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Musik

Diedrich Diederichsen

Für die Schreibtischschublade produzierte Songs gibt es zuhauf. »Diedrich Diederichsen« von Saalschutz ist so einer. Man bedenke: 12″-DJ-Format in Vinyl, begrenzte Auflage, B-Seiten-Release, zudem handelt es sich um eine Split-EP mit DJ Patex & Knarf Rellöm (die auch den Hit beisteuerten) usf. Den Song über unseren Meister-Popanten wird also gewiss niemals jemand zu Gehör bekommen. Darin ein Malheur zu sehen, trifft die Sache nicht ganz, da Musik und Gesang tendenziell behindern. Ganz weit hinten, praktisch an der Wahrnehmungsgrenze, da zirpt allerdings etwas, das hängen bleibt.

Diedrich Diederichsen – wir lieben dich – aber deine Bücher – verstehen wir nicht – Sie sind so introvertiert und originell – wir kaufen sie und stellen sie ins Büchergestell – du verstehst so viel – und du bist so klug – du bist sogar klüger als Manfred Krug – ich lese deine Bücher – doch ich verstehe kein Wort – deshalb kaufe ich deine Bücher – und werfe deine Bücher fort

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Micropayment à gogo

Das ist Michael Kraft. Seines Zeichens pastorale Stimme aus dem OFF – man nennt das Radiomoderator. Für manche ist er auch Radioseelsorger. Gelegentlich bittet er blutjunge Musikerinnen und Musiker um die Teilnahme an so genannten Open-Mic-Sessions (das Musikfernsehen nannte es Unplugged). Ins Mikro Trällern, eins, zwei Glampfen für eine wohlige Akustik, vielleicht mal ein batteriebetriebenes Spaß-Keyboard oder ein Glockenspiel – dat war’s. Dabei entstanden in den letzten Jahren zahllose Aufnahmen, die unter’m Strich über dem weltlichen Einerlei vergleichbarer Tondokumente (musikalischer Beschaffenheit) stehen. Eine Veröffentlichung dieser Tonaufnahmen macht also Sinn.


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Klaus Walter über das Mixtape als Mitteilung der Seele

Bevor ich’s vergesse: Die Mixkassetten-Ausstellung gastiert derzeit in Frankfurt. Nach Hamburg, Bremen, etc. zieht es das Institut für Volkskunde der Universität Hamburg nun mit seiner Sammlung ins Hessische. Kassettengeschichten Rhein-Main. Neben diversen Tapes gibt es die Mixerzeuger selbst zu sehen. Der Begleitreader wurde ja bereits von Roland besprochen und abgesegnet. Eigentlich wäre alles gesagt – fast alles…

In seiner Eröffnungsrede zeigte sich Klaus Walter als Mann vom Fach. Seine Gedanken zur Mögenbotschaft aus Chromdioxid gibt’s hier in voller Länge

Das Mixtape als Mitteilung der Seele: Betrachtungen über die Visitenkarte im C 90-Format

Spirale der Erinnerung von KLAUS WALTER
Wie alles in diesem Jahr kann man auch das Mixtape mit Theodor W. Adorno erklären. Wenn der umtriebige Philosoph eine neue Liebesaffäre auf den Weg bringen wollte, dann ging er in den Laden der Frankfurter Buchhändlerin Melusine Huß und verlangte Wilhelm Hauff, Das kalte Herz, in der Reclam-Ausgabe, hübsch eingepackt. Adorno war also kein Mixtape-Typ. Jeder neuen Geliebten schenkte er das gleiche Buch. Der Mixtape-Typ schenkt jeder neuen Geliebten eine Kassette, aber niemals die gleiche. Das gehört sich nicht. Die eigenhändig zusammengestellte Mischkassette fällt nämlich unter die Kategorie der intrinsisch motivierten Geschenke.

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80ties

Ich mag den ganzen sHIT, diese wahnsinnigen Reminiszenzen an die 80er, sahnig und cremig wie bayerische Almbutter, fUNKY und fUCKY wie der Se+ualverkehr auf einer südafrikanischen Straussenfarm. dELECTABLE dANCING dITTIES soweit das Auge reicht. Was wird darüber geflucht und gewettert, gebuht und protestiert. So lange mir niemand neongelben Frotteesocken verkaufen will bleibe ich ruhig. Ich will mehr Sounds aus dem Krätze-Jahrzehnt…

Sendung vom 03.12.2003
01. Little Annie & the Legally Jammin‘ – Bleach (Italic)
02. Dani Siciliano – Come as you are [Dani’s come lighter cover] (!K7)
03. Pluramon feat. Julee Cruise – Have you seen Jill? (Karaoke Kalk)
04. Martin L. Gore – Das Lied vom einsamen Mädchen [Lawrence Rmx] (Mute)
05. Gina X – No G.D.M. (International Deejay Gigolo)
06. Lizzy Mercier Descloux – Wawa [V.A. New York Noise] (Soul Jazz)
07. Rahmelzee vs. K.Rob – Beat Bop [V.A. New York Noise] (Soul Jazz)
08. Junior Senior – Shake your coconuts [DFA Mix] (Crunchy Frog/Atlantic)
09. LCD Soundsystem – Give it up (DFA/Output Recordings)
10. The Juan MacLean – Give me every little thing (DFA)
11. The Rapture – Love is all (DFA/Mercury)
12. !!! – Me and Giuliani down by the school yard (Warp)
13. Lionel Hampton – Vibramatic [Clubversion] (Crippled Dick Hot Wax)
14. Mr Scruff – Giffin [Dub Mix by Speechless feat. NKE] (Ninja Tune)
15. Seelenluft – Manila [Headman Rmx] (Klein/Back Yard)
16. Christian Kreuz – Lebenslänglich Disco (Disko B/Motor)

Das Lied vom einsamen Mädchen

»Sie herzte sanft ihr Spielzeug – Bevor sie es zerbrach – Und hatte eine Sehnsucht – Und wußte nicht wonach – Weil sie einsam war – Und so blond ihr Haar – Und ihr Mund so rot wie Wein – Und wer von diesem Wein trank – Konnt‘ nie mehr glücklich sein […].« 1953 wurden diese Zeilen geschrieben. Mit anderen zusammen wurden sie zu einem Lied, das über viele Jahrzehnte hinweg seinen festen Platz in der Musikgeschichte einnehmen sollte, wenn beispielsweise Nico (»Camera Obscura«, 1995) ihm ihre Stimme gab. Ursprünglich stammt »das Lied vom einsamen Mädchen« aus der Feder des Komponisten-Texter-Gespanns Werner Richard Heymann und Robert Gilbert. Marlene Dietrich hat dem Lied erstmals eine Stimme verliehen. Danach folgten in schöner Regelmäßigkeit weitere Versuche, die Stimmung des Textes zu vertonen.
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Art for a change

A visual survey of early Punk Rock Album Covers zeigt, wie sich Widerstand und Ablehnung auf 30 X 30 Zentimeter ausbreiten können. Eine kleine Auswahl schöner Endsiebziger-Punkcover erinnert an die ungewöhnliche Klarheit, mit der damals noch gegen die Großen angestunken werden konnte. Die Sammlung alter Flyer macht auch noch Spaß, nur bei den Portraits habe ich so meine Probleme.


7″ Crass – Nagasaki Nightmare

Sendung vom 13.11.2003

01. The Silver Mt. Zion M. Orchestra – Babylon with built on/starsnostars
vom Album »This Is Our Punk-Rock« (Constellation/CAN’03; EFA-Medien)
02. Rachel’s – This is our Punk-Rock
v.A. »Systems/Layers« (Quarterstick/USA’03; EFA-Medien)
03. Ash In The Rainbow – Ash in the rainbow
vom gleichnamigen Album (ReRMegacorp./UK’02; Import)
04. Hans Joachim Irmler – The actor’s gone
v.A. »Lifelike« (Staubgold/D’03; Indigo/Hausmusik)
05. Tim Hecker – They call me jimmy
v.A. »…presents radio amor« (Mille Plateaux/D’03 EFA-Medien)
06. Young Marble Giants – Collossal youth
v. gleichnamigen Album (Rough Trade/UK 1980)
07. VAZ – Song Nr.2
v.A. »Dying to meet you« (X-Mist/D’03)
08. Explosions in the sky – Your hand in mine
v. Album »The earth is not a cold dead place« (Bella Union/UK’03; Zomba)