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Musik

O.S.T. Kill Bill Vol.II

Ist schon ein Teufelskerl, dieser Tarantino. Zwingt mich immer wieder dazu, ihn mit seinen unverschämt guten Soundtracks abzufeiern. Zudem ist Kill Bill Vol.2, seine neuste Ansammlung bleibender Klassiker, ein lupenreines Billigprodukt (9.99 EUR), das die übliche Wühltisch-Ornamentik um einen echten Killer erweitert. Nachdem ich mich bisher erfolgreich geweigert habe, Kill Bill Vol. 2 zu sehen (zugegeben: mein Boykott wackelt), fand ich nun über die Ohren zurück zu meinem Lieblingsregisseur. Geschmackssicher wie eh und je kombiniert Tarantino Western mit Flamenco, reiht Garage an Folk und HipHop an Rockabilly. »Bastard« kann ich da nur sagen.

Sendung vom 30.12.2004 – Radio X
01. Malcom McLaren – About her [OST Kill Bill Vol.2] (Warner Music)
02. Shivaree – Goodnight moon [OST Kill Bill Vol.2] (Warner Music)
03. Joanna Newsom – The book of right-on (Drag City/Rough Tade)
04. Strategy – Drumsolo’s delight (Kranky)
05. Tom Carter – Monument II (Kranky)
06. Pulka – Ryper (Sunday Service)
07. Pulka – Da (Sunday Service)
08. Metamatics – Rapala Shad (Hydrogen d/Rough Trade)
09. Patrick Wolf – Lycantrophy (Tomlab)
10. XIU XIU – Clowne Towne (Tomlab)
11. LCD Soundsystem – Movement (DFA Rec./EMI)

Chicks On Speed – Press the spacebar

Nicht, dass ich die Chicks On Speed nicht mag, nur war ihr musikalischer Output bislang eine insgesamt eher nutzlose Aneinanderreihung von Noten, Texten und Melodien. Der Bonus, den ihnen einst der Remix des Malaria-Klassikers »Kaltes klares Wasser« gebracht hatte, mündete letztes Jahr in dem heillosen Debakel des 99¢-Albums, dass allenfalls mit der 12 Inch »Fashion Rules« zu gefallen wusste (Karl Lagerfeld stand für das Cover Pate). Meine Konzentration lag also fortan auf ihrem Schaffen abseits des Klanges. Dass es dort einiges zu entdecken gibt, durften Kiki Moorse, Melissa Logan und Alex Murray-Leslie praktisch überall auf der Welt unter Beweis stellen. Ihr Ansatz ganzheitlicher Kulturproduktion (»Atelier COS«) brachte zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen, u.a. in New York, Paris und Tokio. Dies und jenes bis zur Prinzipwerdung zu systematisieren war seit jeher der größte Spaß, den man an dieser Daseinskonstruktion haben konnte. Schließlich fördert ihr omnireferentieller Eiertanz eine Entschlossenheit zutage, von der sich eine tatenlos kritische Generation ruhig eine Scheibe abschneiden kann. Dagegen sein ist möglich: Warenzeichen COS. Die Rebellion ist auch nur eine Marke. Mit ihrem dritten Album »Press the spacebar« (Chicks On Speed Records) melden sich die Chicks On Speed dieser Tage zurück. An ihrer Seite haben sich diesmal die »No Heads« eingerichtet, eine Band aus Barcelona, die den Sound der Songs charmant Richtung Rock geschoben hat, konterkariert durch Produzent Cristian Vogel (u.a. Super Collider), der die Kreuzung mit einem seinem elektronischen Apparatepark veranlasste und dadurch ebenfalls zum Gelingen beitrug. Die Chicks On Speed haben ihr bisher bestes Album abgeliefert. Ihr erstes Gutes.

Sendung vom 23.12.2004 – Radio X
01. Jeans Team – Faul (Louisville Records)
02. Kissogram – Teenage Dance (Louisville Records)
03. Soft Pink Truth – Homo-Sexual [Angry Samoans] (Soundslike)
04. Electronicat – La sauvage cat (Disko B)
05. Chicks On Speed – Class war (Chicks On Speed Rec.)
06. Chicks On Speed – Culture Vulture pt.2 (Chicks On Speed Rec.)
07. Chicks On Speed – Wax my anus (Chicks On Speed Rec.)
08. Mysterymen – Is it real (Disko B)
09. finn. – No slow-motion hype [Lawrence-Mix] (Sunday Service)
10. Nouvelle Vague – Too drunk to fuck [Dead Kennedy’s Cover] (Peacefrog)

Jahresbilanz 2004

Jeder macht es, alle wollen es, keiner glaubt, dass es tatsächlich irgendwas aussagt. Hier sind sie, die Machtdose-Jahrescharts in Album und Single. Ich hatte diesmal die Muse, meine zu kommentieren, während Gregor traditionsgemäß die Liste als solche sprechen lässt. Außerdem habe ich mich ganz gegen meine Gewohnheit zu Platzierungen durchgerungen, obwohl das ein eher gewaltsamer Akt ist.
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19 Hits

Wenn man diese Songs der Reihe nach spielen würde, sagen wir mal bei voller Lautstärke, dann müsste man, wenn es nach mir ginge, ziemlich berauscht sein. Nachfolgend findet ihr eine Auswahl der besten Lieder des Jahres 2004. Der Poll folgt.

Sendung vom Sonntag, 12.12.2004 – 12-14 Uhr – Radio X – Frankfurt
01. Le Tigre – Seconds (Universal/Chicks On Speed Records)
02. TV On The Radio – Bomb yourself (4AD/Touch & Go)
03. Tortoise – It’s all around you (Thrill Jockey)
04. Daedelus – Something bells (Plug Research)
05. März – Blaue Fäden (Karaoke Kalk)
06. Poto & Cabengo – Life in San Diego (Karaoke Kalk)
07. Poto & Cabengo – The wanderers‘ song (Karaoke Kalk)
08. Slowly Minute – I will go somewhere? (Bubble Core Records)
09. Black Leotard Front – Casual Friday (DFA Records)
10. !!! – Hello? Is this thing on? (Warp)
11. Mediengruppe Telekommander – Trend (Mute/Enduro)
12. Von Spar – Ist das noch populär (‚L’Age D’or)
13. Mediengruppe TK – Bis zum Erbrechen schreien [Von Spar] (Mute)
14. Das Bierbeben – No Future No Past (Shitkatapult)
15. Mysterymen – Waiting (Disko B)
16. McEnroe – Dumb it down (Vertical Form)
17. Alias – Watching water (Anticon)
18. Restiform Bodies – 3rd feel Judy Garland (subversiv*rec)
19. Chronomad – Masmoudi (Alien Transistor)

Project C-90

Sowas ähnliches hatten wir erst vor kurzem, trotzdem: Project C-90 listet alle denkbaren je produzierten Leercassetten, diesmal nicht nur die Hüllen, sondern auch die Cassetten selbst.

Plattendezember

plattendezemberNachts, halb zwei, zuhause. Der Monitor gibt blasses Licht. Läuft jetzt Andrew Peklers Nocturnes, False Dawns & Breakdowns (~scape), hat man das Passende: konzentriert und nachlässig zugleich. Nachtaufnahmen, die sich wie Dias ineinander- oder von der Seite her reinschieben. Jazzahnungen, großstädtisch. Dumpfes Schlagzeug, fast schon schlafen die Sounds. Das Ganze ist nach Cuts & Clicks-Manier zusammengefügt, in inszenierter Zufälligkeit. Die Ausschnitte sind dabei nicht zentralperspektivisch gewählt, sondern bewusst nach links und rechts verzogen, alles bleibt Andeutung und wird dadurch erst organisch. Bei Slowly Minute geht es auf Tomorrow World (Bubble Core) gar nicht mal unähnlich zu, nur lichter. Das plänkelt, plätschert und tropft und Geisterstimmen wispern leise. An dem Bachgeriesel könnte man viel Zeit verbringen (weshalb die Platte wahrscheinlich auch so lang geraten ist). Insofern haut der Projektname hin, Zeit zerdehnt sich und wird aufgehoben. Vielleicht fehlt auf 70 Minuten ein wenig die Dramaturgie, andererseits eignet sich das gut zum Reinverlieren. Schlag auf, wo Du willst, gleich kannst Du weiter tagträumen. Mit anderen Worten: es handelt sich dabei um ein wohl dosiertes, süßes Gift. Die Mysterymen dagegen haben sich mit Everything but an Answer (Disko B) folgendes Ziel gesetzt: Hits und Hits! Dafür gab man ihnen ungefähr zwei Analog-Synthesizer, und Singstimmen durften sie auch nur verwenden, wenn die durch einen Vocoder oder ähnliches gezogen wurden. Ja und, was machts! Ihnen gelingt nämlich das Kunststück, aus solch engen Vorgaben extrem eingängige Songs zu stricken, die vielleicht von ähnlicher Klangfarbe sind, im Ergebnis aber eine erstaunliche Variationsbreite aufweisen. Meine Favoriten zum Beispiel heißen „Is it real?“, das fast klassisch new-waveartig und leicht angedüstert daherkommt, während das lässigere „It feels nice“ geradezu mittwippzwingend ist. Könnten die legitimen Daft Punk-Erben sein.