch wirklich keiner mehr hören – „verkopft“ und irgendwas mit „Diskurs“. Das ist vorrangig nämlich erstmal Spaß und Freude. An Sprache und Musik und wie beides zusammengeht. Eigentlich ganz einfach. Der Genuss vom Klang beim Aufzählen von Apfelsorten etwa. Oder die Ode ans O „Strobohobo“, tolltolltoll, denn wie könnte gerade ich Textzeilen wie „und Oblomov malt mit Bob Ross / ich schöpfe aus dem Vollen“ nicht erliegen? Das Lautmalerische und der Humor werden meiner Meinung jedenfalls völlig unterschlagen bisher. Für mich geht das in Richtung Dada, auch mir nahe, denn der ist ja nun gerade nicht einfach „Unsinn“, sondern immer auch Haltung gewesen (nochmals Strobohobo: „die Leute leben wie Schatten mit ihrer Sehnsucht nach Sinn / der Tod ist ein Trick / ich bin was ich bin“) – Das einzige, was ich Blumfeld ein bisschen und wie immer ankreide: wenns sanft wird, dann ists mir eher zu sanft, aber bei den fixeren Sachen bin ich immer mit dabei und die sind diesmal zum Glück Überzahl.
Nächstes: Morrissey – Ringleader of the Tormentors (Rough Trade). Haut gleich in die Vollen, Mr. Visconti als Producer macht auf Dicke und Morrissey, seit ein paar Jahren wieder die coole Socke schlechthin, singt sich da durch. Und die Smiths-Momente, auf die man – ich gestehe es rundheraus- ja dann immer doch letztlich wartet, obwohl es eigentlich unfair ist – sie stellen sich ein, z. B. bei der Single „You have killed me“, noch mehr bei „The youngest was the most loved“ gleich hinterher. Allerdings: wenn Morrissey nicht schlecht ist wie seit zwei Platten wieder, wird er dann aber auch wirklich wieder gut im Sinne von hau-mich-weg-gut? Nein. Was nichts mit ihm zu tun hat. So leid es mir tut, ich bin dem wohl entwachsen, trotzdem ich es immer noch sehr gern höre. Geht aber eher in Richtung Laufenlassen, aber epochemachend, und das war er nun mal für mich, wirds wohl nicht mehr. Versperrte Paradiese vielleicht.
Bei den Yeah Yeah Yeahs bin ich Spätzünder, so hat sich mir die Schönheit ihres Erstlings „Fever to tell“ erst letztes Jahr erschlossen. Warum jetzt wieder die meisten was meinen, was ich gar nicht meine, weiß ich auch nicht. Jedenfalls sehe ich bei Show your Bones fast gar keinen Bruch zum Vorgänger. Die Soundfarbe hat sich kaum geändert und es ist halt ein bisschen ausformulierter alles. Und obwohl eigentlich alles diesmal auch sofort reingeht, vermute ich, dass sich das Vergnügen noch beim öfteren Hören steigert. Im Moment heißt mein Favorit klar „Phenomena“ und ich freue mich auf das baldige Konzert, denn live sind die bestimmt überragend.
Ich hab es irgendwo mal hier schon mal geschrieben: eigentlich hat bisher alles, wo Apparat draufstand, für mich tadellos funktioniert. Und auch diesmal, mit Ellen Allien zusammen, mit der er das Orchestra of Bubbles (Bpitch Control – Rough Trade) startet. Interessant wäre da vielleicht der Vergleich mit „Tesri“ dem Vorjahresalbum von Lippok & Morgenstern, das zu meinen unterbewerteten Alben des letzten Jahres zählt. Jedenfalls – im Gegensatz zu „Tesri“ ist das hier noch ein bisschen treibender (was jetzt nicht unbedingt gleich besser heißt, sondern nur so konstatiert werden soll). Immer dann, wenn ich meine die allientypischen Teile rauszuhören, das sind so typische Beatmuster, von denen ich mir einbilde, dass man die immer wieder bei ihr hört, ohne dass ich die jetzt gescheit beschreiben könnte, find ichs ein bisschen vorhersehbar, aber okay, gleichzeitig kommts mir so vor, als wäre dadurch auch alles ein bisschen konsequenter auf Beat und Vorwärts gebracht, z. B. bei meinem bisherigen Lieblingsstück „Jet“, da sind dann auch die wieder von Apparat her bekannten Rauschflächen im Einsatz. Insgesamt jedenfalls eine sehr schöne Zusammenarbeit und gerne wieder.

Zum Anhören:

Ganz vergessen, natürlich gibts noch Myspace, jeweils mit Liedern von den Platten, und zwar für:

  • Morrissey
  • Yeah Yeah Yeahs
  • Netlabels Podcast Mai 2006

    Was gibbet? – einmal um die ganze Welt oder so. Z. B. eine brasilianische ICQ-Musikliebesgeschichte, italienischen Akkordeonpop, holländischen Klavierfastkitsch und einen nordamerikanischen Schulchor. Reichlich aus älteren Monaten, denn der April war eher dünner gesät, wenn Ihr mich fragt. Aber macht ja nix.

    Neu ist übrigens, dass man sich die einzelnen Titel jetzt auch ohne Player anhören kann, sofern man Flash installiert hat, siehe diese kleinen schwarzen Pfeile, einfach anklicken. Runterladen der Mp3-Files geht wie immer durch direktes Anklicken der Links, ich verzichte dafür auf den Gesamtstream. Aber toller find ich es natürlich noch, wenn Ihr Euch die Sendung selbst und ganz anhört. Dürft Euch wie immer auch in den Kommentaren beschweren, freuen oder sonstwie auslassen.

    Playlist:

    1. Orange Zebre (Bedroomresearch)- 14avril05 (2:22) mp3
    2. bject (nishi)- sweet carmenére dreams (2:59) mp3
    3. C Gonzalez (++sensor) – Solenoide (6:05) mp3
    4. Fabryka (dharmasound) – Handful of Dust (4:02) mp3
    5. michael r. (arteqcue) – fly (robbie fly) 5:22 mp3
    6. Monochord (After-Dinner) – No Question No Answer (6:26) mp3
    7. Max Marlow (metropublik) – where is the reset button? (8:08) mp3
    8. acid burp (Experimedia) – 39 hour man (3:26) mp3
    9. Labam – (TekTek Music) Straight Outta Espelkamp (7:38) mp3
    10. I Am an Exit -(Funque Droppings) – In the Embers (Christian Bloch Remix) 5:09 mp3
    11. Toos Ligtenberg (WM Recordings) – Wind in de rug (6:01) mp3
      (Mehr von Toos Ligtenberg hier)
    12. Dondero High School (Comfort Stand) – Cold as Ice (3:16) mp3