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Abrissparty

Der hässlichste Fleck Deutschlands, die zweite Ebene des Offenbacher Marktplatzes, wird in der Nacht von Samstag (30.10.) auf Sonntag (31.10.) abgerissen.

Das Rotari ruft auf: »Unsere Bitte: kommt alle mit all euren Kameras und Foto-Apparaten.« Bedauern soll auch schon geäußert worden sein.

Drum Buddy

Verblasste Mythen – ich hab’s eigentlich schon vergessen, jetzt hat mich ein Freund daran erinnert, dass ich schon mal auf einem Konzert von Quintron and Miss Pussycat war. Also gehe ich auf ihre Homepage und mich danach zu fragen, wie ich ihre Musik, ihre Show, ihr Puppentheater, wie ich all das überhaupt vergessen konnte? Im Mittelpunkt des Spektakels steht Quintrons Drum Buddy, ein eigenartiges Gerät, das der Meister persönlich in fünf sinnreichen Jahren entwickelt und betreut hat. Fünf mit Licht betriebene Oszillatoren fügen sich mit ein wenig Beiwerk zu einem eleganten Trommelsynthesizer, der sehr schnurrige Sounds auf den Tasten sitzen hat. Tasten sind’s dann aber nicht wirklich, die Quintron zu bedienen hat. Sein Drum Buddy mag Spins und Scratches, jedenfalls erinnern seine Fingerübungen auf der Bühne ein wenig an Turntablism.

An seiner Seite findet sich Miss Pussycat, Begleitmusikerin an den Maracas. In den Spielpausen unterhält sie uns mit ihrer ausgefallenen »Technicolor Puppet Show«. In den Hauptrollen: Der fernsehabhängige Dusty und der Fashionist Treasure, zwei abenteuerlustige Biberratten, die eine lange und beschwerliche Reise zu bewältigen haben. Eingebettet in irrsinnige Landschaften, torkeln die zwei Puppchen von einer Geschichte in die nächste. Auch als Video zu haben. Ihre Hauptzeit verbringen Quintron und Miss Pussycat in New Orleans, selten, dass sie mal das Land verlassen. Mit dem Import ihrer Platten haut’s natürlich auch nicht so richtig hin, daher bleibt der dürftige Verweis auf zwei MP3s, die hier zu hören sind. Wer damals danach die Bühne betrat, ist mir bis jetzt nicht wieder eingefallen. Sei’s drum.

Quintron in Pose
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Und ja nicht kirre machen lassen von ihrer Homepage. Es gibt drei Rubriken: Press, Tourdates und Images. Dort bitte aufhalten!

Puck in Silber

Die HipHop-Fraktion wird an der Mineralart scheitern, für alle anderen, ich denke da vor allem an die DeeJays, ist der Pucks Adapter jedoch unentbehrliches Accessoire auf ihrem emsigen Arbeitsgerät. Die 7« hat zwar ihre glorreichsten Einsätze bereits hinter sich, der Unermüdlichkeit vieler Labelbetreiber sei Dank ist sie aber noch lange nicht tot. Die Fakten: Während der Durchmesser der Single auf 7″ genormt ist, entschied sich die Industrie, deren zentrales Mittelloch in zwei unterschiedlichen Größen auszustanzen. Das kleine Loch ermöglicht das schnelle, passgenaue Auflegen der Platte auf den Stift des Plattentellers (siehe 12« oder 10«), während das größere Loch mit 1,5″ Durchmesser keinen mir bekannten Sinn verfolgt, außer vielleicht den, Produkte zu schaffen, die entbehrlich sind. Wäre es nicht herrlich einfach gewesen, es bei dem kleinen Loch zu belassen? Nun ist es halt da, das übergroße Loch, und mit ihm der Kult. Um die unsinnige Durchlochung nun wieder zu flicken, benötigt man entweder einen Puck, der jedem guten Plattenspieler beigelegt ist, oder man benützt eben den flachen, sternförmigen, silbernen Singlepuck aus der youth&wisdom-Reihe (38mm à¸, 14g). Sieht schick aus. Auch am Hals!

Plattenoktober

1997 setzte Etienne de Crecy mit „Superdiscount“ eine Marke in Sachen Gestaltung und House. Die Cover vierer Vinylsingles fügten sich in einer Reihe zum schaurigschrillsten Billiganbieterlook. Billig aber war die Musik nicht, sondern es gab standardsetzende Clubklassiker (die u. a. „French House“ zur endgültigen Popularität verhalfen). Das Sequel „Superdiscount 2“ ([PIAS]) kalkuliert sein Klassikersein gleich ein und reicht mehrere Tanzepochen zurück: Aciiiid! Striktens durchlaufende Arpeggios, die 303 sprotzelt munter. Sounds, von denen man gar nicht wusste, das man sie vermisst. Funktioniert tadellos. Zum Konzept passt, dass die Stücke den Total-Räumungsverkauf der Musikindustrie im Namen tragen, d. h. nach den gängigsten Datentauschbörsen benannt sind. Während die wohl noch geraume Zeit darbt oder stirbt, feiern sie nicht nur auf Ibiza schon wieder, sondern unabhängig davon blühen die schönsten Labelrosen. Eine besonders prächtige ist Gomma, deren Macher als Munk gerade ihr Debutalbum „Aperitivo“ geben. Think global, act local auch die Musik, weltläufig und eigenständig. Da ist ungefähr alles drin, was grad als zeitgemäß durchgehen darf. Und nie fehlt Ironie, wie etwa beim Stück „Portofino“, das im besten Italozeichentrick loshupft. Eine ordentliche Rappelkiste hat auch Diplo mit „Florida“ (Big Dada / Ninja Tunes) zurechtgezimmert. Instant-Hiphop, weitestgehend instrumental, auffällig dumpf produziert (reimt sich auf Sumpf und im Pressetext zur Platte steht auch irgendwas mit Everglades, Florida und so), ohne je düster zu wirken, vielmehr scheppert, ruckt und zuckt das sehr harmonisch zusammen. Eine Samplebank außerdem.

Novum Records

Sollte hier gut reinpassen: »Novum Records – von der Kunst, sein eigenes Label zu gründen« (Academic Transfer). Der Titel deutet an, um was es geht. Es geht aber um viel mehr, ja, eigentlich um alles. In diesem 320 Seiten fassenden Nachschlagewerk bekommt man nur beiläufig etwas über die Ideologie der Independent-Labels erzählt. Hier geht’s vor allem um die Umsetzung in die Praxis. Von der Geschäftsgründung bis zu den Vertriebsstrukturen wird so ziemlich alles angerissen, was zum erfolgreichen Betreiben eines unabhängigen Labels dazu gehört.

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Otti in die Tonne

Festtagsstimmung bei der Anti-Hörl-Bewegung! Drei lange Jahre musste Frankfurt die Euro-Skulptur ertragen. Jetzt bildet sich im Frankfurter Römer langsam aber sicher eine Mehrheit, die das Ungetüm entsorgen möchte. Zustimmung findet die Stadtregierung auf breiter Ebene, nur Oberbürgermeisterin Petra Roth mag es, wenn sich einfallslose Wirtschaftsredakteure von ihren Kameraleuten vor dem Ding ablichten lassen. Wenn alles gut läuft, ist noch dieses Jahr Schluss. Die Entsorgungsfrage nimmt derzeit das Ausmaß eines Castor-Transports an. Als Zwischenlager wird die EZB genannt, nur weigert die sich, den Kopf hinzuhalten. Mein Vorschläg wäre, die abstoßende Erscheinung an Ort und Stelle zu zerstören.