Zum Inhalt springen

Politik

Gema am Ende

Die GEMA wähnt starke Partner an ihrer Seite: Die Musiker und Komponisten selbst sind es, die völlig zu Recht eine Verwertungsgesellschaft für sich beanspruchen, sich in Ermangelung an Alternativen allerdings nahezu kritiklos zur GEMA bekennen. Diese „Besser-als-Nichts-Mentaliät“ ist brandgefährlich. Alternativmodelle, für die einzustehen es sich lohnen würde, stehen häufig nicht zur Debatte. Und so bleibt der komplexe Verteilerschlüssel des Monopolisten vor allem weiterhin eins: in Zement gegossen.

»Es kann und darf nicht sein, dass die GEMA auf alle Zeiten das Sagen hat. Irgendwann wird es zu einer marktwirtschaftlichen Regelung kommen, bei der der Künstler die Option hat, sich für eine Gesellschaft seiner Wahl zu entscheiden, die die Live-Rechte für ihn wahrnimmt«, sagt der renommierte Entertainment-Promoter Marek Lieberberg im Gespräch mit dem Hamburger StadtMagazin OXMOX. Lieberberg geht auch sonst mit der GEMA wenig zimperlich um. Ein Plädoyer für die Öffnung des GEMA-Monopols.

Gegen die Tarifreform 2013

228.768 Unterstützer und 88 Tage Restlaufzeit: Die Online-Petition gegen die Tarifreform 2013 der GEMA ist beispiellos in der noch jungen Geschichte der Online-Petitionen. Das bringt die GEMA in Bedrängnis, zumal die Debatte über ihr umstrittenes Abrechnungssystem gerade erst Fahrt aufgenommen hat. Zwar sind große Meinungsbildner wie das Heute Journal mit dem komplexen Gebilde bislang noch überfordert (wer ist das nicht?) und äußern Zweifel am Protest, jenseits der TV-Anstalten gibt es allerdings einige lesenswerte Artikel, die das trockene Thema rund um Tarife und Lizenzen in Ansätzen fassbar macht, allen voran der Beitrag »Mein Senf zum GEMA-Senf« von Browserboy. Guido Möbius, selbst Musiker, Musikverleger und PR-Agent für Plattenfirmen und Festivals, kritisiert die Verteilungspraxis in der Frankfurter Rundschau vom 25.06.2012: »Gema, der Club der oberen 3400«. Die Problematik schwingt auch hier mit: »Vereinfacht ja, verbessert nein: Neue GEMA Tarife mit altem Systemfehler und einer bösen Ohrfeige für Techno«. Dass man den Reformkurs kritisieren kann, nicht aber ändern wird, schreibt die F.A.Z. in ihrer Ausgabe vom 04.07.2012: »Für uns steht der neue Grundtarif nicht zur Diskussion.« erklärte dort Gema-Sprecherin Schilcher unlängst mit verschlossenen Ohren, womit wir wieder bei den Ohrfeigen wären. Und überhaupt: Die Debatten über Gebührenerhebungs- und Verteilungspraktiken, Urheberrecht, Massendigitalisierung und Filesharing treten gerade extrem auf der Stelle. Hilfe, wir sind im Reformstau!

[EDIT I] Statement von Sven Väth zur geplanten Änderung der GEMA-Tarife.

[EDIT II] Die Tariferhöhung der Gema war in der letzten Wochenendausgabe der F.A.Z. Titelstory im Feuilleton: »Tariferhöhung der Gema Wenn die Musik nicht mehr spielt«

Friede, Freude, Pflastersteine

Der Historiker Ralf Hoffrogge beschäftigt sich anlässlich der verbotenen Blockupy-Proteste in Frankfurt im Dossier mit dem Mythos des linken Gewalttäters, dem Versagen der deutschen Presse- und Medienlandschaft sowie der Sensationsgier vieler Medienmacher: »Mit wenigen löblichen Ausnahmen wurde das absurde und hilflose Schauspiel einer Gewaltdebatte ohne Gewalttäter geführt, es dominiert die Sensationsgier und nicht die Analyse«. Und weiter: »Welche Lehren sollen die Protestierenden daraus ziehen? Offensichtlich kann es in Deutschland nur zwei Sorten von Protest geben: die eine ist gewalttätig, chaotisch und gehört daher verboten, die andere ist friedlich und bunt, erlaubt und gelobt – aber gleichzeitig auch uninteressant«. Über das Versagen der bürgerlichen Medien nach den Blockupy-Protesten (Beitrag vom 24. Mai 2012).

Der Streit ums Urheberrecht

Die Menschheit kopiert mit etwa dem gleichen Bewusstsein Audios, QuickTimes und dergleichen mehr wie sie das vor 20 Jahren mit Tonträgern wie der Schallplatte gemacht hat. Da der Aufwand in jener Zeit ungleich größer war, beließ man es bei Kampagnen wie »Home Taping Is Killing Music«, die nachdenklich stimmen sollten und daran erinnerten, dass hinter jedem Werk ein Urheber steht. Von einer Kriminalisierung der Musikfans war damals wenig zu spüren. Nun haben sich die Methoden geändert, nicht aber das Bewusstsein, eine neue Generation ist herangewachsen, die Kassetten etc. nicht mehr kennt, und es kann wohl niemand annehmen und unterstellen, beim Kopieren habe man die massenafte Verbreitung im Sinne. Warum sollten sie das wollen? Die Debatte darüber wird hart geführt, wie Frank Schirrmacher im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen ganz richtig konstatiert, allerdings nicht in Regierungskreisen, sondern in Tweets und Foren. Der Grund ist laut Schirrmacher einfach zu benennen, und seines Erachtens »der Kern der ‚Urheberrechtsdebatte‘: Ein Funktionssystem, das Freiheit und Autonomie produzieren soll, verwandelt sich in einem wirklich faszinierenden Regimewechsel bei manchen, vor allem der jüngeren Generation, zu einem Subsystem von ‚Überwachen und Strafen‘.« Die »Verwandlung vom Staatsbürger zum Kriminellen« beleuchtet Schirrmacher in seinem Artikel »Schluss mit dem Hass – Wie kommt es, dass die Produzenten und so viele Rezipienten von Werken der Kunst so aufeinander losgehen?« [Link entfernt wg. LSR – Edit roland] vom 13.05.2012.

Fünf Fragen zum Urheberrecht

Eins kann man den Piraten nun wirklich nicht vorwerfen: Fahrt in die Debatte um das Urheberrecht gebracht zu haben. Und womöglich war es auch richtig, die so genannten Künstler und Kreativen mal richtig in Fahrt zu bringen, weil es normalerweise ihre Sache nicht ist, dieses Problem beim Namen zu nennen. Realität ist, dass viele Künstler und Kulturschaffende ihren Lebensunterhalt unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht oder nur unzureichend bestreiten können (gerade in der Musikbranche ist die Lage dramatisch). Realität ist auch, dass „das Internet die Menschen in die Lage versetzt hat, digitalisierte Inhalte schneller und günstiger als jemals zuvor zu verbreiten: identisch und nahezu kostenfrei.“, wie Dirk von Gehlen für die Süddeutsche schreibt. Vor diesem Hintergund gibt es eigentlich keine Alternative zu einer grundlegenden Reform des Urheberrechts, alles nur eine Frage der Zeit. „Wie kann der Gesetzgeber ohne demokratiefeindliche, kostenintensive Überwachung die technischen Möglichkeiten so gestalten, dass es einen Ausgleich zwischen den Interessen der Urheber und der Nutzer geben kann?“. Natürlich immer mit dem Ziel vor Augen, dem Künstler zu seinem Recht zu verhelfen und ihm das zu geben, was er verdient.

[Zitat entfernt wg. LSR – Edit Roland]

„Fünf Fragen zum Urheberrecht, die unsere Gesellschaft beantworten muss“ von Dirk von Gehlen (Süddeutsche.de – Link entfernt wg. LSR – Edit Roland).

Aus Acta wird Ipred

Inzwischen sollte jeder den Inhalt des Urheberrechtsabkommens Acta studiert haben. Vor allem aber die Herrschaften aus der Politik. Vom Tisch ist die Sache dadurch noch lange nicht, geht es in der aktuellen Debatte doch vor allem um eins: Vertuschen und Verharmlosen. Denn: Acta ist erst der Anfang. Laut Heribert Prantl von der Süddeutschen ist das Gesetz nur die Lokomotive, die später mal die Waggons mit dem Gefahrgut ziehen soll: »Die EU-Kommission will sich vom EU-Gerichtshof eine TÜV-Plakette für die Lok und grünes Licht für den gesamten Zug geben lasen.«

[Zitat entfernt wg LSR – Edit roland]

»Warum der Europäische Gerichtshof Acta stoppen muss« – den ganzen Artikel lesen [Link entfernt wg. LSR – Edito roland].

Digitale Lebenschronik

Wir kommen da nicht mehr raus. Die Timeline wird in den nächsten Tagen bei jedem Facebook-Nutzer installiert – ob er will oder nicht. Und ein Leben ohne FB ist nicht mehr denkbar. Das Internet ist einfach zu groß. Fuck!

Digitale Lebenschronik: Timeline-Zwang für Facebook-Nutzer (sueddeutsche.de)

Und der Nachbar Google? Google weiß alles – und will noch mehr. Der US-Konzern Google will künftig alle Daten, die Nutzer bei seinen Diensten hinterlassen, miteinander verknüpfen. So kommt der Internetriese seinem Traum vom gläsernen Google-Nutzer wieder ein Stück näher. (fr-online.de)