Zum Inhalt springen

Musik

LCDS on the Radio

Puh, das hatte Dampf. Draußen Schnee, drinnen die pulsierende Hitze des Murphy-Sounds. Ich sag’s ja: Das Album kickt! Deshalb ging’s in dieser Sendung eigentlich um nichts anderes. Diese Geschichte darf allerdings nicht fehlen.

Sendung vom 27.01.2005
01. Acid Pauli – I see a dark(er)ness (MP3 download)
02. LCD Soundsystem – Daft Punk is playing at my house (DFA Rec./EMI)
03. The Rapture – House of jealous lovers [Morgan Geist Mix] (Output/DFA)
04. The Rapture – Alabama Sunshine (Motor/DFA Rec.)
05. Munk feat. James Murphy – Kick out the chairs (Gomma)
06. LCD Soundsystem – Give it up (DFA Rec./EMI)
07. The Fever – Gray ghost (Kemado Rec.)
08. Scissor Sisters – Laura (Polydor)
09. Low 500 – Help me (Hazelwood Rec.)
10. Bloc Party – Helicopter (Wichita)

Plattenjanuar

Endlich mal wieder ein Album, das bereits im Januar in meinen Jahrescharts landet (ja, in den 05er-Charts). Die Auszeichnung empfängt das LCD Soundsystem aka James Murphy aus dem Staate New York. Murphy, Inbegriff eines charmant schmierigen Antistars mit feuchten Schweißringen unter den Armen, galoppiert momentan ohnehin als trendsetzender Titelheld durch den internationalen Blätterwald – und das nicht ohne Grund. Als Produzent und Alleskönner hat der begnadete Techniker gerade das Dance-Punk-Album der Stunde veröffentlicht. Zudem betreibt er mit seinem kongenialen Freund und Partner Tim Goldsworthy (Ex-UNKLE) das Label DFA Records (Death From Above), das getrost zu den besten Labels der Stunde/Welt gezählt werden darf. Seit nunmehr drei Jahren werden darüber in regelmäßigen Abständen Maxi-Singles auf den Markt geworfen, die unter DJs Kultstatus genießen. Dazu zählen auch mindestens drei LCD-Soundsystem-Maxis (das scharfzüngige Anti-Hipster-Epos »Losing my Edge« wurde sogar abseits der DJ-Kanzeln bekannt), die uns eine erste Vorahnung davon gaben, was da auf uns zurollt. Die Musik dieses Albums glückt auf zwei Ebenen, ohne auseinander zu fallen. Einerseits hat der Sound einen druckvollen Groove, der dich je nach Stimmung und Situation in den Wahnsinn treibt, die Texte hingegen reagieren eindeutig zweideutig auf jene Fragen, die sich die Popkultur gegenwärtig zu stellen hat. Heraus kommen mitunter bemerkenswert gute Antworten. Kluger Kopf, dieser Murphy!

Nicht ganz so grandios geht es auf dem Debütalbum der Frankfurter Band Low 500 zu. Nicht ohne Grund stellt sich ihnen (und uns) die Frage, ob es schon mal eine relevante Rockband aus Frankfurt gab, die ohnehin mit »Nein« beantwortet werden muss. Also hängen wir die Messlatte etwas tiefer. »High Commissioner« ist kein kritischer/musikalischer Beitrag zur Betrachtung der Weltlage. Dafür ist »High Commissioner« das untypischste (New Wave/Psychedelic-) Rockalbum (laut Low 500 Pre-Post-Punk), das dieses Land in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Von unzähligen deutschen Indierock-Bands richtiggehend angenervt, stand ich schon lange vor der Frage, wann da mal jemand auf die Idee kommt, anders sein zu wollen. Sascha Beck, York Bandow (Ex-Superfan), Vincent Spielmann, Jean Geiler und Marokko Slesina sind anders. Sie sind eine durchgeknallte Glaubensgemeinschaft auf der Grundlage ästhetischer Bewusstseinserweiterung. Ihre Predigt heißt Musik!

LCD Soundsystem — LCD Soundsystem (DFA Records/EMI)
Low 500 — High Commissioner (Hazelwood Music)

Bad Album Covers

By the way, here’s one more listing: over a thousand votes have been counted for the worst of the worst album covers and the results are here! Seen in the museum of bad album covers. Be careful!

O.S.T. Kill Bill Vol.II

Ist schon ein Teufelskerl, dieser Tarantino. Zwingt mich immer wieder dazu, ihn mit seinen unverschämt guten Soundtracks abzufeiern. Zudem ist Kill Bill Vol.2, seine neuste Ansammlung bleibender Klassiker, ein lupenreines Billigprodukt (9.99 EUR), das die übliche Wühltisch-Ornamentik um einen echten Killer erweitert. Nachdem ich mich bisher erfolgreich geweigert habe, Kill Bill Vol. 2 zu sehen (zugegeben: mein Boykott wackelt), fand ich nun über die Ohren zurück zu meinem Lieblingsregisseur. Geschmackssicher wie eh und je kombiniert Tarantino Western mit Flamenco, reiht Garage an Folk und HipHop an Rockabilly. »Bastard« kann ich da nur sagen.

Sendung vom 30.12.2004 – Radio X
01. Malcom McLaren – About her [OST Kill Bill Vol.2] (Warner Music)
02. Shivaree – Goodnight moon [OST Kill Bill Vol.2] (Warner Music)
03. Joanna Newsom – The book of right-on (Drag City/Rough Tade)
04. Strategy – Drumsolo’s delight (Kranky)
05. Tom Carter – Monument II (Kranky)
06. Pulka – Ryper (Sunday Service)
07. Pulka – Da (Sunday Service)
08. Metamatics – Rapala Shad (Hydrogen d/Rough Trade)
09. Patrick Wolf – Lycantrophy (Tomlab)
10. XIU XIU – Clowne Towne (Tomlab)
11. LCD Soundsystem – Movement (DFA Rec./EMI)

Chicks On Speed – Press the spacebar

Nicht, dass ich die Chicks On Speed nicht mag, nur war ihr musikalischer Output bislang eine insgesamt eher nutzlose Aneinanderreihung von Noten, Texten und Melodien. Der Bonus, den ihnen einst der Remix des Malaria-Klassikers »Kaltes klares Wasser« gebracht hatte, mündete letztes Jahr in dem heillosen Debakel des 99¢-Albums, dass allenfalls mit der 12 Inch »Fashion Rules« zu gefallen wusste (Karl Lagerfeld stand für das Cover Pate). Meine Konzentration lag also fortan auf ihrem Schaffen abseits des Klanges. Dass es dort einiges zu entdecken gibt, durften Kiki Moorse, Melissa Logan und Alex Murray-Leslie praktisch überall auf der Welt unter Beweis stellen. Ihr Ansatz ganzheitlicher Kulturproduktion (»Atelier COS«) brachte zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen, u.a. in New York, Paris und Tokio. Dies und jenes bis zur Prinzipwerdung zu systematisieren war seit jeher der größte Spaß, den man an dieser Daseinskonstruktion haben konnte. Schließlich fördert ihr omnireferentieller Eiertanz eine Entschlossenheit zutage, von der sich eine tatenlos kritische Generation ruhig eine Scheibe abschneiden kann. Dagegen sein ist möglich: Warenzeichen COS. Die Rebellion ist auch nur eine Marke. Mit ihrem dritten Album »Press the spacebar« (Chicks On Speed Records) melden sich die Chicks On Speed dieser Tage zurück. An ihrer Seite haben sich diesmal die »No Heads« eingerichtet, eine Band aus Barcelona, die den Sound der Songs charmant Richtung Rock geschoben hat, konterkariert durch Produzent Cristian Vogel (u.a. Super Collider), der die Kreuzung mit einem seinem elektronischen Apparatepark veranlasste und dadurch ebenfalls zum Gelingen beitrug. Die Chicks On Speed haben ihr bisher bestes Album abgeliefert. Ihr erstes Gutes.

Sendung vom 23.12.2004 – Radio X
01. Jeans Team – Faul (Louisville Records)
02. Kissogram – Teenage Dance (Louisville Records)
03. Soft Pink Truth – Homo-Sexual [Angry Samoans] (Soundslike)
04. Electronicat – La sauvage cat (Disko B)
05. Chicks On Speed – Class war (Chicks On Speed Rec.)
06. Chicks On Speed – Culture Vulture pt.2 (Chicks On Speed Rec.)
07. Chicks On Speed – Wax my anus (Chicks On Speed Rec.)
08. Mysterymen – Is it real (Disko B)
09. finn. – No slow-motion hype [Lawrence-Mix] (Sunday Service)
10. Nouvelle Vague – Too drunk to fuck [Dead Kennedy’s Cover] (Peacefrog)