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Die besten Alben 2013 – Plätze 10 bis 7

It’s almost the end of 2013, and it’s time to look back at some of the top albums from the past twelve months.

Den Spaß lassen wir uns auch dieses Jahr nicht nehmen, getragen von gegenseitiger Inspiration, hohen Erwartungen und der Gewissheit, nicht genug davon zu bekommen. (ein bisschen wie Weihnachten). Ein letzter Blick also auf die denkwürdigsten Alben des Jahres 2013, übrigens der 10. seiner Art (wir haben klein angefangen). Merry Listmas!


Suns of Satan - Sidespring

Rolands No. 10:

Suns of Satan – Sidespring
(Father Figure Records)

Suns of Satan aus Dänemark singen auf dänisch, der schönsten Sprache der Welt. Abgesehen davon weiß diese Band und dieses Album zu betören: kommt zwar in dunkler Schleppe, trägt aber auch allerlei zierendes Klingklangwerk. Insgesamt schön ausgewogen & abwechslungsreich. (Das einzige Album im Jahresrückblick, das ich durchs Für-den-Podcastsuchen fand, bisschen schräg eigentlich, denn Für-den-Podcastsuchen nimmt mittlerweile den größten Teil meines Nochhörens ein)


Sebastians No. 10:

Kakkmaddafakka – Six Months Is a Long Time
(Vertigo / Universal)

Bei Kakkmaddafakka handelt es um extrovertierte Norweger, die mit „Six months is a long time“ das geschmackvollste Cover und meine Sommer-Platte des Jahres abgeliefert haben. Sie klingt nach College Boys, die gerade von zuhause ausgezogen sind und deswegen eine Dauerparty veranstalten können.


Gregors No.10:

Pantha Du Prince & The Bell Laboratory –
Elements of Light
(Rough Trade / Beggars Group / Indigo)

Elements of Light ist nur mit einem Notstopp des Fahrstuhls erreichbar, hoch oben im Dachstuhl, wo der Geist sein geheimes Glockenspiel über das Leben wirft. Ein Wow in Rhythmik und Klang. In »The Bell Laboratory« erforscht der Traum- und Technoproduzent Pantha du Prince zusammen mit dem norwegischen Komponisten Lars Petter Hagen Glocken und Geläut im Quadrat: ein 64 Glocken großes Carillon – ein Turmglockenspiel – Röhrenglocken, eine Marimba, ein Xylophon und verschiedene Becken und Klangvasen. »Meine Faszination für die Glocke steckt nicht im Sakralen, sondern in der Physikalität ihres Klangs. Sie bringt die Luft zum Schwingen. Dieser direkte Impuls macht Zeit akustisch und körperlich erfahrbar.«


Rolands No. 9:

The House in the Woods -Bucolica
(Exotic Pylon / Cargo)

Ganz frisch entdeckt und gleich in die Bestenliste. (Das gibt es ja, hörst was & weißt gleich: das wird was mit uns beiden.) Leicht kaputte, eiernde Elektronik, in Schlieren und Schleifen, irrlichtender Ambientspuk sozusagen, der dich immer weiter in den Nebel mit Trauerweidensilhouetten und vorbeihuschenden Geistermädchen lockt. Wird mich noch eine zeitlang verfolgen.


Sebastians No. 9:

Pantha Du Prince & The Bell Laboratory –
Elements of light
(Rough Trade / Beggars / Indigo)

„Black Noise“, Rolands Nummer 1 aus dem Jahre 2010, lernte ich erst mit dem Jahrespoll kennen und schätzen. Danach habe ich sie unzählige Male gehört, oft auf Dauerschleife. „Elements of lights“ ist nun die konsequente Fortführung: Noch mehr (akustische) Glocken, noch mehr Ambient! Der Gegensatz von Waldorflehrer und digitalem Bohemien ist jetzt endgültig aufgelöst. Nichts erweist sich so metaphysisch wie Glocken! Im Übrigen stellte Pantha Du Prince & The Bell Laboratory für mich auch den tränenerzeugenden Live-Act des Jahres dar.


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Gregors No. 9:

Brandt Brauer Frick – Miami
(!K7 Records / Alive)

Musik wie eine Verfolgungsjagd: Leinenanzug, Schnellboot und Flamingos. Oder: Galeere, im Takt der Trommel auf den Schaumkronen der Wellenberge. Nicht zwangsläufig auf dem Wasser, hier macht die Drehzahl die Musik. Die Klangwelten von Brandt Brauer Frick bedienen sich eines klassischen Instrumentariums. Der Einsatz von Streichern, Pianoläufe, Harfenklang, Tuba, Violine usw. – all das zielt auf eine Simulation von Techno. Gewiss war es anfangs sehr schwer, die Unruhe, die Nervosität, die vielen Ideen. Am Ende dann aber: a bout de souffle – völlig außer Atem.


Rolands No. 8:

My Bloody Valentine – m b v
(Mbv Records / H’art)

Die Könige des Eierns. Schon immer, jetzt wieder. Mir fällt jetzt spontan keine Band ein, auf die sich so eindeutig ein Genreursprung reduzieren ließe. Wir alle haben diverse Shoegaze-Bands gehört und es waren zweifellos auch einige gute dabei. Dann hörst du die ersten beiden Stücke dieser Platte, die gefühlt achtundneunzigtrillionen Mal angekündigt war und geschätzt 112 Jahre nach „Loveless“ nun endlich erscheint und es zeigt sich: niemand eiert so schön wie My Bloody Valentine und du fragst dich, wie kriegen die das nur hin und wirst zurückgeflasht in unsere Zivildienstwohnung (mit Gregor, Sebbl, mir, anderen) wo im nursery room der Gitarrenaltar hing und wie da nahezu andauernd diese Gitarrenpassion auch lief. Die restliche Platte bietet auch noch viel schönes, aber der Auftakt…


Sebastians No. 8:

Mount Kimbie – Cold spring fault less youth
(Warp / Rough Trade)

Das überraschendeste Album in diesem Jahr, betrachtet man den Wandel zum Vorgängeralbum, stellt für mich „Cold spring fault less youth“ dar. Statt synkopierter Stimmsamples hört man nun auch echte Instrumente und Gesang und folglich auch songähnliches! Die Mischung erscheint so warm und cool zugleich, dass man diese Platte zu jeder Jahres- und Tageszeit hören kann!


Gregors No. 8:

Arcade Fire – Reflektor
(Sonovox / Vertigo / Universal)

Der Glaube an Arcade Fire ist das Ergebnis einer jahrelangen Kettenreaktion von Energie. Jedes ihrer Alben erzeugte bisher ein helles Nachglühen, das einen noch größeren Knall auslöste. Auf ihrer nunmehr vierten Platte schwingt die Band um Win Butler mehr Hüfte denn je. Arcade Fire mussten sich verändern, das war lange klar, alleine Disco ahnte keiner. Stilprägend erweist sich vor allem die Mitarbeit von James Murphy, dem Schöpfer von Arcade Fires Lieblingsband LCD Soundsystem. Irgendwo zwischen Euphorie und einem klaren High, Murphy-Patterns und neonfarbener Bibeltreue, deutet Reflektor vor allem auf eins: Hier klingt die wichtigste Band einer ganzen Dekade.


Rolands No. 7:

The Polyphonic Spree – Yes, It’s True
(Cherry Red / Rough Trade)

Hier weiß ich selbst nicht, wie ich das alles jetzt finden soll. The Polyphonic Spree gibts ja schon eine Weile und immer kamen die mir mit ihrem bescheuertem Lebensbejaher- und Hippietum – eventuelle Ironie hin oder her – nunja: bescheuert vor. Aber irgendwie: ich konnte mich diesmal nicht entziehen. So Gardinen überziehen und dann gemeinsam beseelt von „Du bist einzigartig“ / „Recke deine Hände zur Sonne“ glückssingen hat doch auch was. Jedenfalls: zwar ist dies verdächtig gute Laune Musik, aber was ist heutzutage schon unverdächtig, oder?


Sebastians No. 7:

These New Puritans – Field of reeds
(Infectious / PIAS / Rough Trade)

Das schönste Album in diesem Jahr stammt für mich von These new Puritans. Was man hier hört, klingt nach Kammerorchester, Jazz, Peter und der Wolf, Minimal, Elektro, Ambient, Post-Rock, Pop usw. Die Lieder erstrecken sich bisweilen lang über unterschiedliche Stimmungsnuancen durch manträhnlichen Gesang unterstützt; dunkle Wolken ziehen vorüber, Nebel entsteht, ein Augenblick Sonne, dann ein Regenbogen…


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Gregors No. 7:

Thee Oh Sees – Floating Coffin
(Castle Face)

Stampf und Brei, was da Thee Oh Sees mit feinstem Lärm ersinnen. Nie unbehaglich und nie unüberlegt. Since 1997. John Dwyer als Soloprojekt, mit den Jahren dann plus Mitstreiter, die ja auch von etwas leben müssen. Und was, wenn nicht gut geprügelter Rock’n’Roll, eignet sich besser als Broterwerb? Übrigens seit Jahren auf gleichbleibend hohem Niveau.

Die besten Alben 2012 – Plätze 1 / beste Tracks / beste Konzerte


Rolands No. 1:

Beach House – Bloom
(Cooperative / Universal, VÖ: 11.05.2012)

Das kann nun wirklich nicht überraschen, nach den vorigen Hinweisen auf Genres etc., oder? Ich habe auch erwartet, dass dies hier die Platte ist, die bei uns allen dreien in die Albumtops kommen wird – und so ist es ja nun auch – wenn ich dann aber der einzige bin, der über genügend Geschmack, Auskenne und Einordnungsvermögen verfügt, um ihr den einzig gebührlichen Spitzenplatz zuzuweisen – dann sei es.

Lustig auch, wie Sebastian hier gleich vier unzweifelhafte Übertracks identifiziert, zwei davon auf seine Trackliste ganz nach vorne packt – und mein Track des Jahres (siehe alles weiter unten) dann aber wieder ein ganz anderer vom Album ist. Genügend Hinweise also, um zu erkennen: nochmalig deutliche Steigerung zum Vorgänger, der ja auch bei uns weit vorne platzierte. Alles andere außer Traummusik in jederlei Hinsicht kann mans dann auch nicht nennen. Wir schwelgen.

Aber hier ein kurzer Downer: ist ja jetzt auch die dritte Youtube-Einbindung für Beach House im Poll. Und generell gabs nicht so dolle Beach House-Clips aus diesem Jahr, fand ich. Deshalb das offizielle Video zu „Wild“, das ich aber eigentlich eher bescheuert finde (Overacting, Drogenelendschic etc.). Es ist hier also die Musik, die zählt.

http://youtu.be/aRSDzmAy-X8

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Gregors No. 1:

alt-J (∆) – An Awesome Wave
(Pias UK / Infectious / Rough Trade, VÖ: 20.07.2012)

Das griechische Delta-Zeichen, im Bandnamen als Mac-Tastaturkürzel dargestellt, hat ja erstmal mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Letztlich hieß es im »Machtdose Plattenteller« dann aber: »So sexy wie das Macbook-Kürzel und mit Sicherheit irgendwie erdverbunden und oft unglücklich verliebt. Toller Neuling«. Damals wusste ich noch nicht, dass deren Album in meinem Player rotiert. Die vier aus Cambridge rückten mir weiter auf die Pelle, aus ihrer Musik wurden Bilder und aus den Bildern Erinnerung. Wegbegleiter in jeder Hinsicht – hinreißend emotional, abwechslungsreich und zeitlos schön. Die Jury des renommierten Mercury Prize, die sich aus ranghohen Vertretern der britischen Tonträger-Industrie, Musikern und Journalisten zusammensetzt, hat daraus bereits Anfang November das »Album Of The Year« gemacht, nun folgen wir. Die Dankesrede der Band in Ausschnitten: »We might just thank everyone in team Alt-J who has ever made a difference to us. And our parents… thanks for not making us get jobs!« »An Awesome Wave« ist ein Start-Ziel-Sieger. Basta.

Sebastian Tracks 2012

  1. Beach House – Troublemaker
  2. Beach House – Wishes
  3. Man Without Country – Puppets
  4. Of Monsters And Man – Little talks
  5. Die Türen – Dieses Lied
  6. Grizzly Bear – Yet again
  7. iLiKETRAINS – Mnemnosyne
  8. Me and my drummer – Your´re a runner
  9. Dirty Projectors – Gun has no trigger
  10. Sizarr – Cat mountaineer

(Bei Tracks, die nicht auf Spotify zu finden waren, haben wir in obiger Liste auf eine Alternativseite zum Anhören verlinkt).

Rolands Tracks 2012

  1. Beach House – Irene
  2. FLACO – Asthma
  3. Totally Enormous Extinct Dinosaurs – Tapes & Money
  4. Die Antwoord – Fatty Boom Boom
  5. ViLLΛGE – Dive
  6. Andrea – Work The Middle
  7. Tanlines – Green Grass
  8. Alabama Shakes – Hold On
  9. XXyyxx – About You
  10. Polica – Amongster

(Bei Tracks, die nicht auf Spotify zu finden waren, haben wir in obiger Liste auf eine Alternativseite zum Anhören verlinkt).

Gregors Tracks 2012

  1. Deep Time – Clouds
  2. Major Lazer – Get Free (feat. Amber of Dirty Projectors)
  3. Matthew Dear – Earthforms
  4. Purity Ring – Lofticries
  5. The Chap – Curtains
  6. Twin Shadow – Run My Heart
  7. Ariel Pink’s Haunted Graffiti – Only In My Dreams
  8. Goat – Let It Bleed
  9. Haim – Forever
  10. Dirty Projectors – Gun Has No Trigger
  11. The Temper Trap – Trembling Hands
  12. Stabil Elite – Gold
  13. Laurel Halo – Years
  14. OFF! – Wiped Out
  15. The Black Keys – Gold On The Ceiling

Gregor konnte sich mal wieder nicht auf nur 10 Tracks reduzieren, also 15 diesmal…
(Bei Tracks, die nicht auf Spotify zu finden waren, haben wir in obiger Liste auf eine Alternativseite zum Anhören verlinkt).

Sebastians Konzerte 2012

  • Jolly Gods (Ulm, Cat-Café)
  • M 83 (München, Theaterfabrik)
  • The War on drugs (Schorndorf, Manufaktur)
  • Squarepusher (Melt-Festival)
  • Man without Country (Melt-Festival)
  • Emanuel and the fear (Dornstadt, Obstwiesenfestival)
  • Bretón (Dornstadt, Obstwiesenfestival)
  • iLiKETRAINS (München, Kradhalle)

Die besten Alben 2012 – Plätze 2


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Sebastians No. 2:

Man without Country – Foe
(Lost Balloon / Cooperative, VÖ 04.06.2012)

Mit ersten Plätzen tut man sich bisweilen schwer: Wartete Gregor 2008 mit drei dritten, aber keinem zweiten oder ersten auf, revidierte ich meine Sieger 2007 und 2011 in einem anschließenden Kommentar, indem ich an deren Stelle ein erst zum Jahresende intensiv rezipiertes Album platzierte. Dieses Jahr küre nun ich keinen Sieger, da mich keine Veröffentlichung zu einem Album-des-Jahres-Gefühl getrieben hat.

2012 geht für mich als das Jahr des Synthie-Pops in die Annalen ein, zumal ich die letzte M-83-Scheibe erst dieses Jahr zu lieben gelernt habe. Ganz oben steht bei mir diesbezüglich aber Foe des britischen Duos „Man without Country“. In der heißesten Periode des Sommers lief das Album bei mir sogar auf Dauerschleife. Zu hören ist ein 40-minütiger zum Träumen einladender Klangteppich. Mit seinem gläsern-kühlen Sound und dem sehnsüchtigen Gesang fühlt man sich wie auf walisischen Feldern im verregneten Frühsommer! Ein grandioser Live-Act auf dem Melt rundete das Gesamtbild für mich ab! Unbedingt hören: Puppets!


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Sebastians No. 2:

iLiKETRAINS – The shallows
(ILR / Cargo, VÖ: 11.05.2012)

Ich hätte nicht gedacht, dass bei mir noch einmal eine Platte in einem Jahrespoll weit oben steht, die meinen jugendlichen Hörgewohnheiten derartig entspricht und so düster ist. Gefielen mir schon die beiden ersten längeren Veröffentlichungen der Band, so erweist sich The Shallows mit seinen zum den Gitarren hinzukommenden elektronischen Einsprengseln derartig strukturiert-erhaben, dass ein Vergleich mit dem Jahrzehnts-Werk Antics berechtigt ist. Auch der intensive Live-Act bestätigte mir, dass das, was man im weitesten Sinne als Neo-Wave bezeichnen könnte, weiterhin lebt!


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Rolands No. 2:

School of Seven Bells – Ghostory
(Full Time Hobby / Rough Trade, VÖ: 02.03.2012)

Kein Album habe ich dieses Jahr öfters komplett gehört als dieses hier, im Prinzip dauernd. Es hat sich auch wenig verändert beim Hören, kann ich einfach anmachen und laufenlassen und läuft und läuft und läuft. Das ist sicher auch der hohen Homogenität der präsentierten Stücke geschuldet (andere würden sagen: klingt doch alles gleich) und die dockt offensichtlich optimabel auf meine Geschmackssensoren. Letzte Platte, bei der mir das in der extremen Form passierte und die ich verwandschaftlich ganz nahe sehe (obwohl wahrscheinlich Quatsch), also auch so ein Eisenbähnchen, das ich nur auf die Spur zu setzen brauche und los gehts ohne Zwischenhalt, war Au Revoir Simones 2009er „Still Night, Still Light“.

Ja, ich weiß, das ist irgendwie Musik nach einer Masche, aber sie wärmt mich, und sicher für die meisten wenig aufregender, vielleicht zu süßlicher Dreampop (huhu, 2. Fast-Ausschließlich-Genre des Jahres) oder nur aufgewärmte Cocteau Twins oder, oder – aber was soll ich machen?

http://youtu.be/DDQoRrE0zU4

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Gregors No. 2:

Peaking Lights – Lucifer
(Domino Records / Goodtogo, VÖ: 15.06.2012)

Gehen wir’s mal über Stichworte an: Sonne, unscharf, gute Laune und Momente der Leichtigkeit. Das Duo Indra Dunis und Aaron Coyes aus Wisconsin verbindet auch auf seinem zweiten Album alles, was ein Griffbrett erlaubt: Dub, Pop, Psychedelic, Krautrock und den ganzen Rest. Eigentlich ist das aber auch gar nicht so wichtig, weil alles, was aus ihrer Küche kommt, hervorragend schmeckt und einfach noch ein bisschen Platz im Magen braucht. Geschepper, es leiert und eiert, hier eine Feder im Haar, dort ein Stick zwischen den Zähnen, vor dem Camper ein Tiki-Zelt. Musik mit Homerecording-Charme – beide sind auf diesem Gebiet expressive Könner. In Wirklichkeit ist Freiheit genau hier, in diesem Moment.

http://youtu.be/flEveFxbGOg

Die besten Alben 2012 – Plätze 3


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Sebastians No. 3:

Archive – With us until you’re dead
(Dangervisit / Cooperative / Universal, VÖ: 31.08.2012)

Seltsam: Alle Persönlichkeiten aus meiner unmittelbaren Umgebung, die sich für Musik interessieren, schätzen With us until you’re dead, aber die seriöse Musikkritik beachtet das Album nicht. Keine Ahnung, woran das liegt! Abwechslungsreiche mal prog-elektro-popig, mal trip-hopig aufbereitete Songideen haben mich das Album dutzende Male hören lassen. Und das für Archive Erstaunliche: Kein Song bläht sich über Maßen auf, so dass das Album als Ganzes funktioniert und damit auch die Existenz dieses Polls (Albumformat noch zeitgemäß?) als berechtigt erscheinen lässt!


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Rolands No. 3:

Ed Tullett – Never Joy
(Equal Vision Records, VÖ: 04.12.2012)

Sollten Sie unseren Podcast hören, könnten Sie diesen jungen Mann bereits kennen. Im April spielten wir nämlich zwei Stücke seines Albums „Never Joy“, das er 2011 selbst unter CC-Lizenz als Pay-what-you-want herausbrachte. Die wurde jetzt remastert und Anfang diesen Monats neu beim Label Equal Vision rausgebracht. Heißt also: giltet auch für 2012.

Ich absolut lie-hie-be diese Platte (und das Cover! Hätte ich gerne n Poster von), hier sind wir jetzt in der Komfortzone derjenigen Alben, die ich dann dieses Jahr auch tatsächlich in ausgiebiger Form gehört habe. Ed Tullett ist gerade mal 19 Jahre jung; er hat gerade irgendeinen von Bon Iver initiierten Musikwettbewerb gewonnen und das kann nun gar nicht erstaunen, denn der ist schon sein sehr, sehr deutliches Vorbild (just take the Fistelgesang). Das ist gut und schlecht, denn die Songs sind hier noch deutlicher Songs, was ja bei Iver immer mehr sich so in Song- und Soundfragmente auflöst (und Ed hat eine EP rausgebracht, die deutlich in diese Richtung geht, find ich aber schade, denn:) ich mag ja vor allem das erste Iver-Album deshalb, weil da die Tracks noch einigermaßen zusammengehalten sind (bzw. zwei der großartigsten Lieder der letzten 10 Jahre enthalten). So kriegt hier bei Ed im Vergleich noch „klassischeres“ Songwritertum, so mit Banjoklimper und allem, aber ich finde eben auch mit viel, viel musikalischem Talent.

Dass nun im Zuge der obigen Veröffentlichung die CC-lizenzierte auf Bandcamp vom Netz genommen und „einfach“ die Lizenz wieder geändert wurde, mögen wir ihm deshalb auch verzeihen. Leider fehlen aber auf der Neuveröffentlichung die Bonustracks, die ganz besondere Knaller waren. Aber auch so lohnt das Album. Sehr!

http://www.youtube.com/watch?v=63qx0LBlPCs

lr

Gregors No. 3:

Lauer – Philipps
(Running Back / Rough Trade , VÖ: 04.05.2012)

Das erste Mal in einem verlassenen Kino gehört, morgens um fünf und über Boxen, die Breite mal Höhe mal Tiefe Lastergröße hatten. Klang auf jeden Fall sauber und die knapp 700 Besucher, die dort Party, waren bereits Bett (»mit wirkungsvollem Risikomanagement sicher zum Projekterfolg«). Lauer neben mir, der die Tracks bei sich trug und für den Mann am Kehrbesen noch mal in die Anlage schob. Licht war noch aus. Plötzlich begann der Bodenteppich unter meinen Füßen zu schmoren und der Saal brannte vollständig aus. Seitdem die große Album-Konstante, speziell in der Jahresmitte. Wäre das hier die Champions League, Lauer wäre jetzt an Lindstrøm und Prins Thomas vorbeigezogen. Völlig unterschätzt, wenn ihr mich fragt.

Die besten Alben 2012 – Plätze 4


Grzzlbr

Sebastians No. 4:

Grizzly Bear – Shields
(Warp / Rough Trade, VÖ: 14.09.2012)

Auch Grizzly Bear haben sich mit ihrem neuen Album unauslöschlich mit meinem Lebensgefühl in diesem Jahr verwoben, an dessen so genannten Spätsommer ich mich nicht mehr ohne ihre dezent-raffiniert arrangierten, variantenreichen Songs erinnern kann. Keiner schüttelt Kombinationen aus Melancholie und Leichtigkeit so mühelos aus dem Ärmel! Bei akzentuiert eingesetzter Mehrstimmigkeit und viel Akustik-(freilich aber auch E-)Gitarrenklängen schimmern ihre American-Folk-Wurzeln durch und sorgen für eine Art Widererkennungseffekt. Unvergleichlich lässig, wie sie der Seichtigkeit immer wieder durch psychedelische Anwandlungen erfolgreich entflüchten. Was mir bei Veckatimest noch etwas kontingent erschien, ist jetzt einer stillen Größe gewichen!

http://youtu.be/fgohdpgxaXI

phn

Rolands No. 4:

phon.o – Black Boulder
(50 Weapons / Rough Trade, VÖ: 18.05.2012)

Ich glaube, ich schreibe dann auch jedes Jahr zu den Listen: eh nur Momentaufnahmen, wer weiß, was man alles verpasst hat und später noch kommt. Warum hatte ich zB letztes Jahr nicht das großartige „What?“ von Bodi Bill auf dem Schirm und das Jahr davor Mount Kimbies „Crooks & Lovers“ verpasst, beides Platten, die ich seitdem noch und nöcher gehört habe. Beide seien erwähnt, weil sie gut hierher passen, siehe gleich.

Und letztes Jahr: hatte ich nicht erwähnt, dass mich dieses „Post-Dubstep“-Zeug nicht so recht zu packen wusste? Jetzt, da diese Welle offenbar auch schon wieder rum ist, hat sich dessen Einfluss bei mir doch noch reingeschlichen, indirekt durch die Hintertür eines Nebengenres. Denn ich habe, so kann mans auch darstellen, vor allem exzessiv genau 2 Genres gehört (von einem spreche ich jetzt, das andere folgt auf den vorderen Plätzen). Geradezu manisch und exzessiv also alles was ich so in der UK Bass / Future Garage-Ecke finden konnte (und die Ecke könnte man eben auch nennen: Post-Dubstep, aber in echt zum Tanzen) – auch hier übrigens wieder die Radio-Funktion des Streamingdienstes, oder eben schlicht entsprechend spezialisierte Internet-Spartensender. Das konnte ich einfach so laufen lassen und war unterhalten, hab auch einen Mix meiner absoluten Highlights daraus gemacht, der bei mir hoch und runter lief, den ich nem Freund schenkte, der ihn verlor und mich späterhin geradezu anflehte, ihm eine nochmalige Kopie zu schicken, weil er ihn wieder unbedingt brauche usw. – aber ich schweife ab.

Jedenfalls: phon.o’s Album ist durchaus in dieser Ecke zu verorten, man könnte auch sagen: es ist eine einzige Wundertüte dessen, was man da in der Ecke so alles anstellen kann, ist also dann auch wieder das Gegenteil einer reinen Genreplatte. Sie macht einfach Spaß. Ich las bei Rezensionen, die Platte sei nicht ausreichend innovativ. Da sag ich nur: Innovation my ass (und stimmt auch gar nicht, ätschi). Im zweiten Track taucht übrigens auch noch Pantasz von Bodi Bill (siehe oben) als Sänger auf und so wird mein ungelenker Text zwar auch nicht rund, aber egal, hauptsache Ihr kapiert: Kopfnickerdance bis der Nacken schmerzt, ey!


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Gregors No. 4:

Perfume Genius – Put Your Back N 2 It
(Matador / Beggars Group / Indigo , VÖ: 17.02.2012)

Missbrauch, Gewalt, Alkohol- und Drogenprobleme und homophobe Anmache – die selbsttherapeutische Wirkung von Musik spürt man auch auf »Put Your Back N 2 It«, dem zweiten Longplayer von Mike Hadreas alias Perfume Genius. Das sagt natürlich einiges über die Grundstimmung aus. Traurig-schöne Balladen, die nicht immer auf Anhieb gefallen (sechs, sieben Mal muss man das Album schon hören), deren hohe Intimität und Intensität aber gerade deshalb beeindruckt. Klavier, Gitarre, Drumcomputer und ein bisschen Elektronik. By the way: Den von YouTube als familienfeindlich (»not family safe«) eingestuften Clip zu »Hood« mit Porno-Darsteller Arpad Miklos in der Hauptrolle bitte jetzt anschauen!

Die besten Alben 2012 – Plätze 7 bis 5


Sebastians No. 7:

Die Türen – Abcdefghijklmnopqrstuvwxyz
(Staatsakt / Rough Trade, VÖ: 10.02.2012)

Nach dem grandiosen Vorgänger konnte ich mir kaum vorstellen, dass „Die Türen“ noch einmal etwas veröffentlichen, was mich eine dreiviertel Stunde dauerschmunzeln lässt! Aber weit gefehlt, mein Nerv wird erneut genau getroffen! Textlich scheint weiter alles auf der Höhe zu sein, was kombiniert mit der musikalischen Mischung aus Funk, Disco-Beats, Soul-Gitarren und 08/15-Melodien erneut sehr geistreich erscheint! „Kaffeekränzchen mit Drogen als ultimativer Soundtrack zum Ende der Schwarz/Gelb-Ära“ (oder so ähnlich) habe ich einmal in einer Rezension zu „Abc […]“ als Überschrift gelesen. Das erscheint mir zu treffend, um es hier nicht zu zitieren!

http://youtu.be/YHRD8ZRTmtA

Rolands No. 7:

Bat for Lashes – The Haunted Man
(Parlophone / EMI , VÖ: 12.10.2012)

Natasha Khan macht ihr Bat for Lashes Ding und ich mache darauf meins: ihr Album in die Jahres-Top 10 wählen – so wie bei den beiden ersten, 2007 und 2009 (2009 hatten wir zwar keine offizielle Jahresbilanz, trotzdem). Das ist in meiner Geschmacksgeschichte schon eine außergewöhnliche Konstanz, tatsächlich fällt mir grad niemand ein, der diese Trefferquote erzielte. Fast wäre sie aber mit The Haunted Man nicht reingekommen. Denn beim ersten Hören dachte ich noch: naja, macht sie halt ihr Bat for Lashes Ding. Doch beim weiteren Hören schlichs sichs wieder ein. Verdammt, das Ding ist halt das Ding!


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Gregors No. 7:

Goat – World Music
(Stranded Rekords/Rocket Recordings, VÖ: 24.08.2012)

Manchmal muss man einfach nur zur richtigen Zeit aufs richtige Pedal treten. Goat aus Korpilombolo im tiefsten Nordosten Schwedens haben das gemacht, und schwupps: Wah-Wah is back, Schweineorgel, das ganze Rezept eben. Sie tragen Masken, treten vermummt auf und werden von einer mysteriösen Voodoo-Priesterin angeführt. Dass man damit immer noch oder gerade wieder lecker Kuchen backen kann, zeigt dieses phänomenale Debütalbum. Der Sirenengesang ist Magie: singkreischen, hier und da »na, na, naaa’s« und »oooooooohhhhs«, vom Turm herab brüllen – all das beherrscht sie aus dem Effeff. Erhabenheit steckt da drin und das Selbstbewusstsein eines ungelutschten Lollipops. Schmeißt mit Dreck, Leute, das hier ist die Geschichte der Stunde!


Sebastian No. 6:

Beach House – Bloom
(Cooperative / Universal, VÖ: 11.05.2012)

Wir erinnern uns: 2010 hat uns Beach House das Album beschert, was jedem, der seinen Pony lieber vor den Augen als abgeschnitten trägt, die Platte des Jahres bedeuten musste. Auffällig war dabei, dass kaum ein einzelner Track in der Polllandschaft auftauchte, was schlichtweg darauf zurückzuführen war, dass man sich aus zehn ähnlich grandiosen Songs für keinen einzelnen entscheiden konnte. Wofür also ein neues Album? Die Vorstellung, dass sich der Beach-house-Sound ändert, ist nämlich so absurd, wie wenn man dies von einer Reggae-Band fordern würde. Erstaunlicherweise wurde dann ein Album erstellt, das drei große Hits (Myth, Troublemaker, Wishes) aufweist, und zwar so große, dass ich mich am Jahresende kaum noch an die anderen Lieder erinnern kann. Soundmäßig erscheint wiederum das, was bei „Teen Dream“ noch lo-fiig klang, bisweilen etwas dick aufgetragen. Mich juckt´s aber nicht … Ach ja, was das Cover angeht, steht Bloom bei mir ganz vorne.


Rolands No. 6:

Dntel – Aimlessness
(Pampa Records / Rough Trade, VÖ: 05.06.2012)

2001 kam Dntels „Life of Possibilites“ heraus – was auch schon wieder unglaubliche 11 Jahre her ist. Damals ein ziemlich unterschätztes Album, auch von mir selbst. Es dürfte jedenfalls seitdem – rein was die Häufigkeit des Anhörens betrifft – einen einstelligen Popularitätsplatz in meiner Hörhistorie einnehmen (nur nebenbei: hat eines der besten Alben-Opener, die ich überhaupt kenne – und eins der schönsten Plattencover). Jetzt also mit Jahrzehntlücke wieder ein Album, dass daran anzuschließen weiß. Beim Anhören von diesem stellt sich bei mir eine seltsame synästhetische Erfahrung ein, die für mich mittlerweile als Dntel-typisch gilt: die Musik kommt mir „flach“ vor, was natürlich nicht abwertend gemeint ist, sondern soz. als geometrische Anmutung: so wie z. B. Stimmschlaufen und Restmusik ineinanderpassen / sich verweben, da wandelt man wie auf einem Prachtteppich aus Traumresten.


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Gregors No. 6:

Dan Deacon – America (Domino)
(Domino Records / Goodtogo VÖ: 24.08.2012)

Es gibt Bands, die Momente erschaffen, an die man Hängematten befestigen könnte – mit der Chemie der Euphorie. Arcade Fire können das, The Go! Team können das und Dan Deacon kann das. »America« ist das, was man gemeinhin als originell bezeichnen würde. Tausend Klangbausteine, die alles sein können: eine elektrische Fliegenklatsche, Rudertrommeln, eine Fahrradklingel, Sci-Fi Sounds aus dem 60ern usw. Mitunter mischt sich auch mal ein eigenartig geschlechtsloser Comic-Gesang unter die Sounds, alles geradeso abgemischt, dass sich hier niemand benachteiligt fühlt. Dan Deacon schichtet brillant, nicht vom Anfang bis zum Ende, aber egal.


Sebastians No. 5:

Bear in Heaven – I love you, it’s cool
(Dead Oceans / Cargo, VÖ: 30.03.2012)

Und noch so ein 2010-Nachleger, bei dem es sich aber genau umgekehrt zu Beach House verhält. Legten Bear in Heaven damals den passenden Soundtrack für süße Träume in Rauchschwaden hin, der von zwei großen Songs geprägt wurde, erweist sich I love you, it’s cool, dessen Größe sich mir erst nach vielen Durchgängen erschloss, weniger spektakulär und ohne hervorstechenden Hit. Stattdessen bietet I love you, it’s cool 80er-geprägten Elektropop in Moll, der gerade dadurch überzeugt, dass er nicht mehr sein möchte, sondern bloß Tanzmusik für die, die nicht tanzen möchten!

http://youtu.be/MbSovsg6O54

Rolands No. 5:

Lost in the Trees – A Church That Fits Our Needs
(Anti / Indigo, VÖ: 16.03.2012)

Es darf wahrscheinlich einfach nicht unerwähnt bleiben, dass das an Botticelli erinnernde Cover ein Jugendfoto der Mutter des Sängers zeigt, die sich 2009 umbrachte. Dieses tragische Ereignis wie Leben ist es, um das es in diesem Album geht, als unmittelbare Auseinandersetzung und Verarbeitung. Und auch wenn man diese sehr persönlichen Einflüsse in der Berichterstattung wohl nicht ausblenden kann, und vielleicht über die gegenseitige Wirkung von Schmerz und Schönheit spekulieren mag, so soll es für jetzt egal sein: das ist einfach schöne Musik und fertig.


Wldnthng

Gregors No. 5:

Wild Nothing – Nocturne
(Cooperative Music / Universal, VÖ: 24.08.2012)

Der 21jährige Songwriter Jack Tatum veröffentlichte im Sommer 2010 während seines Abschlussjahres am Blacksburg College im Bundesstaat Virginia mit »Gemini« eine der schönsten Pop-Platten des Jahres, die es so auch in den 80ern hätte geben können. Smiths, The Jazz Butcher, Felt, The Chills – da kommt ein ganzer Zirkus zusammen. Damals hätte man auch schon Dreampop dazu sagen können. Hat man aber nicht. Tatum, inzwischen fertig mit seinem Studium, ist von Blacksburg nach New York gezogen und hat mit »Nocturne« nachgelegt, und auch auf seinem zweiten Album bleibt er seinem Sound treu. Und viel wichtiger: Er hat erneut den richtigen Ton getroffen. My Melody!

Die besten Alben 2012 – Plätze 10 bis 8

Und hier wieder unsere Version des allseitigen Best-Of-Spiels zum Ende des Jahres, letzter Anker für Auflage und Aufmerksamkeit von Musikzeitschriften und -blogs. Um zu wissen, was wir gehört haben und was die anderen gehört haben, warum wir dasselbe hörten und warum wir nicht dasselbe hörten und so weiter und fort.


Sebastians No. 10:

Santigold – Master of my make-believe
(Warner, VÖ: 11.05.2012)

Nachdem mich die letzte Yeah-Yeah-Yeahs-Platte – von einem Hit abgesehen – nicht mehr so interessiert hat, stellt Master of my make-believe für mich sozusagen die zeitgemäße Transformation deren Sounds dar. (Tatsächlich singt Karen O. auf dem Opener ja auch mit.) Mal extrem hitig, mal erträglich nervig zwischen diversen Spielarten maximalpigmentierter und elektronischer Musik switchend, hat Santigold für mich das abwechslungsreichste und zugleich zugänglichste Disco-Album des Jahres erstellt!


Rolands No. 10:

The Aaron Boudreaux Special – Summer Between Somewheres
(Self Release, VÖ: 5.04.2012)

Als Gregor nach der diesjährigen Albenliste fragte, antwortete ich, dass ich dazu nicht in der Lage sei, weil ich schlicht keine 10 Alben ausführlich genug gehört habe. Ich bot halb im Scherz an, stattdessen „Wie Spotify meine Hörgewohnheiten zerstörte“ oder ähnlich zu schreiben (das kommt nun nicht, aber etwas ausführlicher als bei den beiden anderen wirds deshalb trotzdem). Das allmähliche Dahinsiechen des Albums, den Sinn und Zweck von so Zuchtpferdprämierungen haben wir die letzten Jahre jedes Mal kurz problematisiert und angesprochen, machen es aber trotzdem immer mit und weiter, denn andererseits: auch absurder werdende Regeln können Spaß machen.

Tatsache in meinem Fall aber (vereinfachend): ich höre keine Alben mehr, ich höre Streams (Internetradio, Genre-Channels, Dienste à la Spotify). Selbst meine Recherche für den Machtdose-Podcast, die Dreiviertel meines bewussten Musikhörens ausmacht, weil einfach sehr zeitintensiv, gehört dazu (RSS-Feeds-Abgrasen). Und das ganze Podcastdings war ja auch mal so eine bewusste Zuwendung zum Flüssigeren im Sinne von: drücke „Play“ und es ist allein die Musik die spielt und zählt. Dass in meinen Jahresendlisten bisher keine Releases auftauchten, die ich im Podcast hatte, war schon vorher etwas künstlich und wahrscheinlich dann doch irgendwelchen Relevanzkriterien geschuldet, die fürs eigene Hören eigentlich schon gar nicht mehr galten.

Musikjournalismus und Referenzseiten mit Punktirgendwas-Halbsternchen-Bewertungen jedenfalls verlieren so bei mir deutlich ihren Orientierungsnutzen. Im Versuch, meine Top10-Liste pseudomäßig mit Muss-man-gehört-haben-Wissen aufzufüllen, wurde jedenfalls deren genausoige Beliebig- und Gemachtheit nur nochmal allzu bewusst.

Nummer 10 dieses Jahr bei mir deshalb ein Fund, wie er mir irgendwie in die Kopfhörer kam, auch ein bisschen stellvertretend für all die wunderbaren Dinge, die überall rumliegen und angehört werden wollen. Irgendson Typ zieht in irgendsone Stadt und schreibt ein paar Musikstücke drüber, nimmt das mit ein paar Freunden auf, Booklet mit erklärenden Texten dazu, hochgeladen und fertig. Könnt Ihr Euch alle jetzt mal brav anhören, ist nämlich grad mal ne halbe Stunde lang, ganz für umsonst zu haben und für die Musik- und sonstige Welt vielleicht irrelevant wie nur was, aber dafür ganz wunderbar effektiv instrumentierte und impressionistisch arrangierte Musik, wie man sie sich hingetupfter kaum wünschen kann.


Gregors No.10:

Beach House – Bloom
(Cooperative Music / Universal, VÖ: 11.05.2012)

Das Weinerliche von Beach House hat auch 2012 dicke Tränensäcke unter die Augen gelegt, unlängst an einem vereisten Morgen, kurz nach sechs. Da hat’s dann gefunzt und »Bloom« ist auf die 10 gehüpft, gerade so. Für Experten und Übermorgenforscher ist der Beach-House-Sound durch, im Indiezirkus dagegen wird die Band aus Baltimore weiter ihre Kreise ziehen. Man darf trotzdem vorsichtig fragen: Wann wird’s endlich wieder hart?


Sebastian No. 9:

Hans Unstern – The great Hans Unstern swindle
(Staatsakt / Rough Trade, VÖ: 26.10.2012)

Hans Unstern untermalt ein weiteres Mal unerhört perspektivenreiche, mal ironisch-exhibitionistische, mal eher dadaistische Texte voll interessanter (absoluter) Metaphern mit insgesamt leicht kakophonisch Klingendem. Das Ganze präsentiert sich teils wie von einem kleinen Kammerorchester, teils singer-songwriter-, ja folkmäßig. Dazu singt eine extrem nerdige Stimme. Dass bei alldem dennoch ständig musikalisch auch wirklich schöne Momente aufblitzen, versüßte mir sonnenlose Novembertage!


Rolands No. 9:

Au – Both Lights
(Leaf / Indigo, VÖ: 04.05.2012)

Ich befinde mich immer noch im Dilemma: wie bekomme ich denn nur 10 Alben voll, nachdem ich mich durch zig Angesagt-Alben hindurchhörte und nix zündete so wirklich? Dies hier fand sich wie folgt: packe deine bisherige Lieblingsmusik des Jahres beim Streamingdienst deiner Wahl in einen Ordner und drücke die Radiofunktion – und dann kam das und gefiel mir tatsächlich, sogar sehr.

Hat sich nicht letztens Johnny Häusler lustig gemacht über die Schwachheit solcher Algorithmen? Nun, die mögen noch immer nicht so funktionieren, mit wachsender Userbasis und weiterem Austarieren durch Programmierung steht aber zu erwarten, dass sie sich weiter verbessern. Sie gehen jedenfalls z. B. auch schon da recht gut, wo man sich verstärkt Genres u. ä. zuwendet – was durch das Streamhören sowieso schon gefördert wird, meine ich – und man sich noch in die letzten Verzweigungen von Ähnlichkeitsgebieten über so Funktionen hineinbohren kann. Natürlich wird dabei die Auswahl durch undurchsichtige Kriterien vorgegeben, aber wo wäre das jetzt großartig bei anderen, „menschlich“ erzeugten Filtern (also nochmal: Presse-/Bloglandschaften)

Was haben wir also hier? Ein Duo aus Portland, das mir zuvor gar nichts sagte, aber ist jetzt deren drittes Album. Folkstuff irgendwie, aber teilweise mit recht reichem Instrumentenpark, marschiert dann zwar in Minimalschritten, aber stellenweise durchaus im Bombast. Geht doch alles ordentlich abwechslungsreich vonstatten und ich nenne jetzt als Könnte-dir-gefallen-wenn-Referenz, auch, weil mir grad nicht mehr einfällt, einfach Mal Cloud Cult oder Manitoba, als der noch so hieß.


Gregors No. 9:

Jon Talabot – ƒIN
(Permanent Vacation / Groove Attack, VÖ: 27.01.2012)

Ich kann es mir nicht verkneifen und trotzdem muss ich fragen: Spanier? Das Land ist ja nicht gerade das Zentrum des Turnschuhs. Trotzdem: von Handclap bis Hoppelhops alles dabei, was ich an einem guten Album mag, nur nichts Spanisches. Der englische Plattenhändler Rough Trade umschreibt es unterhaltsam nichtssagend: »ƒIN« ist eine Mischung aus Balearic Boogie, French Funk, britischem Bass After-Dark, frühem deutschen Deep House und einer symphonischen Soundtrack-Klanglandschaft italienischer Prägung. In der Summe ist das dann wohl Multi-Euro Dance?


Sebastians No. 8:

Frank Ocean – Channel Orange
(Def Jam / Universal, VÖ: 20.07.2012)

Normaler- respektive kontingenterweise stehe ich nicht so auf R&B. Musste mich aber wegen des Hypes überzeugen und in dieses Album einarbeiten. Was ich entdeckt habe, ist ein faszinierender musikalischer Kosmos, der von elektronischem Gefrickel bis zum traditionellen so genannten Song reicht und dabei ganz große Gefühle offenbart! Ein Glück, dass es diesen Poll gibt, sonst hätte ich mir diese Platte nicht so viel weitere Male zu Gemüte geführt!


Rolands No. 8:

Christian Löffler – A Forest
(Ki Records / Rough Trade, VÖ: 15.06.2012)

Vor zwei Jahren schrieb ich über mein damaliges Nummer 1-Album: „Das einzige, was mich wundert ist, warum es nicht mehr solcher Alben gibt…“ Und jetzt haben wir ihn also, den Nachfolger von Pantha-Du-Princens „Black Noise“. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass nur irgendeiner auseinanderhalten könnte, welcher Track zu welcher Platte gehört, wenn er sie nicht vorher kannte, so kongruent ist das miteinander. Was ganz wunderbar ist, weil so Klingklang-Techno im Glitzer-Eisregen einfach meins ist. Und – okay, langsam langweile ich wahrscheinlich – perfekte Streammusik, weil: plätschert so schön vor sich hin. Gibt derzeit jedenfalls kaum besseres, als im Morgendunkel damit zur U-Bahn zu stapfen…


Gregors No. 8:

Grimes – Visions
(4AD / Beggars / Indigo, VÖ: 09.03.2012)

Claire Boucher alias Grimes hat so ziemlich alle Folien übereinander gelegt, die man zur Erstellung eines Phantombildes benötigt. Obendrein hatte sie das Glück, dass die Welt dem Großmeister der Re-/Dekontextualisierung Begriffe andichtete, die den Erwartungswert nicht weiter als Wahrscheinlich-keitsmaß definiert. Witch House + Hypnagogic Pop + Visual Kei + Digital Native + Seapunk = Die Neuerfindung von Pop im Jahr 2012. Ein Identkit für die Heiligsprechung mit 25. Ich weiß gar nicht genau, ob ihr auch jemand zugehört hat. Lady Gaga ist ja auch nur zum Gucken da.