Der April macht was er will und ich auch, deshalb ein neuer Podcast, mit 17 Tracks immerhin, zum Glück jetzt aber doch nicht ganz so lang geworden, wie am Anfang der Sendung noch befürchtet. Ganz kurzes Mission-Statement auch drin, weils vielleicht notwendig ist.
Großartiger, komplett durchproduzierter Radiospaß: Radio Free Polygon aus Halifax, deren Sendungen man sich als Podcast ziehen kann. Part of Polygon Network, die auch ein Netlabel betreiben, weshalb man davon auch, aber nicht nur diverses Netaudio in die Sendung mischt. Das einzige, was ich leicht affig finde, ist, in den Playlist den „Canadian Content“ extra auszuweisen. Aber sollnse, solange sie so schönes, abwechslungsreiches Radio machen.
Dickeres Ding also als sonst, weil mit 192kbps und auch ein bisschen anders als gewohnt: diesmal nicht mit Moderation, sondern als reiner Mix.
Beim Zusammenstellen hat sich nämlich ergeben, dass sich die Musikstücke fast schon wie von selbst aneinanderfügten. Ich musste wirklich kaum mehr tun als die Tracks fast unverändert ein bisschen ineinanderschieben, und fertig. Da schien es mir frevlerisch, wenn ich irgendwie dazwischenquatsche.
Da ich nicht reinrede, kommt nach dem gewohnten Cover und der Playlist mit allen relevanten Links noch ein bisschen Kommentartext zu den Stücken. So viel sei schon mal verraten: über Dreiviertel bewegt sich das Ding auf ruhigeren Wogen, im letzten Viertel aber wirds deutlich tanzbarer und am Ende kommt der Knüppel aus dem Sack.
So, jetzt noch mein Krams dazu: 1000 hours of staring bei Serein, dem homogensten Netlabel, das ich kenne, die Releases fügen sich so einander an, dass man denken muss, die wohnen alle inner Künstler-WG oder so. Benannt haben die sich wahrscheinlich nach einem relativ bekannten Werk des Aktionskünstlers Tom Friedman, der zwischen 1992 und 1997 eintausend Stunden lang ein leeres Blatt Papier anstarrte. Gings bei dem Tun wahrscheinlich auch um die Leiden an der (Nicht-)Kreativität, kann man schon mal sagen, dass alle folgenden offensichtlich keine Schwierigkeiten damit haben. Nach dem relativ zarten Anfang gehts weiter mit Transfolmer, schon im Dezember bei 2063music rausgekommen, aber erst jetzt von mir entdeckt, und geht wie ne Eins mit dem vorderen zusammen. Bannister Boy ist als Ganzes für mich das Release aus dem Februar, bei dem qualitativ eh immer weit vornen Drift Label. Unbedingt das ganze Album holen! Orientiert sich schon an klassischer Minimal Music, wenn auch nicht immer so offensichtlich wie bei dem ausgewählten Stück, bei dem die Steve-Reich-Anleihen deutlich zu hören sind. Stalker darf mich gerne weiter belästigen, hier jetzt schonmal so’n bisschen Beat, noch sehr fluffig und locker geschlagen. jap jap geht da auch gut zu, Downbeatschönheit. Die letzten beiden Titel habe ich übrigens aus dem hervorragenden Netz Klang-Podcast von Tobi Tobsucht vom Rest-Label, der ja schon geraume Zeit bei shouted.fm seine Netaudio-Sendung macht. Kaum hat er sich allerdings entschlossen, daraus auch runterladbare Mp3s zu machen, muss er erstmal wieder pausieren. Soll aber ab April wieder losgehen. Ich werde dann auf jeden Fall nochmal hinweisen. Denn im Gegensatz zu hier gibts dann dort jede Woche (!) zwei Stunden (!!) Netlabelmusikauswahl. Mickey Eats Plastic habe ich von einem Sampler bei Skyapnea, einem Projekt, dass ich noch nicht so ganz begriffen habe. Das Stück ist mal endlich wieder Frickel, der von mir die Auszeichnung „klug“ erhält. Die sympathisch aussehende CobSOn macht nicht nur so schönes Klavierspiel, das ins Rauschige abdreht, sondern eher so Singer-Songwriter mit Elektrozeugs-Musik und ihre EP war bereits im Sommer 2005 bei WM Recordings erschienen ist mir jetzt aber erst durch das nochmalige (warum eigentlich?) Release bei trastienda aufgefallen. [Edit, weil: siehe Kommentare]. Der Track von fidget ist mein Lieblingsstück aus dem Mix. Sternenstaubfangen. Oder so. Zumindest irgendwas kitschiges als Assoziation. Nulleins – täusche ich mich, oder werden die Thinner-Releases wieder besser? Nulleins hat jedenfalls ein schönes, trancig angehauchtes Album da gebracht. Das vorliegende Stück eignet sich jedenfalls gut, aus dem Sphärischen ins Wummerige rüberzuleiten, erst kommen die 303artigen-Arpeggios leise, dann wird daraus ein veritables Tanzstück. Das folgende Musikstück heißt Musikstück und ist von K.Fog, der eine überlebenswichtige Frage stellt, na, ich hoffe, Ihr überstehts. Die beiden nächsten sind äußerst untypisch für die eigentlichen Albenreleases, the millboard message etwa machen eigentlich emocore, und das stück „interlude“ – sagt ja schon der name – eigentlich nur nebenarbeit, die 1:30 passten aber ganz gut dazwischen und mario f. ist eigentlich leicht krachiger deutschdingsrock oderwieauchimmer, hier so eher die Richtung Electroclash (oweh, schon wieder ganz viele Schubladenbegriffe hier in der Beschreibung, aber was will man machen). Zum Schluss noch die beiden Klopper: auf dem Drum’nBass-Label exegene beatokko mit entsprechendem Track und zum Schluss lässt der 303 Addict es – auch wie der Name schon sagt – schön Acidkrachen. Soweit.
Achso, das letzte mal gut gefallen hat mir als Ihr Eure Lieblingsstücke aus der Auswahl nanntet. Könnt Ihr ruhig wieder so machen. Gruß,
Der Januar war ein guter, meiner Meinung nach, weshalb es diesmal eine durchgängig hohe Qualität der Stücke gibt, leichte Übersteuerungen bei der Moderation bitte ich zu entschuldigen, aber ich hab das wirklich nur so runtergeschnuddelt (wenig Zeit halt) – also was gibt es diesmal: Nick-Drake-artiges, stampfende Banjos, Geister-Dubdub-Gesang, russischen Fastschlager in Breaklastigem; eindeutiger Schwerpunkt aber: Wipphousiges.
Playlist mit den Links zu den einzelnen Stücken und Labelseiten:
Wie Ihr seht, habe ich den Namen bisschen abgeändert, aber inhaltlich ändert sich nix: Ich stelle die meiner bescheidenen Meinung nach besten Netlabel-Veröffentlichungen aus dem vorherigen Monat vor, diesmal also Dezember 2005. Zwei ältere Tracks sind auch mit dabei (Nr. 2 und 11).
Tatsächlich kann man sich das Ding wohl wirklich zumindest jetzt vom Sound her anhören, da ich mir ein brauchbares Mikrofon ausleihen konnte. Diesmal Postrockiges, Hinschmelzmelodien, irgendwas zwischen schräger Filmmusik und Jazz, Tanztaugliches und das übliche minimalistische Schöngeruppe dabei.
Candy, digitales Design Magazine aus Dublin, kostet gerade mal nichts und trotzdem kommt Macher Richard Seabrooke mit Vol. IV (»The Shopping Issue«) auf beachtliche 212 Seiten, die sich neben Fotografie, Illustration, Mode, Street Art, Kunst und Produktdesign auch an Themen wie Musik und Club Culture abarbeiten. PDF macht’s möglich. Die Vorteile liegen auf der Hand: niedrige Produktionskosten bei erstklassigen Vertriebsstrukturen. Ein Klick nur, und ihr seid drin in Seabrookes Style-Community, die zu einem nicht unwesentlichen Teil aus irischen Gestaltern und Grafikern besteht, seinen Homies eben. Stets aber mit Blick auf die Großen der Zunft, die den anderen Teil des Magazins ausmachen. Seabrooke veröffentlicht, was gefällt. Bekanntes und Unbekanntes. In the Mix. Und ja: Bunte Bildchen und Illustrationen machen sich einfach gut auf Bildschirmen. Hauptsache, es poppt.
Vieles von dem, was hier in den letzten Wochen und Monaten besprochen und verhandelt wurde, wird in Harald Stauns Artikel zum Paket, gebündelt und in Scheiben geschnitten: »Musik im Netz – die Zukunft kostet nichts« (FAZ-Artikel vom 8. Januar 2006)